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CO2-Fußabdruck reduzieren im Praxistest„Ein Wochenendtrip nach Malle lässt sich nicht mit drei Bio-Äpfeln wieder gut machen“

Allein mit Bioäpfeln lässt sich nicht die Welt retten. (Foto: Pixnio / Public Domain)

Ein Kleiderschrank wie eine Weltreise: Für Petra Pinzler einer von vielen Gründen, ihr Konsumverhalten zu ändern. Zusammen mit ihrer Familie hat sie ein Jahr lang genauer hingeschaut und versucht, CO2-neutral zu leben. Von ihren Erfahrungen hat sie nun erzählt - und das nicht ohne Selbstironie.

04.09.2018 – „Meine Tochter kam eines Tages aus der Schule und sollte ihren CO2-Fußabdruck messen“, berichtet die ZEIT-Redakteurin und Buchautorin auf der ZEIT Konferenz „Energie und Klimaschutz“vom Ursprung ihres Experiments. Auch wenn sie bei der ZEIT über Umweltthemen schreibt, hatte sie keine Einschätzung ihre eigenen Impacts – deshalb wurde die Rechnung gleich für die gesamte Familie gemacht. Sie kamen pro Person auf 10,5 Tonnen – und lagen damit im Durchschnitt. „Meine Tochter fand das trotzdem zu viel und beim Geschirr-Einräumen kamen wir an dem Abend auf die Idee, unseren Fußabdruck zu reduzieren.

Zwölf Monate lang schaute die Familie Pinzler-Wessel genauer hin: beim Einkaufen ebenso wie beim Reisen und Wohnen. So verfolgte ihr Mann die Lieferkette von verschiedenen Äpfeln, um herauszufinden, ob der Flugapfel aus Neuseeland den heimischen, gekühlt gelagerten doch irgendwann in der CO2-Bilanz überholt. Im Herbst kaufte die Familie die regionalen Bio-Äpfel – im Winter wiesen die importierten Äpfel aus dem Ausland eine bessere Treibhausgas-Bilanz auf und wanderten deshalb auch in ihren Einkaufskorb. „Einen viel größeren Effekt hat jedoch der Weg zum Supermarkt“, berichtet Petra Pinzler und schmunzelt. „Bestenfalls wird der zu Fuß oder mit dem Fahrrad bestritten – und nicht mit dem Auto.“

Mobilität ist ohnehin eine große Stellschraube: „Ein Wochenendtrip nach Malle lässt sich nicht mit drei Bio-Äpfeln wieder gut machen.“ Auf solche Reisen hat die Familie deshalb auch verzichtet und dabei ganz unterschiedliche Reaktionen geerntet. Von Unverständnis bis zur Faszination sei alles dabei gewesen. „Viele sind davon überzeugt, dass es egal ist, ob der einzelne etwas an seinem Verhalten ändert“, so Pinzler, „Sie sagen: sollen doch die Politiker. Soll doch die Industrie. Soll doch die Technologie. Verzicht hat doch noch nie geholfen.“

Das Fazit der Familie jedoch ist ein anderes: „Wir haben in dem Jahr festgestellt, dass auch wir einen Impact haben. Dass Politik und Technologie ihre Grenzen haben.“ Bei einem genaueren Blick in ihren Kleiderschrank musste die Journalistin feststellen, dass sich mit dem Fußabdruck der Lieferkette ihrer Kleidung einmal die Welt umrunden lässt. Ihren ausführlichen Erfahrungsbericht hat die Autorin im Buch Vier fürs Klima verewigt. Finja Seroka


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Kommentare

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PSK 06.09.2018, 16:46:20

+387 Gut Antworten

Da würde mich doch mal interessieren, wie groß der Impact aus dem Nutzerverhalten war? Wie viel CO2 hat die Familie denn nun eingespart?

Anni 11.09.2018, 15:55:19

+350 Gut Antworten

Wie misst man seinen CO2 Fußabdruck eigentlich? Würde mich interessieren, was bei mir da rauskommt. Habt ihr irgendwelche Tipps, wie man ihn reduzieren kann? Ich habe mal gehört, wenn man von einer Öl oder Gasheizung auf eine effiziente Elektroheizung ( https://www.vasner.com/de/elektroheizung/ ) + nachhaltige Energie umsteigt, kann man einen großen Teil seines Abdrucks reduzieren. Aber gibt es irgendwelche Tipps, die man im Alltag umsetzen kann?

Rudolf Tarantik 14.09.2018, 08:45:48

+352 Gut

Bei Ölheizung, die meist verwendet wurde, weil keine leitungsgebundene Gasheizung möglich war, ist deshalb wohl ein Umstieg auf Biomasse sinnvoll. Vor einem Umstieg sollten aber grundsätzlich alle Möglichkeiten der Dämmung und Isolierung ausgeschöpft werden (Dach, Fenster, Außenwände, Wärmerückgewinnung). Der Einsatz einer reinen Elektroheizung ist sowieso totaler Unsinn, weil sehr teuer, keine Speichermöglichkeiten oder flexibler Einsatz möglich ist, und bei heutigem Strommix sowieso noch sehr hoch CO2 und giftbelastet ist.

Wenn aber alle Dämmungen und höchste Effizienz erreicht ist, dann kann eine Wärmepumpe mit größerem Wärmespeicher langfristig sinnvoll sein. Wärmepumpen haben nur ca. ein Drittel Verbrauch, und sind mit einem Wärmespeicher flexibel zu verwenden, da in Zukunft damit gerechnet werden muß, dass mit der Einführung der SmartMeter flexible Endverbrauchspreise kommen werden.


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