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Nach der ÜbernahmeWas hat Fortum mit Unipers Kohlekraftwerken vor?

Nach der Übernahme des Energiekonzerns Uniper durch das finnischen Staatsunternehmen Fortum mehren sich die Fragen. Werden die Kohlemeiler weiterverkauft, womöglich an den Konkurrenten RWE? Oder planen die Finnen einen mittelfristigen Kohleausstieg?

19.11.2018 – Aus der Sicht von Kari Kautinen, bis Ende September bei Fortum noch zuständig für die Übernahme von Uniper, passen der finnische und der deutsche Energiekonzern bestens zusammen. Ähnlich wie Fortums Wasserkraftwerke in Skandinavien würden die Uniper-Kraftwerke den zunehmenden Wind- und Solarstrom perfekt ergänzen. Nur dass es in Deutschland halt Gas und Kohle statt sauberer Wasserkraft ist. Für die Versorgungssicherheit dennoch unumgänglich, ohnehin nur für einen begrenzten Zeitraum, bis es genügend grünen Strom gibt. Mit diesen Worten warb Kautinen vor einem Jahr für die Uniper-Übernahme. Ein Kraftakt, denn das von E.ON abgespaltete Unternehmen kämpfte gegen die Finnen und für seine Unabhängigkeit. Mittlerweile hat der Konzern aus Espoo nahe Helsinki das Sagen, ihm gehören 47,35 Prozent der Aktien.

Sauberes Image mit Kohlemeilern?

Beobachter rätselten damals, wie die schmutzigen deutschen Kraftwerke in die Strategie des finnischen Staatskonzerns passen. Viel schlauer ist heute niemand. Denn Fortum setzte bislang auf vorwiegend saubere Energie, viel Wasserkraft, dazu Atomenergie und den Ausbau Erneuerbarer Energien. Auch Gas-Kraftwerke finden sich im Kraftwerkspark, aber kaum Kohlemeiler. Die Finnen präsentierten sich stets als Unternehmen der Zukunft und der sauberen Energien. Das wird nun erheblich schwieriger.

Denn Unipers-Erzeugungskapazitäten zeigen deren fossile Abhängigkeit. Der Kraftwerkspark beinhaltet:

  • Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 18,1 Gigawatt (GW)
  • Kohlekraftwerke mit 10,4 GW
  • Wasserkraftwerke mit 3,6 GW
  • Ölkraftwerke mit ebenfalls 3,6 GW
  • Atomenergie mit 1,4 GW
  • und Wind und Solarenergie mit gerade einmal 0,1 GW

Eine perfekte Ergänzung stellt man sich anders vor. Andererseits: Gerade in Schweden und Russland besitzt Uniper viele Kraftwerke. Genau jene Länder, in denen Fortum neben Finnland besonders aktiv ist. Wie die Deutschen unterhalten sie in Russland ausschließlich fossile Kraftwerke, Gas, Öl, Kohle. In Schweden dagegen viele Wasserkraftwerke.

Gehen die Kraftwerke an RWE?

Fortum stärkt mit der Uniper-Übernahme also seine Marktmacht in diesen Ländern, geht dabei aber ein großes Risiko ein: Es bindet sich die schmutzigen deutschen Kohlekraftwerke ans Bein und übernimmt auch die Kraftwerke in Großbritannien. In Bezug auf die deutschen Kohleausstiegs-Diskussionen ein riskantes Geschäft, das die Finnen in der öffentlichen Wahrnehmung automatisch in die Schmuddelecke versetzt.

Hat Fortum also einen Plan, das saubere Image zu bewahren? Spekuliert wird, ob die deutschen Kohlekraftwerke weiterverkauft werden sollen. Sogar an den ehemaligen E.ON-Konkurrenten RWE könnten die Kraftwerke fallen. Das wäre insofern nur konsequent als dass die beiden deutschen Energieriesen derzeit ohnehin ihre Geschäftsbereiche austauschen und sich somit gegenseitig keine Konkurrenz mehr machen können: E.ON konzentriert sich auf Endkunden, Netze und Sonderlösungen. RWE wird reiner Energieproduzent. Dabei scherrt den Essener Konzern nicht die öffentliche Meinung über seine schmutzigen Kraftwerke und Geschäfte. Die Uniper-Meiler könnten also ins System passen.

Finnischer Kohleausstieg bis 2029

Würde da nicht der eigene Anspruch der Finnen im Wege stehen. Im April dieses Jahres verkündete die Regierung den Kohleausstieg des Landes bis 2029. Ab dann soll der Einsatz von Energieerzeugung aus Kohle verboten sein. Wie es mit Unternehmensbeteiligungen aussieht, ist nicht geklärt. Dennoch dürften Regierung und Öffentlichkeit die Uniper-Kohlekraftwerke ein Dorn im Auge sein. Und so kommt ein Kohleausstieg Fortums ins Spiel.

Die Überlegung: Verkauft man die Kohlekraftwerke, müssen diese noch lange weiterlaufen um den Kaufpreis wieder einzuspielen. Hat man dagegen die schmutzigen Kraftwerke im Besitz, kann man damit Klimapolitik betreiben und Schritt für Schritt abschalten. Inwieweit diese Überlegungen in der Fortum-Chefetage eine Rolle spielen, ist nicht bekannt.

Der Druck wächst

Druck in diese Richtung bauen dagegen Umweltverbände auf. In einer Petition fordern sie Fortum auf, das eigene Versprechen zur Transformation des Energiesektors einzulösen und die Kohlekraftwerke zu schließen. Die 14 Organisationen, darunter die größten finnischen Umweltverbände sowie der deutsche BUND, WWF und urgewald, haben ausgerechnet: Allein die Uniper-Kohlekraftwerke stoßen jedes so viel CO2 aus wie halb Finnland. Ein Umstand, den die um Klimaschutz bemühte finnische Regierung kaum ignorieren kann. cw


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