Club of Rome 1972: Es gibt sie: die Grenzen des Wachstums
Seit einem halben Jahrhundert diskutiert die Wissenschaft die Grenzen menschlicher Entwicklung auf der Erde. Die Politik reagierte spät auf die Erkenntnisse, wird getrieben von Protesten und Katastrophen. Die Optionen zum Handeln schwinden.
04.03.2022 – Vor 50 Jahren begann mit der Studie „Grenzen des Wachstums“ der öffentliche und wissenschaftliche Diskurs über Nachhaltigkeit und natürliche Grenzen. Erstmals hatten Wissenschaftler anhand eines Weltmodells verschiedene Entwicklungspfade der Menschheit simuliert. Die zentrale Aussage: Wenn die Menschheit ihren Rohstoffkonsum nicht einschränke, Verschmutzung und Zerstörung der Ökosysteme nicht beende, das Bevölkerungswachstum nicht kontrolliere, wäre bis zum Jahr 2100 eine Katastrophe für die Weltgemeinschaft unvermeidbar. Die vom Club of Rome beauftragte Studie löste Kontroversen aus, rief sowohl Kritiker als auch Befürworter auf den Plan. Die Grundausrichtung der Studie wurde inzwischen mehrfach wissenschaftlich bestätigt.
Heute 50 Jahre später ist das Wissen um die Wechselwirkungen der verschiedenen Variablen wie Ressourcen, Umweltverschmutzung und Resilienz von Ökosystemen ungleich größer, die Auswirkungen menschlichen Handelns auf unsere Umwelt sichtbar, der Klimawandel Realität, die daraus folgende Krise eine reale Bedrohung für die gesamte Menschheit.
Wir wissen inzwischen, dass das globale System nur mit großer Verzögerung auf Entwicklungen reagiert und Maßnahmen ergriffen werden sollten, bevor die Probleme vollständig sichtbar sind. Unsere Handlungsoptionen heute bedeuten ungleich schärfere Einschnitte, als wenn wir vor Jahrzehnten gehandelt hätten – aber entschlossenes Handeln könnte noch schlimmere Szenarien vermeiden.
Dennis Meadows, neben Donatalla Meadows und Jørgen Randers einer der Autoren der Studie, zieht 50 Jahre nach ihrem Erscheinen eine nüchterne Bilanz: „Die Menschheit hat die Tragfähigkeit der Erde schon vor mindestens zwei Jahrzehnten überschritten. Wie die Menschheit den Planeten nutzt, wird wieder auf ein nachhaltiges Niveau sinken, ohne Zweifel! Aber so sicher das Ergebnis ist, die Mittel, um es zu erreichen, sind es nicht: Es wird sich entweder durch proaktives gesellschaftliches Handeln einstellen oder durch die Katastrophen eines überlasteten Planeten erzwungen.“
Die heute diskutierten Themen wie Nahrungsmittelknappheit, Meeresverschmutzung und Klimawandel seien keine Probleme an sich, sondern eher Symptome. Das eigentliche Problem sei das Wachstum der menschlichen Bedürfnisse über die nachhaltigen Grenzen des Planeten hinaus. „Bemühungen, die Symptome einzeln zu beheben, werden keinen Erfolg haben, solange die Bevölkerung und der Ressourcenverbrauch die Tragfähigkeit des Planeten übersteigen. In einem Bereich den Druck zu entlasten, wird nur dazu führen, dass der Druck in einem anderen Bereich steigt“, so die Einschätzung von Meadows.
Vertrauen in Politik war Irrglaube
Sein Modell würde er heute nur geringfügig anders aufbauen. Die größte Veränderung würde nicht in den Annahmen und Variablen liegen, sondern in der Strategie der Kommunikation. Meadows würde erfahrene Entscheidungsträger von Anfang an in die Bemühungen einbeziehen, anstatt darauf zu vertrauen, dass sie den Empfehlungen, die ohne ihre Beteiligung entwickelt wurden, Glauben schenken und sie umsetzen.
Meadows sieht die Aufgabe der Menschheit nun darin, proaktiv ein friedliches, gerechtes und allmähliches Schrumpfen zu erreichen, das die verbleibende Fruchtbarkeit des Planeten am besten bewahrt. Dazu müsse die Menschheit anerkennen, dass die Periode des globalen Wachstums beendet ist. Alle Wissenschaftsdisziplinen müssten den Fokus ihrer Forschung auf Optionen richten, die der Menschheit realistische Wege im kommenden Jahrhundert des Schrumpfens aufzeigen. Das Ziel allen Handelns müsse auf mehr Resilienz und Anpassungsfähigkeit liegen –persönlich, in der Familie, zu Hause, in Organisationen, Gemeinschaften, auf der ganzen Welt.
„Erforderlich sind neue Strategien für Einwanderung, Stadtentwicklung, landwirtschaftliche Produktion, Verkehr und Energieerzeugung, um mit den Folgen fertig zu werden, die mit hundertprozentiger Sicherheit kommen werden. So wird beispielsweise der für 2050 prognostizierte Anstieg des Meeresspiegels weltweit viermal so viele Menschen aus ihren Wohnorten vertreiben, wie derzeit als Flüchtlinge anerkannt sind. Darauf gibt es bisher keine Vorbereitungen“, warnt Meadows. pf
Kommentare
Probst heiko am 07.03.2022
Die Menschen zerstören den Planeten bis die Erde nicht s mehr geben kann und vernichten sich selbst.