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Energy SharingEnergie gemeinsam erzeugen und nutzen

Windräder im Feld vor Sonnenaufgang
Energy Sharing – Energiewende für alle (Bild: Markus Distelrath / pixabay)

Energiegenossenschaften wollen ihren selbst erzeugten Strom günstig nutzen. Doch bisher ist dies gesetzlich kaum möglich. Das Bündnis Bürgerenergie will nun mit einem Prämienmodell den Direktverbrauch vor Ort wirtschaftlich ermöglichen.

05.07.2023 – Energiegenossenschaften gehörten gerade in Deutschland von Anfang an zu den Schlüsselakteuren der Energiewende. Sie nehmen Bürger mit, stärken den Rückhalt für den Bau Erneuerbarer-Energien-Anlagen vor Ort und entlasten die Verteilnetze.

Trotzdem ist es bisher nicht möglich, dass Energiegenossenschaften ihren selbst erzeugten Strom günstig nutzen. Zwar gibt es bereits eine Europäische Richtlinie für Energiegemeinschaften und Umfragen bestätigen, dass sich Bürger genau dies wünschen. Doch einen gesetzlichen Rahmen für Energy Sharing gibt es in Deutschland nicht.

Dabei muss Energy Sharing nicht kompliziert sein. Mehrere europäische Länder haben bereits entsprechende Modelle umgesetzt. Italien setzt zum Beispiel auf ein Prämien-Modell. Nur das Energiewendeland Deutschland hält die Füße auffallend still, wenn es um Energy Sharing geht.

Anreize setzen

Das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) fordert eine Regelung, die es Bürgerenergiegesellschaften ermöglicht, den gemeinsam erzeugten Erneuerbaren Strom wirtschaftlich zu nutzen. Auch sie fordern ein Prämien-Modell für Energy Sharing. Dabei würde der Staat Bürgerenergiegenossenschaften eine Prämie dafür zahlen, Energy Sharing anzubieten.

Nachdem das BBEn im Frühling bereits ein Eckpunktepapier vorgelegt hatte, folgte nun eine Analyse mit konkreten Vorschlägen zur Ausgestaltung einer solchen Prämie. Zusammengenommen ergibt sich hier ein Prämienbetrag von 4,9 bis 8,7 Cent pro Kilowattstunde für Solaranlagen und von 2,8 bis 4,7 Cent pro Kilowattstunde für Windenergieanlagen. Bei der Berechnung wird davon ausgegangen, dass pro 1000 Kilowattstunde Verbrauch 2 Kilowatt Anlagenleistung anrechenbar sind.

Mehr Bürger einbeziehen

Die Prämie setzt sich aus einer Aufwandsentschädigung für die BEG und einem finanziellen Anreiz für die Konsumenten zusammen. So würden einerseits Verwaltungskosten gedeckt und andererseits die teilnehmenden Anwohner und Bürgerenergiegesellschafter mit einem günstigeren Strompreis entlastet.

Mit dem Prämien-Modell des BBEn sollen möglichst viele Bürger die Möglichkeit bekommen, Energy Sharing zu nutzen. Gelten soll der günstigere Tarif für Mitglieder einer Bürgerenergiegesellschaft, die innerhalb eines Postleitzahlen-Radius von 50 Kilometern wohnen. Abgerechnet werden soll im Viertelstundentakt.

Gemeinsame Eigenversorgung vs. Energy Sharing

In Deutschland kann vor Ort erzeugte Erneuerbare Energie bisher dann als Prosumer genutzt werden, solange sie hinter einem gemeinsamen Netzanschluss stattfindet. So funktionieren zum Beispiel Mieterstromprojekte und einige Arten der Quartiersversorgung. Sie erhalten einen günstigeren Stromtarif für den vor Ort – zum Beispiel auf dem Dach – erzeugten Strom. Der Unterschied zum Energy Sharing besteht darin, dass der gemeinsam genutzte Strom nicht zuvor ins Verteilnetz eingespeist wird und deshalb günstiger angeboten werden kann.

Die gemeinsame Eigenversorgung steht vor verschiedenen Hürden, ist jedoch grundsätzlich marktwirtschaftlich umsetzbar. Marktwirtschaftliche Anreize für Energy Sharing sind hingegen gesetzlich nicht vorgesehen. Das bedeutet, dass Gebühren und Entgelte anfallen, sobald Strom ins Netz eingespeist wird. Sie gelten, ob die Endkunden Anwohner im direkten Umfeld sind, oder Bürger am anderen Ende von Deutschland.

Energy Sharing soll Mitgliedern von Energiegesellschaften in einem größeren Umkreis einer Erneuerbaren-Anlage ermöglichen, „Eigenstrom“ zu beziehen. Auch sie sollen die Möglichkeit bekommen, „ihren“ Strom direkt und zu einem günstigeren Tarif zu nutzen. Dies würde den Rückhalt für die Energiewende in der Bevölkerung stärken und Vorteile der lokal erzeugten Erneuerbaren Energie an Verbraucher weitergeben. Denn durch den direkten Verbrauch vor Ort muss weniger Strom über weite Strecken transportiert werden, was Verteilnetze entlastet. Dies gilt besonders, wenn Nutzung und Produktionsspitzen zusammenfallen, beispielsweise an sehr windigen oder sonnigen Tagen. jb


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