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SolarenergieDas gigantische Potenzial von Freiflächen PV

Solarmodule entlang einer Bahntrasse
Solarfreiflächenanlage in Pasewalk, betrieben von NaturEnergy (Bild: naturstrom AG)

Schon ohne landwirtschaftliche Flächen übersteigt das Potenzial an Solaranlagen auf Freiflächen die Ziele der Bundesregierung, zeigt eine neue Studie. Einschließlich Ackerflächen sind die Möglichkeiten noch gewaltiger.

05.04.2024 – Ende 2023 waren es 81,8 Gigawatt an Bruttoleistung Solarenergie, die in Deutschland installiert waren. Damit konnte rund 12 Prozent des deutschen Stromverbrauchs gestemmt werden. Mit einem Zubau von 14 GW im vergangenen Jahr, war es ein „Spitzenjahr für die Photovoltaik“, wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) jubilierte. Noch nie wurde in Deutschland innerhalb eines Jahres so viel solare Leistung hinzugebaut.

Rund die Hälfte der installierten Leistung entfiel dabei auf das Heimsegment. 2024 könnte dieser Wert noch einmal übertroffen werden. Laut einer Umfrage planen mehr als 1,5 Million private Immobilienbesitzer 2024 den Bau einer Solaranlage auf dem eigenen Hausdach. Laut Expert:innen ist das Ausbauziel von 215 GW Solarenergie im Jahr 2030 inzwischen realistisch. Für Solarparks als Teil der Freiflächen PV erwartet der BSW ebenfalls eine wachsende Nachfrage. Mit 4,3 GW entfiel 2023 31 Prozent der neu installierten Solarstromkapazität auf dieses Segment.

Von Parkplätzen bis Ackerflächen

Ob an Schienenwegen und Autobahnen, über Parkplätzen, auf Industrie- und Gewerbeflächen sowie landwirtschaftlich genutzten Flächen, das Potenzial für Freiflächen PV ist riesig, wie eine neue Analyse des Öko-Instituts zeigt. Demnach könnten allein an Seitenrandstreifen, über Parkplätzen, sowie auf Industrie- und Gewerbeflächen – und damit ohne Flächennutzungskonkurrenz – 287 Gigawatt Solarenergie installiert werden. Das Ökoinstitut verweist auf die Ausbauziele nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) bis 2040 von 200 Gigawatt Freiflächen-PV-Anlagen, die mit diesem Potenzial weit übertroffen würden.

Knapp 5.000 GW würden darüber hinaus zur Verfügung stehen, wenn technische Potenziale ausgeschöpft würden, die Synergien herstellen mit Moorflächen, Gewässern oder weiteren landwirtschaftlich hochwertigen Flächen. Das Öko-Institut verweist hierbei auf sogenannte Agri-PV-Anlagen, die die landwirtschaftliche Nutzung von Flächen mit der Erzeugung von Solarenergie, kombinieren. In bestimmten Kombinationen könnte die Landwirtschaft sogar zusätzlich profitieren. In bestimmten Winkeln über den landwirtschaftlichen Flächen installiert, könnten die PV-Anlagen für Tiere und bestimmte Pflanzenarten Schutz vor extremer Sonne und Hagelschäden bieten. Rund 4,3 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche in Deutschland wären laut Autor:innen der vorliegenden Studie in Deutschland besonders geeignet.

Das Ökoinstitut verweist darauf, dass die verschiedenen Krisen der letzten Jahre zu Lieferengpässen und zwischenzeitlich zu steigenden Anlagenpreisen geführt haben. „Da auch bei den möglichen Erlösen von PV an der Strombörse ein Rückgang erwartet wird, könnten auch längerfristig zusätzliche Finanzierungselemente wie etwa direkte Stromlieferverträge notwendig sein“, so die Autor:innen. Zudem könnten Konflikte um Landnutzung für PV-Anlagen besser gelöst werden, wenn die Bürger:innen vor Ort stärker an den Erträgen der Solaranlagen beteiligt würden.

Solarpaket I hängt fest

Weiterhin hängt das beschlussfertige sogenannte Solarpaket I im Bundestag fest. Schon im Sommer 2023 vom Bundeskabinett verabschiedet, soll das Paket zusätzliche Erleichterungen für Freiflächen bieten. So sollen ertragsschwache landwirtschaftliche Flächen grundsätzlich für die Photovoltaik geöffnet werden. Zudem sollen Freiflächenanlagen, die Biodiversitätskonzepte berücksichtigen, höher vergütet werden. Es soll ein eigenes Ausschreibungssegment für Agri-PV, Parkplatz-PV, Floating-PV und Moor-PV geben. Anlagen also, die eine Doppelnutzung ermöglichen. Darüber hinaus soll es, bei Einhaltung ökologischer Kriterien, zusätzliche Förderungen für die Agri-PV geben.

Eigentlich sollte das Solarpaket I längst verabschiedet sein. Streitpunkt aber ist bislang der sogenannte Resilienzbonus. Es soll eine leicht höhere EEG-Vergütung geben, wenn europäische Komponenten verbaut werden.  Derzeit sind asiatische Module so günstig verfügbar, dass europäische Hersteller keine Zukunftsperspektive sehen. Das prominenteste Beispiel ist Meyer-Burger. Der international aufgestellte Maschinenbauer, Zell- und Modulhersteller, schließt seine Modulfabrik in Freiberg, weil die Politik es bislang versäumt habe faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. In den kommenden zwei Wochen wird eine Einigung zum Solarpaket im Bundestag erwartet. mg


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