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IEA – World Energy Outlook„Photovoltaik ist der neue König“

Photovoltaik-Anlage mit Sonnenaufgang
In 95 Prozent aller Länder ist Photovoltaik die kostengünstigste Option zur sauberen Energieerzeugung. (Foto: Nuno Marques on Unsplash)

IEA-Chef Birol sieht die Energiekrise als Chance für Klimaschutz und beschleunigte Energiewende. Doch dabei mahnt er auch eine enge europäische Zusammenarbeit und eine Neuausrichtung der Industriepolitik zur Sicherung grüner Wertschöpfungsketten an.

28.11.2022 – Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA) Fatih Birol zeigte sich am vergangenen Donnerstag in Berlin bei einer Veranstaltung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) im Auswärtigen Amt optimistisch. „Ich bin zuversichtlich, dass die derzeitige Energiekrise ein Wendepunkt hin zu mehr erneuerbaren Energien und sauberer Energie sein wird. Wir sehen derzeit einen enormen Appetit für saubere Energien“, sagte er.

So hätten bereits im vergangenen Jahr die Investitionen in saubere Energien um mehr als 50 Prozent zugelegt und dieser Trend werde sich nun nochmals verstärken. Der Anteil der Elektroautos an den weltweiten Neuzulassungen sei von 4 Prozent in 2019 auf 15 Prozent in 2022 gestiegen. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen sei jedoch noch weit mehr Tempo und Ambition nötig. „Hierzu müssen wir die Investitionen in saubere Energien verfünffachen“, betonte Birol. Wobei die IEA zu sauberer Energie neben den Erneuerbaren auch in geringerem Umfang die Atomkraft zählt.

Photovoltaik die kostengünstigste Option

Birol sieht mehrere Treiber für den verstärkten Wandel hin zu sauberer Energie. Zuallererst die Kostenvorteile der Erneuerbaren Energien, vor allem der Photovoltaik. „In 95 Prozent aller Länder ist Photovoltaik die kostengünstigste Option, Photovoltaik ist der neue König“, unterstrich Birol. Dazu komme das Streben nach Energiesicherheit, die Klimaschutzziele der meisten Länder und der Vereinten Nationen sowie die verstärkte massive Förderung des Strukturwandels durch bedeutende Länder.

Für wegweisend hält Birol, dass die U.S. Regierung mit ihrem Inflation Reduction Act 400 Milliarden Dollar in die Hand nimmt, um eine erneuerbare Energieerzeugung und -fertigung, E-Mobilität, Batterieproduktion oder Elektrolyseure zu fördern. Auch das Fit-for-55-Paket der EU und das Repower EU-Programm, Japans Green Transformation-Programm sowie ehrgeizige Erneuerbare-Ziele in Südkorea, China und Indien gingen in dieselbe Richtung.

Grüne Wertschöpfungsketten in Europa sichern

Doch sieht der IEA-Chef die Notwendigkeit, die europäische Industrie- und Rohstoffstoffpolitik noch stärker auf Dekarbonisierung und die Sicherung grüner Wertschöpfungsketten auszurichten, sei es beim Ausbau der Photovoltaikfertigung, der Batteriezellproduktion oder der Rohstoffversorgung u.a. mit seltenen Erden und Metallen. „Europa muss seine Industriepolitik neu ausrichten und mehr kooperieren“, auch um mit anderen großen Playern wie den USA und China mithalten zu können, so der IEA-Chef.

Russland hält Birol durch seinen Invasionskrieg auch mittel- und langfristig massiv geschwächt. Er rechnet damit, dass Russlands Anteil am globalen Energiehandel von rund 20 Prozent im Jahr 2021 auf etwa 13 Prozent bis 2030 sinken wird. Russland könne seine Energieexporte, vor allem von Gas, nach Europa nur schwer mit anderen Handelspartnern ausgleichen.

Pro gemeinsame europäische Gasbeschaffung in der Krise

Birol sieht Deutschland und Europa für diesen Winter für die Gasversorgung gut gerüstet, Herausforderung sei der kommende Winter, wo voraussichtlich gar kein russisches Gas mehr nach Europa kommen werde. Umso wichtiger sei neben Energieeffizienz und dem schnelleren Ausbau der Erneuerbaren eine gemeinsame europäische Gasbeschaffungsstrategie, um die Marktmacht der EU als Pfund zu nutzen, so der IEA-Chef.

Ausdrücklich lobte Birol den Ausbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland im Rekordtempo sowie deren Ausrichtung auf die künftige Versorgung mit grünen Gasen. Dies eröffne auch gute Chancen für Kooperationen mit Lieferländern, beispielsweise in Afrika, um dort die möglichst klimaneutrale Transformation zu stärken.

Graichen: Neue Windräder mit demselben Tempo wie LNG

Patrick Graichen, Staatssekretär im BMWK, sieht das Kriegsjahr 2022 als „Tipping Point“ für einen beschleunigten Abschied vom fossilen Gas. Zumindest rechnet er damit, dass sich der Gasverbrauch – trotz LNG-Beschaffung und Infrastrukturausbau – nicht mehr wesentlich erhöht, sondern innerhalb der kommenden zehn Jahre konstant bleibt.

Zentral sei nun der Ausbau der Erneuerbaren und die Elektrifizierung, um den Öl- und Gasverbrauch zu reduzieren. Hierfür gelte es alles zu tun, um Kapazitätsengpässe im Produktionsbereich und bei der Installation von Anlagen zu beseitigen und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Man sehe ja, was in punkto Tempo bei der Errichtung von neuen, schwimmenden LNG-Terminals gehe. „Im selben Tempo brauchen wir auch neue Windräder, Solarparks, Wärmepumpen, Speicher und Elektrolyseure“, unterstrich Graichen. hcn

 


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