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Nachhaltige MobilitätDie Lobby der Automobilindustrie

Grünes Auto
Grünes Auto? (Bild: Greg Montani / pixabay)

Deutsche Autokonzerne beeinflussen noch immer die Klimagesetzgebung und behindern die Verkehrswende in Deutschland und der EU. Ihre Lobbyaktivitäten laufen dabei den auf Nachhaltigkeit getrimmten PR-Maßnahmen zuwider.

15.11.2021 – Mobilität verursacht noch immer zu viel Kohlenstoffdioxid. Inzwischen fordert auch die Automobilindustrie in Deutschland nachhaltige Mobilität. Doch auf politischer Ebene hat sich ihr Ton kaum verändert.

In einem Report beleuchtet der non-profit think tank InfluenceMap die Lobbyaktivitäten der Automobilindustrie in den letzten drei Jahren und vergleicht offizielle Verlautbarungen mit deren Lobbytätigkeiten in Brüssel. Während auf der einen Seite die internationale Automobilmesse IAA sich den Zusatz „Mobilität der Zukunft“ gegeben hat und BMW sich mit Coldplay und einer electric-Kampagne nachhaltig gibt, engagieren sich die Firmen auf nationaler und EU-Ebene weiter gegen gesetzlich festgeschriebene Emissionssenkungen und Klimamaßnahmen.

Verbrennerlobby gegen Verkehrswende

Seit dem Beschluss der Pariser Klimaziele 2015 ringen Staaten auf Länder- und EU-Ebene um verbindliche Regelungen, um Emissionen zu senken. Der Klimawende stehen starke Lobbyinteressen entgegen, darunter der finanzstarke Verband der Automobilindustrie (VDA), der die deutsche Automobilindustrie auf nationaler und EU-Ebene vertritt, und der Europäische Automobilherstellerverband (ACEA), der globale Autobauer in der EU repräsentiert. In den Vorständen beider Verbände sitzen auch die drei größten deutschen Automobilfirmen BMW, Daimler und Volkswagen.

In den letzten drei Jahren hat die Automobilindustrie mit ihren Lobbyverbänden immer wieder verbindliche Richtlinien zur Emissionssenkung bekämpft. Dazu gehören laut InfluenceMap besonders strengere CO2-Ziele für Fahrzeuge, das Aus für Verbrennermotoren und die grundsätzliche Verlagerung des Verkehrs auf kohlenstoffarme Möglichkeiten.

Stattdessen drängen sie weiter auf sogenannte freiwillige Industrieverpflichtungen und einen technologieoffenen Wandel. Faktisch stellen sie sich damit dem Systemwandel der Wirtschaft und des Verkehrs entgegen und behindern Schritte weg von Industrieprozessen, die grundlegend auf Kohlenstoff basieren.

Automobilindustrie gibt sich nachhaltig

Laut InfluenceMap haben sich diese Lobbyaktivitäten der Automobilindustrie gegen Klimagesetze in den letzten Jahren kaum geändert. Sehr wohl verändert hat sich allerdings die PR-Strategie der Autobauer, die auf ein nachhaltiges Image zielen und oftmals elektrifizierte Mobilität in den Mittelpunkt stellen.

Ein Beispiel hierfür ist Deutschlands größte Automobilmesse, die Internationale Automobilausstellung (IAA). Die vom VDA organisierte Messe wurde in diesem Jahr in „IAA Mobility - Mobilität der Zukunft" umbenannt. Im Vorfeld bewarben Firmen wie BMW und Daimler ihren Weg zur nachhaltigen und elektrischen Mobilität. Hauptfokus der Messe blieben jedoch Kraftfahrzeuge.

In einer globalen Nachhaltigkeits-Kampagne arbeitet BMW zudem seit Mitte des Jahres mit der britischen Band Coldplay zusammen und bewirbt grüne Elektromobilität. Laut InfluenceMap steht die Kampagne im Gegensatz zu den laufenden Lobbyaktivitäten des Automobilherstellers. Diese zielen weiterhin darauf, die Verkehrswende hinauszuzögern und Klimagesetze abzuschwächen. 

Unterwegs mit CO2

Während CO2-Emissionen insgesamt seit 1990 sanken, sind die des Verkehrssektors bis heute um mehr als 25 Prozent gestiegen. Damit gehört der Verkehr zu den größten Problembereichen. Inzwischen ist Mobilität für rund ein Viertel der CO2-Emissionen der EU verantwortlich. Über 70 Prozent entfallen dabei auf den Straßenverkehr. In Deutschland belief sich der Anteil des Straßenverkehrs an den Gesamtemissionen im Jahr 2020 auf knappe 20 Prozent. jb


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