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TaxonomieMenschen in der EU bewerten Gas und Atomkraft als nicht nachhaltig

Demonstranten mit  Atomkraft-nein-danke-Fahnen
Die Atomkraft als nachhaltiges Investment findet länderübergreifend in der EU nur wenige Befürworter. (Foto: Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen auf Wikimedia / CC BY-SA 2.0)

Die Haltung der Europäer:innen ist klar – sie stufen Gas und Atomkraft mit großer Mehrheit als nicht nachhaltig ein. Die Ablehnung der Atomkraft ist in Spanien am größten, gefolgt von Deutschland. Wasserkraft, Wind- und Solarenergie sind akzeptiert.

23.06.2022 – Der Plan der EU-Kommission, Erdgas und Atomkraft in der EU-Taxonomie als nachhaltig einzustufen wird von den Bürgerinnen und Bürgern in Europa nicht unterstützt. Dies zeigen Ergebnisse aus einer Umfrage im Auftrag des WWF in acht europäischen Ländern.

Nur 22 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass Investments in Atomkraft als umweltverträglich gelten sollten. In Spanien sind es sogar nur 20 Prozent, im Atomkraftland Frankreich allerdings 33 Prozent.

Bei Erdgas sind immerhin 38 Prozent der Deutschen der Meinung, dass die EU diesem Energieträger ein grünes Label verleihen sollte. Damit liegen die Deutschen bei der Akzeptanz von Gas gleichauf mit Italien und am oberen Ende der Skala. In Bulgarien (42 Prozent) und Rumänien (41 Prozent) ist die Zustimmung noch größer. In den Niederlanden hat Gas als Energieträger durch die Umweltschäden im eigenen Land stark an Akzeptanz verloren, nur 23 Prozent der Niederländer würden Erdgasinvestitionen als nachhaltig einstufen.

Ganz anders sieht es bei den Erneuerbaren Energien aus. Wasserkraft, Solarenergie und Windenergie erhalten hohe Zustimmungswerte, wobei die Solarenergie die Nase vorn hat. Im Durchschnitt erhält sie 92 Prozent Zustimmung, die Windkraft 88 Prozent und die Wasserkraft 87 Prozent. Erdgas kommt im Schnitt auf 35 Prozent Zustimmung und Atomkraft auf 29 Prozent.

Die Umfrage wurde von 8125 Bürger:innen in 8 europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Polen, Rumänien, Niederlande und Bulgarien) beantwortet.

„Die Menschen haben kein Vertrauen in Erdgas und Atomkraft als sichere Energiequellen. Diese fügen Umwelt und Klima Schaden zu. Auch der Finanzmarkt wird eine EU-Taxonomie für nachhaltige Investitionen nicht nutzen können, in der Erdgas und Atomkraft als nachhaltig verklärt werden. Kunden ohne Vertrauen wird das Instrument nicht helfen. Banken und Investoren wollen einen wissenschaftsbasierten Standard für langfristige Investitionsentscheidungen, keinen politisch motivierten. Die ständige politische Geisterdebatte zur Atomkraft ist nur noch ein Bremsklotz für die notwendige Transformation“, sagt Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland. 
 
Sebastien Godinot, Ökonom im Brüsseler WWF-Büro, sagt: „Es gibt einfach keine öffentliche Unterstützung für den Plan der Kommission, Erdgas- und Atomkraft grün zu waschen. Was die Bürgerinnen und Bürger deutlich als ‚grün‘ unterstützen, sind Sonnen- und Windenergie, nicht schmutzige, veraltete Brennstoffe. Wir fordern die Europaabgeordneten auf, auf ihre Wählerschaft zu hören und diesen Vorschlag zu blockieren.“

Die Umfrage zeigt auch, wie der Krieg in der Ukraine die Meinung der Bürger:innen über die Energiewende beeinflusst hat: 57 Prozent in Deutschland (60 Prozent in Europa) meinen, der Krieg in der Ukraine bedeute, dass die Europäische Union ihre Pläne zur Verringerung der Nutzung fossiler Brennstoffe beschleunigen sollte. 

In der ersten Juliwoche stimmt das gesamte Plenum des EU-Parlaments über den Vorschlag der EU-Kommission ab, Atomkraft und Erdgas im delegierten Rechtsakt der EU-Taxonomie als „nachhaltig“ einzustufen. Der Wirtschafts- und Umweltausschuss haben sich in der vergangenen Woche deutlich gegen diesen Vorschlag ausgesprochen. Der delegierte Rechtsakt mit Atom und Erdgas tritt nur in Kraft, wenn EU-Parlament oder EU-Rat mit der entsprechenden Mehrheit nicht widersprechen. pf


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