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Urbane EnergiewendeMehr Anreize für klimaneutrale Quartiere schaffen

Baustelle Quartier Möckernkiez in Berlin Kreuzberg
Die klimaoptimierte Planung eines Quartiers hat es in sich. Die gesetzlichen Regulierungen müssen jetzt schnell verbessert werden, um die urbane Energiewende voranzubringen. (Foto: GerhardSchuhmacher (talk) 11:20, 26 July 2016 (UTC) / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

Eine Studie beleuchtet die Planung von Quartierskonzepten mit Sektorenkopplung. Lokale Potenziale klimaneutraler Energiesysteme finden kaum Beachtung in den gesetzlichen Regelungen, kritisieren Experten – wären aber für die Umsetzung relevant.

01.02.2022 – Für die urbane Klima- und Energiewende kommt der Energieplanung im Quartier eine besondere Bedeutung zu. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, die sektorenübergreifende Nutzung von Erneuerbaren Energien und die Förderung dezentraler Erzeugermodelle zu stärken. Im Maßnahmenkonzept enthalten ist auch die bessere Förderung von Quartierskonzepten.

Derzeit bestehe allerdings ein komplexes, intransparentes und aus Anwendersicht unattraktives Regelwerk, das nur wenig Anreize für die Umsetzung von Konzepten für klimaneutrale Quartiere setzt. kritisieren Experten, die das komplexe Thema in der Studie Das Quartier – Teil 2 neu beleuchtet haben.

Die Studie wurde im Auftrag der Deutschen Energieagentur (dena) von der Wirtschaftskanzlei BBH erarbeitet. Sie zeigt eine Vielzahl konkreter Hemmnisse für die Vor-Ort-Energiewende am Beispiel von Quartieren  Mit den aktuellen Gesetzen und Regulierungen könnten Quartierskonzepte mit Sektorenkopplung nicht sinnvoll und wirtschaftlich umgesetzt werden, so ein Fazit der Studienautoren. Potenziale, die für die Energiewende enorm wichtig sind, würden somit auf lokaler Ebene kaum genutzt.

Einige der Hemmnisse will die Ampel-Regierung laut Koalitionspapier angehen. Ein kongruenter Gesamtrahmen für die Vor-Ort-Versorgung über alle Sektoren hinweg ist aber noch nicht angekündigt.

„Wir unterstützen die Pläne der neuen Regierung“, sagt Nicole Pillen, Bereichsleiterin Urbane Energiewende der dena. „Eine Befreiung von Abgaben und Umlagen bei Quartieren sowie einen Förderzuschlag für selbige – beides haben wir bereits in unserer dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität gefordert – könnten einen ersten Schub für mehr Quartierskonzepte mit Sektorenkopplung geben.“ Das wäre zudem hilfreich, um gleichzeitig lokale Potenziale auszuschöpfen. „Dies führt durch die regionale Verankerung der Energieversorgung auch zu einer stärkeren Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern“, meint Pillen.

Für die komplexe Umsetzungspraxis von Quartierskonzepten benennt die Studie zunächst eine fehlende einheitliche Definition und Verwendung des Begriffs Quartier in Gesetzestexten. Die entsprechenden Gesetze wären zudem nicht ausreichend harmonisiert. So wären Quartierskonzepte mit Sektorenkopplung von allen Gesetzen gleichermaßen abhängig. „Keines der Gesetze zielt aber auf eine maximierte Nutzung lokaler klimaneutraler Potenziale, weshalb diese größte Stärke des Quartiers bislang ungenutzt bleibt“, kritisieren die Studienautoren.

Lokale Vorteile nutzen

Netzdienlichkeit für das optimierte Gesamtsystem Sektorenkopplung und leitungsgebundene Wärme wären zentral für eine klimaneutrale Wärmeversorgung, heißt es in der Studie. Durch das Zusammentreffen unterschiedlicher Bedarfe aus Heiz-, Kühl-, Strom- und Mobilitätsanwendungen sowie aus verschiedenen Wirtschaftszweigen mit entsprechenden Energieanwendungen ließen sich im Quartier Sektoren kosteneffizient und effektiv koppeln.

Die Akteure stärken statt ausbremsen

Die dezentrale Stromerzeugung im Quartier werde zwar in vielen Gesetzen durch Privilegierungen bei den abzuführenden Umlagen und Steuern gefördert. Alle Regelungen hätten dabei bestimmte umweltfreundliche Technologien im Blick. Die bestehenden Gesetze stellten jedoch unterschiedliche Anforderungen an den räumlichen Zusammenhang und auch an die Akteure für die Anwendung der Privilegierung.

Durch einen kleinteiligen, komplexen und auch intransparenten rechtlichen Rahmen wird aus Sicht der Studienautoren das Ziel der dezentralen und nachhaltigen Energieversorgung von Quartieren nicht erreicht. Gerade durch die strengen Anforderungen an die Personenidentität oder Personenverschiedenheit (EEG) würden mögliche Akteure in diesem Bereich ausgeschlossen. Das zeige sich u. a. auch darin, dass die Ausbauziele für Solaranlagen seit mehreren Jahren nicht erreicht werden. Das gelte auch für die Ziele beim Mieterstrom. Durch die stärkere Förderung des Mieterstroms mit dem EEG 2021 könnten Quartierskonzepte attraktiver werden, hoffen die Studienautoren.

Aufgrund der hohen Komplexität der Materie und der großen Investitionssummen scheuten auch vor allem kleine Kommunen die Umstellung beispielsweise auf eine netzgebundene Wärmeversorgung.

Planungssicherheit herstellen

Die CO2-Bepreisung durch das BEHG hält die Studie für einen guten Ansatz, jedoch sollte die Reglementierung des Preises schnellstmöglich entfallen und es zu einem freien Handel mit begrenzten Zertifikaten kommen. Dadurch würde der bisher zu niedrige CO2-Preis wahrscheinlich deutlich steigen und es würden Anreize zu CO2-neutralen Innovationen und auch nachhaltigen Quartierskonzepten gesetzt. „Quartiersversorger brauchen hier schnellstmöglich Planungssicherheit, die nur durch die entsprechenden Verordnungen zum BEHG erreicht werden kann“, fordern die Experten. na

Weitere Informationen zur Energiewende in Quartieren und Kommunen sind auf der dena-Landingpage zu finden: www.dena.de/urbane-energiewende


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