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BioabfälleGepflegtes Ambiente im Wurmhotel

drei Menschen vor Holzhäuschen mit Erde in den Händen
Eine Kiezgemeinschaft in Wien entsorgt ihre Bioabfälle in einem Wurmhotel und kann den daraus entstehenden Humus direkt vor Ort verwenden. (Foto: Ingo Kapelari)

Ein Hotel der besonderen Art hat in Wien eröffnet. Auf der Fläche eines halben Autoparkplatzes beginnt ab sofort hinter verschlossenen Türen ein großes Fressen. Im ersten Wurmhotel in Wien werden Speiseabfälle aus dem Kiez in Humus verwandelt.

10.09.2022 – Ein Großteil unseres häuslichen Mülls ist organischer Natur. Landet er im Restmüll und schließlich in der Müllverbrennungsanlage gehen damit wertvolle Pflanzennährstoffe wie Stickstoff und Phosphor verloren, ganz abgesehen vom Transport und dem unnötigen CO2, was bei der Verbrennung entsteht. Also ab damit in die Biotonne, aber richtig.

Denn in den meisten Städten funktioniert das Biotonnen-System nicht wirklich so wie gedacht. Es landen Fehleinwürfe in den Behältern. Wenn auch gut gemeint: Kartoffelschalen in Plastiktüten oder vertrocknete Pflanzen in Kunststofftöpfen sind fehl am Platz. Die Folge: Der Bioabfall ist kein Bioabfall mehr.

Küchenabfälle zu Humus – vor Ort in der Stadt

In Wien hat nun ein erstes Wurmhotel eröffnet, das die Restmüllentsorgung entlasten soll und Küchenabfälle kostengünstig und klimafreundlich kompostiert. Es beherbergt mehrere tausend Kompostwürmer, die pro Woche 30 bis 60 Kilogramm Bioabfälle in feinsten Wurmhumus verwandeln.

Die Grundfläche der Minikompostanlage ist kleiner als ein Autoparkplatz, das Gehäuse rund zwei Meter hoch. Das Wurmhotel kann von bis zu 30 Haushalten genutzt werden und übers Jahr rund zwei Tonnen Bioabfälle verwerten. 200 Kilogramm jährliche Humus-Ernte sind möglich. Ganz nebenbei beträgt die errechnete CO2-Einsparung eine Tonne.

Die Kompostwürmer und symbiotischen Mikroorganismen zerlegen die Bioabfälle in ihre Grundsubstanzen und bereiten die Nährstoffe so auf, dass sie für Pflanzen wieder verwertbar sind. Das Wurmhotel ist energie- und wasserautark, auf dem begrünten Dach ist ein Solarmodul angebracht. Weil das Wurmhotel keine anonyme Massenunterkunft ist, sondern eine Community-gepflegte Humusfabrik, entsteht so etwas wie Sorge und Verantwortung. Rund 30 Haushalte gehören zur Kompostgemeinschaft, die im Umgang mit den Humusarbeitern geschult wurden und per Chip die Einwurfklappe öffnen können.

Von der Wurmkiste zum Wurmhotel

Die Idee zum Wurmhotel hat eine Vorgeschichte. Seit mehr als sieben Jahren baut der Österreicher David Witzeneder für private Haushalte und kleinere Büro- und Arbeitsgemeinschaften Wurmkisten. „Wir sind stolz auf diesen ersten Impuls, den wir für einen ökologischen Stadtkreislauf gesetzt haben. Doch die Kapazitäten dieser Mini-Ökosysteme reichen bei weitem nicht aus“, erklärt Witzeneder und beruft sich auf die Abfallstatistiken. LKWs, die Biomüll von A nach B bringen und dabei fossile Brennstoffe verbrauchen, müssten Geschichte sein. Er will mit den Wurmhotels das Bewusstsein der Stadtbevölkerung für natürliche Ressourcen und ihre Kreisläufe schärfen, dabei aufklären und motivieren. Mittlerweile wuselt es in 30.000 Kisten, jetzt folgt der nächste Schritt: das Wurmhotel. pf


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