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BürgerenergieSteckersolargeräte in die Breite tragen

Module montiert an einem Balkon
Steckersolargeräte auf dem Balkon machen aus Mieter:innen Energiewendeakteur:innen und die Solarenergie öffentlich sichtbar. (Foto: Beate Petersen)

Eine Bürgerenergiegenossenschaft aus Wuppertal bringt Steckersolargeräte in die Haushalte. So wird die Energiewende sichtbar und Nicht-Eigentümer können teilhaben. Mit Workshops und Sammelbestellungen bietet die bbeg ein nachahmenswertes Konzept.

20.10.2022 – Steckersolargeräte sind der einfachste Einstieg in die Energiewende. Zugleich bieten sie breite Teilhabe: Wer das eigene Module auf dem Balkon oder anderswo montiert hat, kann sofort im eigenen Haushalt profitieren. Die Bergische Bürger-Energiegenossenschaft (bbeg) hat sich auf die Fahnen geschrieben, diesen Energiewendeeinstieg in möglichst viele Haushalte zu tragen. Rund 250 auch als Balkonmodule bezeichnete Steckersolargeräte wurden bisher über die Genossenschaft bestellt und an Interessenten vermittelt.

Geboren wurde die Idee zu Beginn der Pandemie, als Dachprojekte nicht wie vorgesehen realisiert werden konnten. Beate Petersen, Energiewendeaktivistin, Netzwerkerin und Aufsichtsrats-Vorsitzende der bbeg, wollte der Zwangspause etwas Positives abgewinnen und das Zeitfenster nutzen. So brachte sie den Gedanken in die Genossenschaft. Aber auch weil Mieterstromprojekte viel zu oft ausgebremst werden, sind Steckersolargeräte eine Chance, Mieter und Mieterinnen selbst zu begeisterten Energiewendeakteur:innen zu machen.

„Wir haben uns mit den bbeg-Vorstandsmitgliedern zusammengesetzt, das Konzept diskutiert und Eckpunkte für die Steckersolar-Sammelbestellungen erarbeitet“, schildert Petersen die Anfänge. Bereits im Juli 2020 startete der erste Workshop. Das Glück der Tüchtigen war auch medialer Rückenwind: Die WDR Lokalzeit berichtete ausführlich über diesen Workshop und verhalf der Initiative damit zur Bekanntheit.

Balkonmodule zum Anfassen

Seitdem sind nahezu alle Termine ausgebucht. In den Workshops wird ein Steckersolargerät vorgestellt und ist zum Anfassen vor Ort. Funktionsweise, Befestigungsarten und Anschlussmöglichkeiten werden erklärt. So wird die Technik für Interessierte greifbar und erlebbar, es gibt Raum und Zeit für individuelle Fragen. Viele Teilnehmer:innen werden im Anschluss auch zu tatsächlichen Anwender:innen.

„Sogar mehrere Dachanlagen sind aus diesen Workshops heraus entstanden“, berichtet Petersen. Es waren – anders als erwartet – nicht nur Mieter und Mieterinnen unter den Teilnehmenden, sondern auch Eigenheimbesitzer:innen, die sich zum ersten Mal näher für die Technik interessiert haben. Manche bestellten zuerst ein Steckersolargerät z.B. für den Garten, aber einige legten drauf und installierten später eine Solaranlage auf dem eigenen Hausdach. Inzwischen hat sich das Angebot der bbeg herumgesprochen und Dynamik entwickelt. Es gibt Unterstützungsangebote, aber auch neue Multipliaktor:innen: Klimaschutzmanager:innen aus umliegenden Gemeinden des Bergischen  Landes haben die Bürgerenergiegenossenschaft bereits angefragt, um das Angebot ihren Einwohner:innen nahe zu bringen. Erfreulich ist auch, dass der bbeg-Arbeitskreis Steckersolar-Sammelbestellungen paritätisch besetzt ist, denn – so Petersen schmunzelnd: „Die Energiewende ist ja keine Männersache, sondern muss auch im Kleinen gesamtgesellschaftlich verstanden und gemacht werden!“

Beate Petersen sieht in den Steckersolargeräten wichtigen zusätzlichen Nutzen: die Energiewende wird sichtbarer, denn nicht alle Menschen laufen über Dächer oder haben einen Aussichtspunkt, um auf die Dächer zu schauen. Für sie spielt sich die fortschreitende Energiewende in den Städten – mit Solaranlagen auf den Dächern – weithin unsichtbar ab. Mit den im öffentlichen Raum besser sichtbaren Solarmodulen ändert sich das. „Öffentliche Sichtbarkeit und Teilhabe von Menschen ohne Wohneigentum, das waren unsere wichtigsten Beweggründe, diese Initiative auch in den regionalen Bürgerenergie-Genossenschaften bbeg und BEG-58 zu starten“, erzählt Petersen.

Zudem geht es hier um die so wichtige Sensibilisierung der Nutzer:innen, denn Strom kommt dann nicht mehr bequem einfach nur aus der Steckdose, sondern: Zusammenhänge werden wieder erkannt und Geräte im eigenen Haushalt eben dann eingeschaltet, wenn Strom mit Steckersolar aus der Sonne kostengünstig produziert wird. „Das alles ist gut für das Klima, den eigenen Geldbeutel und das Gemüt! So macht Energiewende mächtig Freude!“

Mit Balkonmodulen gegen Energiearmut

Die bbeg erarbeitet gerade in ihrem Netzwerk Bündnis BürgerEnergie eV, als dessen langjährige Ratssprecherin sich Petersen auch bundesweit engagiert, an einem ganz speziellen Angebot. „Besonders auch die Menschen, die jeden Euro umdrehen müssen, sollten an der Energiewende teilhaben können und preiswerten Strom selbst erzeugen“, so beschreibt Petersen die Idee der Energiegenoss:innen. Der Plan: besonders von Energiearmut betroffenen Haushalten Steckersolar-Module bereitzustellen – leihweise oder mit einem Leasingangebot. Noch ist das Vorhaben in der Konzeptphase, aber die engagierten Energiebürger:innen wollen es noch in diesem Jahr zum Laufen bringen.  In einem Barcamp im Rahmen des diesjährigen Bürgerenergiekonventes in Fulda wurden Ideen gesammelt und Mitstreiter:innen gewonnen. pf


Kommentare

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Wilfried Brandt 18.01.2023, 08:20:54

Endlich ist die Debatte um die Stecker beendet und Balkonkraftwerke mit max. 800 Watt dürfen Standard werden. Damit setzt die Bundesregierung endlich Richtlinien der EU in nationales Recht um.

 

Und auch die wahrscheinliche Abschaffung der zwingend notwendigen Anmeldungen der Balkonkraftwerke durch den Netzbetreiber entfällt.

 

Zusätzlich soll damit auch der Zwang zur Umrüstung auf digitale Strommengenerfassung entfallen.

 

Jetzt heißt es durchstarten und selber Watt zu produzieren.

 

Jedes Watt zählt


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