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Der EnergyfishEine ergänzende Grundlast zu Wind- und Sonnenenergie

Ein braunes schmales Gebilde lugt aus einem Fluss hervor.
Die Pilotanlage des Energyminers schwimmt in einem Flora-Fauna-Schutzgebiet (Bild: Energyminer)

In einem Münchener Fluss schwimmt eine unscheinbare Anlage, die im Verbund mit weiteren einmal in der Lage seien soll, die Grundlast ganzer Kohlekraftwerke zu ersetzen. Die neuartigen Wasserkraftwerke gelten als besonders naturverträglich.

26.05.2023 – Das Ziel innerhalb der nächsten fünf Jahre sei es, mindestens ein Kohlekraftwerk zu kompensieren. Das ist der Blick von Richard Eckl, einer der drei Chefs von Energyminer, in die nahe Zukunft. Das Unternehmen entwickelt den sogenannten Energyfish. Eine erste Pilotanlage in einem Fluss im Münchener Stadtgebiet ist bereits in Betrieb und konnte am gestrigen Donnerstag gemeinsam mit dem Unternehmen besichtigt werden.

In dem Fluss schwimmt, verbunden mit dem Untergrund, eine drei Meter lange und zweieinhalb Meter breite Konstruktion, in deren Innerem eine Turbine von der Fließgeschwindigkeit des Flusses angetrieben wird und Strom erzeugt. Das System ist damit grundlastfähig, kann also zu jeder Tages- und Nachtzeit Energie liefern, ebenso wie ein Kohlekraftwerk, nur eben nachhaltig. Schwankungen gibt es lediglich aufgrund der Fließgeschwindigkeit eines Flusses. „Unseren Berechnungen nach, kann ein einziger Energyfish drei bis fünf Haushalte im Jahr versorgen“, sagt Eckl.

Für eine Gemeinde am Rhein etwa, könnten 100 der Energie Fische in einem kleinen Flussabschnitt neben der Schifffahrtsrinne installiert werden und so Strom für 300 bis 500 Haushalte liefern, rechnet Eckl anhand einer Potenzialanalyse vor. Die Entwickler:innen von Energyminer sehen den Energyfish grundsätzlich als Ergänzung zu Windkraft und Solarenergie in einem zunehmend dezentralen Energiesystem.

Diese Grundlast können auch existierende Wasserkraftwerke bieten. Der Bau neuer Wasserkraftwerke dagegen gestaltet sich in Deutschland schwierig. Zwar steht die Wasserkraft im überragenden öffentlichen Interesse, wird also grundsätzlich, wie die Windkraft und Solarenergie, vorrangig behandelt, doch vielerorts sehen veraltete Analysen keinen Ausbau vor. In vielen Behörden würden zudem Belange des Umwelt- und Artenschutzes vorgeschoben, um Wasserkraftprojekten eine Absage zu erteilen, kritisierte Martin Richter, Präsident Wasserkraftverband Mitteldeutschland, bei einer Veranstaltung im März.

Im Gegensatz zu Wasserkraftwerken bräuchten die Energie Fische keine intensive Genehmigung der Behörden. Die sogenannte kleine Form der Genehmigung „eine Erlaubnis“ reiche aus, berichtet Eckl aus der Praxis. „Die Genehmigung ist so einfach, wie bei einer Boje, wir sprechen da von einer Erlaubnis innerhalb weniger Monate.“ Die Genehmigung neuer Wasserkraftwerke oder umfangreicher Umbaumaßnahmen hingegen sei ein komplexer oft mehrere Jahre dauernder Prozess, konstatiert der Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke.

Was die Genehmigung laut dem Unternehmen zusätzlich einfach macht: Die Verträglichkeit der Anlagen mit Flora und Fauna. Die Pilotanlage steht mitten in einem geschützten Biotop. Keine Staumauer, kein Beton ist nötig. Ein von Wissenschaftlern konzipiertes System schützt Fische zudem davor, in die Turbinen einzudringen. Auch Algen und andere im Fluss schwimmende Objekte können nicht in den Energyfish eindringen. Energyminer ist, eigener Aussage nach, im ständigen Austausch mit Umweltverbänden. Bei Kontakt mit Booten oder Menschen weicht das System laut Unternehmen zur Seite und bei Hochwasser oder Eisgang sinkt der Energie Fisch auf den Grund, produziert aber weiter.

Bis Ende des Jahres gelte es nun die Anlage Serienreif zu entwickeln, so Eckl. Dann wolle man im nächsten Jahr mit dem Ausbau in Deutschland starten und über das Zwischenfünfjahresziel – dem Ersatz mindestens eines Kohlekraftwerks – auch international durchstarten. mg


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Kommentare

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Dieter Wagenbrenner 04.07.2023, 15:18:01

Diese Technologie, soweit sie sichtbar ist, bereits viele jahre alt. Eine Firma aus Tutzing hatte derartiges bereits entwickelt und zum Einsatz gebracht, auch z.B. in Kolumbien und anderswo!


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