Menü öffnen

KohleverstromungMachen RWE und LEAG mit Braunkohle keinen Gewinn mehr?

Das Kraftwerk Niederaußem bei Nacht in Langzeitbelichtung. Von Kühltürmen und Schornsteinen steigt schleierartig Wasserdampf und Rauch auf. Die Szenerie ist in gelbliches Licht getaucht.

Neueste Berechnungen legen nahe: 2019 fährt die Braunkohle hohe Verluste ein. Die Zeiten der Grundlastabdeckung durch Braunkohle scheinen vorbei zu sein. Ob da Entschädigungen für die Abschaltung alter Kraftwerke angebracht sind?

01.08.2019 – Bis 2023 sollen im Rheinland Braunkohlekapazitäten von drei Gigawatt (GW) stillgelegt werden, so schlägt es die Kohlekommission in ihrem Abschlussbericht vor und nimmt dabei vor allem alte Braunkohlemeiler in den Blick. Doch die Abschaltung will sich RWE mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Rolf-Martin Schmitz teuer bezahlen lassen. Bis zu 1,5 Milliarden Euro je GW fordert Schmitz.

Doch gerade ältere Kraftwerke, die vor 1990 gebaut wurden, scheinen bereits jetzt überflüssig für RWE und Co. Denn nach Berechnungen des unabhängigen Thinktanks Sandbag war der Betrieb älterer Braunkohlekraftwerke zwischen Mai und Juni dieses Jahres nicht ökonomisch. Etwa die Hälfte der Zeit fuhren die Kraftwerksblöcke demnach keinen Gewinn ein.

Auch insgesamt zeigen die Berechnungen, dass deutsche Braunkohlekraftwerke im ersten Halbjahr 2019 keinen Gewinn mehr machten. Der Umsatz fiel von 1.109 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2018 auf 513 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2019. Nicht genug, um die Fixkosten zu decken. Mehr noch, mit Einberechnung der Fixkosten betrug der Verlust in diesem Jahr bislang 664 Millionen Euro, Hierbei schlagen vor allem die älteren Kraftwerke zu Buche, mit einem Verlust von 476 Millionen Euro.

Kraftwerksblöcke wurden bereits aus wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet

Aus wirtschaftlichen Gründen wurde in Lippendorf nahe Leipzig derweil ein Kraftwerksblock zwischenzeitlich ganz abgeschaltet. Denn neben der gestiegenen Verfügbarkeit Erneuerbarer Energien wird Kohleenergie zunehmend unrentabler. Gestiegene Kosten für CO2-Zertifikate zusammen mit gesunkenen Preisen an der Strombörse machen die Braunkohle zunehmend unwirtschaftlich.

So scheint der Emissionshandel langsam Wirkung zu zeigen, mit höheren Preisen pro Zertifikat. Darüber hinaus fielen die gehandelten Preise an der Strombörse teilweise deutlich in den Minusbereich – ein Indiz für Stromüberschuss im Netz aufgrund hoher Einspeiseraten von Wind- und Sonnenenergie.

Auch in den kommenden Jahren starke Verluste erwartet

Und folgt man den Berechnungen von Sandbag, wird die Braunkohle auch in den kommenden Jahren starke Verluste machen. Zwischen 2020 und 2022 erwarten die Experten ein Minus von bis 1,8 Milliarden Euro, vor allem wenn eine wirksame CO2-Bepreisung in Deutschland Einzug hält. Die Berechnungen des Thinktanks beruhen derweil auf bislang veröffentlichten Zahlen der Kraftwerksbetreiber und genauer Beobachtung des Marktes. RWE selbst hingegen erwartet für die Bereiche Braunkohle und Kernenergie zusammen einen Jahresgewinn von 300 bis 400 Millionen Euro.

Dave Jones, Analyst von Sandbag, fordert in diesem Zug mehr Offenheit der Energiekonzerne. „RWE und LEAG müssen nun Transparenz mit der deutschen Öffentlichkeit zeigen. Was sind ihre Kraftwerke wirklich wert und wie schnell können sie die alten, umweltschädlichen Braunkohlemeiler abwickeln?“, so Jones. Und an die Verantwortlichen in der Politik gerichtet mahnt Jones nicht voreilig „Blankochecks“ zur Entschädigung an die Kraftwerksbetreiber auszuschreiben. mf


Mehr zum Thema


energiezukunft