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HolzenergieAlleskönner Holz immer begehrter

Stapel mit Waldholz in verschiedenen Größen
Der kritische Zustand der Wälder stellt die Energiegewinnung aus Holz in Frage. (Foto: pxHere / CC0 1.0)

Wieviel Holz wir zukünftig als Baustoff oder Energieträger nutzen können, hängt auch vom Erfolg beim Schutz der Wälder ab. Alle Interessen unter einen Hut zu bringen, ist schwierig. Nachhaltige Prozesse und Transparenz werden immer dringlicher.

05.09.2022 – Holz ist Rohstoff und Energieträger. Gleichzeitig leidet sein Entstehungsort, der Wald, immer mehr unter Dürre und Stürmen. Große Schadereignisse bringen zwar kurzfristig große Schadholzmengen mit sich, doch auf lange Sicht wird Holz eher knapper. Mehr Holz kann es nur geben, wenn es mehr Wälder gibt, was die Flächenfrage aufwirft – wofür wollen wir die Ressource Boden nutzen? Selbst wenn diese Frage zugunsten des Waldes beantwortet wird, fällt es unter den geänderten klimatischen Bedingungen immer schwerer, Wald anzubauen.

Holz als Baustoff könnte enorm viel CO2-Emissionen einsparen helfen, wenn mit ihm Stahl und Beton ersetzt werden. Will man solch eine Bauwende, werden Holzplantagen gebraucht, wie ein aktuelles Forschungsprojekt des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung belegt. Die Forscher belegen zwar, dass dafür keine Flächen für die Nahrungsmittelproduktion aufgegeben werden müssten und auch die Biodiversität nicht zu kurz käme, aber es würden Regulierungen und Vorgaben gebraucht. Sie verweisen auf andere Studien, die Ernährung mit weniger Fleisch anregen, um Flächen für die Produktion von Nahrungsmitteln wie auch von Bauholz freizumachen und gleichzeitig die biologische Vielfalt zu erhalten. Wieviel Wald oder Plantage wir zukünftig zulassen wollen, löst allerdings keine der brennenden Fragen rund um die Holznutzung heute.

Streit um Energiegewinnung aus Holz

Vor allem die Holzverbrennung zur Energiegewinnung ist ein heißes Thema. Im September steht eine Ausschusssitzung auf EU-Ebene an, die eine – bereits mehrmals gescheiterte – Durchführungsverordnung Wald verabschieden will. Die Holzenergiebranche wartet mit Spannung darauf, aber auch auf die überarbeitete Erneuerbaren Richtlinie RED III, an der auf EU-Ebene gerade gefeilt wird. Die große Sorge der Branche: Holzverbrennung zur Energie- oder Wärmegewinnung soll nicht mehr als Erneuerbare Energie gelten.

Schon heute ist die Energiegewinnung aus Holz strengen Regeln unterworfen. Ende Dezember 2021 wurde die Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung neu gefasst – sie setzt die Vorgaben der RED II in deutsches Recht um und hätte schon viel früher fertig sein müssen. Sie regelt Nachhaltigkeitskriterien und Vorgaben zur Zertifizierung für Holzmengen, deren energetische Verwertung mit einer EEG-Vergütung einhergeht.

Strenge Nachweispflichten

Für Holzenergieanlagen mit einer Feuerungswärmeleistung, die 20 MW übersteigt muss ab 2023 für den weiteren Erhalt der EEG-Vergütung nachgewiesen werden, dass forstliche Biomasse aus legaler Ernte stammt, Walderneuerung stattfindet und Schutzgebiete geschützt werden. Bereits die Lieferanten und Verarbeiter der Biomasse müssen nachweisen, dass die von ihnen erfasste Biomasse die Anforderungen einhält, sofern sie in nachweispflichtigen Holzenergieanlagen eingesetzt werden soll.

Das Thema ist komplex, da Holz nicht gleich Holz ist. Es gibt vielfältige Unterscheidungen: Frisch- oder Altholz, Restholz aus der Holzverarbeitung, Holz aus Land- oder Forstwirtschaft, Holzabfälle mit verschiedensten Eigenschaften – und eben auch die Anlagenart, in der das Holz schließlich landet, spielt eine Rolle. Als nachhaltig gilt vor allem die Nutzung von Abfall- und Restholz – wenn es ein entsprechendes Zertifikat gibt. Das ist nicht immer der Fall. Für eine Gemeinde mit einem Eigenbetrieb oder kleinere Unternehmen ist die Zertifizierung viel zu teuer und eigentlich nachhaltige Holzreste aus der Landschaftspflege landen als nicht nachhaltige Brennstoffe im Kraftwerk.

Das Aufkommen von Restholz ist zudem begrenzt – ein Wachstum der Holzenergiegewinnung schon aus diesem Grund fraglich. In der Vergangenheit haben Bestandsaufnahmen gezeigt, dass viel Holz aus ungeklärten Quellen in der EU verarbeitet wird – und im günstigsten Fall auch erst nach anderweitiger Nutzung als Abfall in der Verbrennung landet. Ist jedoch die Herkunft ungeklärt, sollte das Abfallholz auch in diesem Fall nicht als nachhaltig gelten.

Noch sind längst nicht alle Praxisfragen beantwortet, da kündigen sich schon die oben erwähnten Neuregelungen an.

Klimakrise rückt Holznutzung in den Fokus

Das Problem der Holzenergiebranche liegt im Systemwechsel, der sich anbahnt. Investitionen in Anlagen wurden getätigt im Vertrauen darauf, den Stempel der nachhaltigen Energieerzeugung zu tragen. Das ist nun nicht mehr gesichert, eine Kehrtwendung aber wirtschaftlich problematisch. Die Unsicherheit versetzt die Branche in Spannung.

Eine weitere Komponente bekommt die Thematik bei der Betrachtung von Holz zur Wärmegewinnung. Als Scientists for Future vor einiger Zeit ein Positionspapier veröffentlichten, das den Titel trug: Heizen mit Holz – knapp, teuer und unerwartet klimaschädlich, war die Reaktion des Verbands Holzenergie scharf. Die Wärmewende könne ohne den Energieträger Holz nicht gelingen. Wie so oft haben beide Seiten gute Argumente.

Der gerade jetzt in der Energiekrise sich verstärkende Pelletheizungs-Boom macht den Klimaforschern Sorge, insbesondere da Pelletheizungen immer noch gefördert werden. Die Produktion der Pellets – Trocknung und Verarbeitung – ist energieintensiv und die CO2-Bilanz deshalb negativ. Bei der Verbrennung – wie auch beim Verheizen von Kaminholz – werden gesundheitsschädliche Feinstäube frei.

Aber: Auch die Internationale Energie Agentur geht davon aus, dass sich für die Erreichung der Netto-Null die Bioenergienutzung aus Holz verdreifachen muss, um bis 2050 rund vier Prozent der weltweiten Energieversorgung zu decken. Auf der Klimakonferenz COP26 in Glasgow letztes Jahr haben Unternehmen und Organisationen eine Vision für den globalen Bioenergiesektor auf Holzbasis vorgelegt.

Um den Alleskönner Holz wird es wohl noch viel Tauziehen geben. Doch bevor man um das Holz streiten kann, muss es wachsen. Wieviel Bioenergie zukünftig aus Holz gewonnen werden kann, ist schwer vorherzusagen. Dafür braucht es nicht nur nachhaltige Prozesse in der Holzenergiewirtschaft, sondern auch Erfolge beim Schutz der Wälder. Fakt ist, dass Biomasse insgesamt eine begrenzte Ressource darstellt, mit der es sorgsam umzugehen gilt. Petra Franke


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