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KlimagerechtigkeitCO2-Verbrauch spiegelt globale Ungleichheit wider

Yacht mit Villa
Superreiche verbrauchen extrem viel CO2. (Bild: Astrid Schmid / Pixabay)

Die reichsten ein Prozent leeren mit großen Schritten das verbleibende CO2-Budget. Ihr CO2-Fußabdruck ist größer als der Verbrauch der ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung. Eine angemessene Besteuerung von Hochemissionskonsum könnte helfen.

05.11.2021 – Oxfam und das Stockholm Environment Institute (SEI) prognostizieren in einer neuen Analyse, wie die globalen Kohlenstoffdioxid-Emissionen bis 2030 weltweit auf die unterschiedlichen Einkommensschichten verteilt sein werden. Die Ergebnisse ihrer Analyse Carbon Inequality in 2030 zeigen, dass die reichsten einen immer größeren Anteil des verbleibenden CO2-Budgets für sich beanspruchen. Bis 2030 wird der CO2-Fußabdruck der Superreichen ein Prozent der Weltbevölkerung größer sein als die Emissionen der ärmsten 50 Prozent zusammen.

Die Weltbevölkerung verbaucht noch immer deutlich zu viel CO2, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Laut Analyse von Oxfam und wissenschaftlichen Instituten ergibt sich im globalen Durchschnitt eine Emissionslücke von 2,2 Tonnen pro Kopf. CO2-Emissionen werden dabei der Person zugerechnet, die z. B. das Produkt verbraucht, bei dem die Emissionen entstanden sind.

Einige verbrauchen viel zu viel, andere nur sehr wenig

Das bedeutet, dass jeder Mensch auf der Welt im Durchschnitt zurzeit 2,2 Tonnen CO2 zu viel verbraucht, um das Pariser Klimaziel zu erreichen. Tatsächlich verbraucht ein Großteil der Menschheit jedoch deutlich weniger CO2 und eine sehr kleine Elite sehr viel. Die ärmsten 50 Prozent der Weltbevölkerung, etwa vier Milliarden Menschen, liegen deutlich unter dem globalen 1,5⁰C-kompatiblen Pro-Kopf-Level. Die mittleren 40 Prozent liegen darüber, doch sie verbrauchen „nur“ etwa 2,5 Tonnen CO2 zu viel und bewegen sich damit fast im globalen Durchschnitt. Die reichsten 10 Prozent dagegen verbrauchen mit einer Emissionslücke von 18,7 Tonnen ein Vielfaches des globalen Durchschnitts. Und die ein Prozent Superreichen der Bevölkerung werden 2030 pro Kopf 30-mal mehr CO2 verbrauchen als mit den Pariser Klimazielen vereinbar.

Der Paris-Effekt

Ein positives Signal sieht Oxfam vor allem in der Abnahme von CO2-Emissionen der mittleren 40 Prozent. Zwischen 1990 und 2015 stieg der CO2-Konsum dieser Gruppe noch am schnellsten und stärksten an. Ab 2015 verbrauchte die Mittelschicht dann wieder weniger CO2. Laut Oxfam werden ihre Emissionen bis 2030 um 9 Prozent abnehmen.

Die Autoren der Studie sehen in diesem Paris-Effekt ein Zeichen dafür, dass Klimamaßnahmen greifen. Der Rückgang liegt zwar noch immer weit unter den notwendigen Einschnitten, doch er zeigt eine Trendwende in dieser Bevölkerungsschicht. 

Superreiche betreiben Hochemissionshobbys

Ein anderes Bild zeichnet das CO2-Verhalten der reichen Superkonsumenten. Die Elite drosselt in der Prognose von Oxfam ihren CO2-Ausstoß bis 2030 nur um 5 Prozent und erhöht ihren Anteil am global verbrauchten CO2 sogar. Notwendig wären 97 Prozent weniger CO2-Konsum der ein Prozent, verglichen mit 2015.

Der extreme CO2-Verbrauch dieser kleinen Gruppe von weniger als 80 Millionen Menschen ergibt sich vor allem aus deren emissionsintensivem Lebensstil. 2021 kam neben Yachten, Privatjets und CO2-intensiven Investitionen ein neues Hochemissionshobby für Superreiche hinzu: der Weltraumtourismus. Oxfam ruft Regierungen dazu auf, derart emissionsintensive Aktivitäten endlich angemessen zu besteuern.

Die geographische Verteilung der Superreichen wird sich bis 2030 deutlich verschieben. Kamen 2015 noch mit über einem Drittel die meisten Superreichen aus den USA, so halbiert sich diese Zahl bis 2030 voraussichtlich. China wird zum Land der Superreichen, und auch Indien, Brasilien und Saudi-Arabien werden wohl einen deutlichen Anstieg sehen. jb

 


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Kommentare

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Tobias Storcks 05.11.2021, 12:59:23

Hallo, vielen Dank für eure tollen Artikel. Bitte berücksichtigt aber hier, dass in dem Report klar geschrieben wird, dass das einkommenstärkste Prozent der Weltbevölkerung bei einem Jahreseinkommen von umgerechnet 150.000€ startet. Da werden auch einige eurer Leser dazwischen sein. Und nur wenige davon haben Jachten, Privatjets und Weltraumflüge.

Fassen wir uns ruhig selbst an die Nase, schon Treckingreisen in Thailand, Firmenwagen und Einfamilienhäuser sind ohne Effizienzsteigerungen ein globales Problem.

Ansonsten macht weiter so.


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