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Energiekrise – KlimakriseWie Handwerk und Unternehmen Energie sparen können

Brotlaibe in einem Bäckerregal
Auch Bäckereien sind von der Energiekrise stark betroffen, die Brotpreise sind gestiegen. Manche Bäckerei hat energieeffizient nachgerüstet. Wirtschaftlich interessant ist bspw. die Abwärmenutzung beim Backen. (Foto: pxhere / CC0 Public Domain)

Sparen ist das Gebot der Stunde, auch bei Unternehmen. Da ist viel Potenzial. Zunächst bieten sich Maßnahmen an, die wenig Investition erfordern. Wegen hoher Energiepreise rechnen sich Gebäudesanierung, Wärmepumpen o. PV-Anlagen schneller als bisher.

09.01.2023 – Nicht nur Haushalte, sondern auch Unternehmen und Handwerksbetriebe sind massiv von den explodierenden Energiekosten betroffen. So sind Energiekosten bei neun von zehn Handwerksbetrieben seit Anfang 2022 im Mittel um 62 Prozent gestiegen. Dies ergab eine Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) im vergangenen Herbst.

Besonders hart trifft es die energieintensiven Gewerke wie das Lebensmittelhandwerk, beispielsweise Bäcker, oder metallverarbeitende Betriebe. „Vielen steht das Wasser bis zum Hals“, beschreibt ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer die Situation. Denn vielfach können sie die gestiegenen Kosten nur teilweise oder gar nicht an die Kunden weiterreichen.

Zwar deckeln die Gas- und Strompreisbremse einen guten Teil des Energiekosten. Sie sind aber immer noch deutlich höher als vor der Energiekrise. Energieeinsparen ist daher das Gebot der Stunde. Zunächst bieten sich hierfür Maßnahmen an, die keine teuren Investitionen erfordern.

Energiemanagement als erster Schritt

„Als ersten Schritt sollten die Verantwortlichen in den Unternehmen ein effizientes Energiemanagement einführen“, rät Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg. „Unsere Erfahrung im Energiemanagement ist: Zehn bis zwanzig Prozent Einsparung sind quasi überall erreichbar – allein durch betriebliche Maßnahmen und ohne, dass große Investitionen getätigt werden“.

Beispiele sind die Optimierung der Heizungsregelung, ein hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage und eine Nachtabsenkung. Auch die Mitarbeitenden sollten geschult werden. Beim Stromsparen stellt die Reduzierung der Beleuchtung eine wichtige Maßnahme dar. Hier sollte es kein Tabu geben, etwa bei der Außenbeleuchtung von Firmengebäuden. Auch die Raum- und Hallenbelüftung sowie die Kühlung bieten betriebliche Einsparpotenziale.

Sächsische Landbäckerei zeigt, was geht

Wirtschaftlich interessant ist auch die Abwärmenutzung. So nutzt beispielsweise die Landbäckerei Schröder im sächsischen Großtreben (Beilrode) die Abwärme der Kälteanlage für die Lüftungsanlage der Backstube, den Garraum, die Fußbodenheizung und um das Warmwasser vorzuheizen. Die etwas heißere Abwärme der Öfen wird zur Trinkwasseraufbereitung auf die notwendigen 60 Grad Celsius eingesetzt.

Allein durch die Abwärmenutzung bei den Öfen und der Verbundkälteanlage kann die Bäckerei ihren jährlichen Energiebedarf für die Bereitstellung von Wärme und Warmwasser zu 80 Prozent decken und spart somit über 65 Megawattstunden Energie. Dazu kommen weitere Energieeffizienzmaßnahmen wie der Austausch alter Backöfen. Mit einem Energieeinsatz von 1,2 Kilowattstunden pro Kilogramm verarbeitetem Mehl liegt Bäcker Schröder deutlich unter dem Branchendurchschnittswert von 3,4 kWh/kg pro Jahr.

Metallverarbeiter spart mehr als 30 Prozent Energie

Um über 30 Prozent konnte die Maschinen und Formenbau Leinetal MFL im niedersächsischen Neustadt ihren Energieeinsatz senken. So nutzt das metallverarbeitende Unternehmen die Abwärme der Druckluft der Maschinen für die Beheizung der Gebäude und das Warmwasser. Möglich machen dies Wärmetauscher sowie ein 4.000 Liter fassender Pufferspeicher und eine bedarfsgerechte Steuerung der Kompressoren.

Dazu kommen weitere Energiesparmaßnahmen wie eine verbesserte Dämmung der Rohrleitungen, der Austausch von Umwälzpumpen oder der Einsatz von nur langsam laufenden Deckenventilatoren mit Drehzahlregelung. Diese führen die durch die Werkzeugmaschinen entstehende und sich unter der Hallendecke stauende Abwärme wieder in die Arbeitshöhe zurück.

Mit steigenden Energiepreisen rechnen sich auch eine energetische Sanierung der Gebäudehülle, der Einsatz von Wärmepumpen, der Anschluss an ein erneuerbar gespeistes Wärmenetz oder die Installation von Photovoltaik-Dachanlagen zur Eigenstromversorgung noch schneller als bisher.

Kostenfreie Beratungsangebote und „E-Tool“

Mit umfangreichen Beratungs- und Informationsangeboten, auch zu Fördermitteln und Investitionshilfen, unterstützen die Kammern das Energiesparen. So können Handwerksbetriebe beispielsweise über ein digitales Energiebuch, das „E-Tool“ ihre Energieverbrauchsdaten auswerten und Einsparpotenziale ermitteln. Betriebsinhaber können sich auf www.energie-tool.de kostenlos registrieren. Es finden sich dort auch Hinweise zu den Ansprechpartnern in den Handwerksorganisationen sowie Informationen zu Förderangeboten der Bundesregierung wie der BAFA-Förderung und den KfW-Programmen.

Vielfach bieten Handwerkskammern und Fach- und Innungsverbände Webinare zum Energiesparen und Fördermitteln an. Im Rahmen der „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“ kommen Berater für eine kostenfreie Erstberatung in die Betriebe, vermitteln Kontakte zu Experten vor Ort und suchen die passenden Förderprogramme heraus. Ergänzend bietet beispielsweise der Baden-Württembergische Handwerkstag eine kostenfreie Krisenberatung für Handwerksbetriebe an, die aufgrund der enorm gestiegenen Energiekosten in eine Notlage geraten sind.
Hans-Christoph Neidlein


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