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Dezentrale EnergiewendeEnergiespeicher legen kräftig zu

(Bildquelle: © Gerhard Mester, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Hohe Energiepreise, Klimaschutz sowie der Bedarf für mehr Versorgungssicherheit und Flexibilität treiben den Speichermarkt. Angesichts zweistelliger Umsatzzuwächse zeigt sich die Speicherbranche optimistisch. Doch es gibt auch Wermutstropfen.

31.03.2023 – Energiespeicher liegen im Trend. 12,1 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete die Branche in 2022, ein Plus gegenüber dem Vorjahr von über 30 Prozent. 2023 wird ein noch stärkeres Wachstum von knapp 40 Prozent auf rund 16 Mrd. Euro Umsatz erwartet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Branchenanalyse im Auftrag des Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES), die zum Auftakt der Fachmesse Volta-X am Dienstag in Stuttgart vorgestellt wurde.

Treiber für den boomenden Markt für Energiespeichersysteme sind die hohen Energiepreise, Dekarbonisierungspflichten sowie der Bedarf nach Versorgungssicherheit und Flexibilität. Zudem bringt der Trend zur E-Mobilität weitere Anwendungsmöglichkeiten für die Speicherbranche in allen drei Marktsegmenten – Haushalt, Industrie und Systeminfrastruktur.

Der Ukraine-Krieg habe gezeigt, dass man schnell Probleme bekommen kann, „wenn die Energieversorgung an langen Pipelines hängt“, unterstrich BVES-Geschäftsführer Urban Windelen. Umso wichtiger seien Resilienz und Dezentralität. „Energiespeichersysteme sind nicht mehr wegzudenken, wenn es um ein stabiles und kosteneffizientes Energiesystem geht“, so Windelen.

Beliebte Heimspeicher und Wärmepumpen

Laut den vorgelegten Branchenzahlen legten die Energiespeichersysteme auch in 2022 in Privathaushalten am stärksten zu. In diesem Marktsegment erwirtschafteten die Unternehmen einen Umsatz von 7,1 Mrd. Euro, ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 61 Prozent. Die hohen Energiekosten für Strom aus dem Netz treiben die Installation von PV und Energiespeichern in Gebäuden und privaten Haushalten deutlich voran So werden mittlerweile 75 Prozent der Photovoltaik-Anlagen im Kombipack mit einem Speicher installiert oder erweitert, um den lukrativen Eigenverbrauch zu erhöhen.

Rund 650.000 Batterieheimspeicher waren Ende 2022 in deutschen Haushalten installiert – mit einer durchschnittlichen Kapazität von 8,8 Kilowattstunden. Deutsche Hersteller liegen hierbei mit einem Marktanteil von über 50 Prozent gut im Rennen. Auch der Wärmesektor wuchs kräftig: 236.000 Wärmepumpen wurden im vergangenen Jahr neu installiert (plus 53 Prozent). Haushalte, die Energiespeicher einsetzen, haben zu fast 40 Prozent auch eine Wärmepumpe und zu 36 Prozent auch ein Elektroauto.

Verhaltene Nachfrage bei Industrie und Gewerbe – Hemmschuh Regulatorik

Im Industrie- und Gewerbesektor entwickelte sich die Nachfrage verhaltener als bei Haushalten. Zwar kletterte der Umsatz im Jahr 2022 auf 1,51 Mrd. Euro (2021, 1,24 Mrd. Euro), doch blieb er unterhalb der Vorjahresprognose. „Nicht erfüllte Erwartungen für die Gesetzgebung und Regulierung, lange Genehmigungsprozesse und auch der Fachkräftemangel bremsen den Einsatz von Speichersystemen in der Industrie noch aus“, erklärte Windelen.

Als Beispiel für hemmende Rechtsvorschriften nannte er die fehlende dauerhafte Befreiung der Speicher von Netzentgelten und Baukostenzuschüssen sowie das Ausschließlichkeitsprinzip für Energiespeicher im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).  Demnach verwandeln bereits geringste Mengen von Netzstrom eingespeicherten erneuerbaren Strom in Graustrom und der Anspruch auf EEG-Förderung entfällt. Dies müsse dringend geändert werden, appellierte Windelen an die Politik. Zudem hemme die Gas- und Strompreisbremse die Bereitschaft in saubere Technologien zu investieren – etwa in die Speicherung von industrieller Prozesswärme.

Renaissance Pumpspeicher – kleinerer Boom Großbatteriespeicher

Zufrieden zeigte sich Windelen mit der Nachfrage nach Großspeichern im Bereich Systeminfrastruktur. Zwar lag der Umsatz mit 2,8 Mrd. Euro leicht unter 2021, doch die Delle der vergangenen Jahre habe mehr als ausgeglichen werden können. Mit einem Zubau von 350 Megawatt erlebten große Batteriespeicher laut BVES einen – wenn auch noch kleineren – Boom. Der Grund dafür seien stabile Regelenergiepreise und die Flexibilisierung der Märkte, so dass ein Speicher an verschiedenen Märkten teilnehmen und Erlöse erzielen könne.

Auch die Pumpspeicher zeigten laut Branchenanalyse einen deutlichen Bedeutungs- und auch Umsatzzuwachs auf 2,1 Mrd. Euro in 2022. Aufgrund der stark schwankenden Energiepreise und dem höheren Bedarf nach Flexibilität hätten sie ihre großen Kapazitäten gut in den Energiemärkten platzieren können. Der Branchenverband erwartet, dass dieser Trend auch im laufenden Jahr anhält.

Optimismus – doch Lieferkettenprobleme bereiten Sorgenfalten

Insgesamt blickt die Speicherbranche positiv auf das laufende Jahr. Zwei Drittel der Unternehmen rechnen mit weiteren deutlichen Umsatzsteigerungen im zweistelligen Bereich. Schon in wenigen Wochen soll die magische Grenze von einer Million installierter Heimspeicher im deutschen Haushalten geknackt sein. Die hiesigen Fertigungskapazitäten würden weiter ausgebaut und auch das Auslandsgeschäft werde zulegen, vor allem in den USA, erwartet der BVES. Sorgenfalten bereiten allerdings drei Viertel der befragten Mitgliedsunternehmen die Lieferkettenprobleme. Ein Viertel sehen den Fachkräftemangel als wesentliches Hemmnis an, planen doch 80 Prozent der Unternehmen weiteres Fachpersonal einzustellen.

Bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen baut der BVES auf Verbesserungen. „Es ist höchste Zeit für die Bundesregierung, die wachsende Rolle der Energiespeicherung für unser zukünftiges Energiesystem anzuerkennen und den breiten Einsatz von Speichertechnologien endlich zu ermöglichen und zu fördern“, sagte Windelen. Als überfällig sieht er es hierbei auch an, dass fluktuierende Wind- und Photovoltaikanlagen ab einer bestimmten Größe künftig nur noch im Kombipack mit Speichern gebaut werden dürfen, um den erzeugten Strom möglichst effizient zu nutzen. Hans-Christoph Neidlein


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