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Verheimlichtes Diesel-GutachtenHardware-Nachrüstungen sind möglich und bezahlbar

Das bisher geheim gehaltene Wachtmeister-Gutachten bestätigt die Machbarkeit einer technischen Nachrüstung von Diesel-Pkw. (Foto: pixabay.com, CC0 Creative Commons)

Bereits im Januar kam ein Gutachten zu dem Schluss, dass technische Nachrüstungen von Diesel-Pkw möglich und finanzierbar seien. Doch die Bundesregierung hielt es unter Verschluss. Verkehrsministerium und Autoindustrie kommen nun in Erklärungsnot.

04.05.2018 – „Die Evaluation möglicher Hardware-Nachrüstungen zur Reduktion der NOx-Emissionen zeigt, dass eine Nachrüstung durch die Fahrzeughersteller eindeutig die beste und sicherste Lösung darstellt.“ Eindeutiger könnte ein Fazit zu dem Thema wohl nicht ausfallen. Durch ein Gutachten wollte die Bundesregierung die Machbarkeit einer technischen Nachrüstung von Diesel-Pkw einschätzen lassen. Verfasst wurde es von Georg Wachtmeister, der nicht nur Lehrstuhlinhaber für Verbrennungskraftmaschinen an der TU München ist, sondern auch grundsätzlich als wichtiger Berater beim Dieselskandal gilt.

Abgeliefert wurde das vierzehnseitige Gutachten an das Verkehrsministerium bereits am 8. Januar 2018. Seitdem wurde es der Öffentlichkeit vorenthalten und offensichtlich wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Selbst die ebenfalls involvierten Ressorts Umwelt und Wirtschaft hätten es nicht zu lesen bekommen, berichtet der Spiegel, der das Gutachten nun gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) veröffentlicht hat.

Scheuer setzt auf Software-Updates

So wurde eine Entscheidung über mögliche Hardware-Nachrüstungen von der Bundesregierung immer wieder mit der Begründung verschoben, dass das entsprechende Gutachten noch nicht vorliege. Auch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sprach sich erst kürzlich auf der Verkehrsministerkonferenz dafür aus, weiterhin auf freiwillige Software-Updates der Autohersteller zu setzen. Gegen eine Hardware-Lösung sah er dagegen nicht nur rechtliche, sondern auch finanzielle sowie technische Vorbehalte. Zu diesem Zeitpunkt war ihm das Wachtmeister-Gutachten jedoch längst bekannt.

Es sei ein beispielloser Vorgang, „tausenden vor deutschen Gerichten klagenden Haltern von Betrugsdiesel-Pkw ein mit Steuergeldern bezahltes Gutachten vorzuenthalten und sie damit in der Durchsetzung ihrer berechtigten Ansprüche zu behindern“, urteilt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Während die Autokonzerne technische Nachrüstungen von Diesel-Pkw mit Abschalteinrichtungen als technisch nicht machbar abgelehnt hatten, widerspreche ihnen Georg Wachtmeister in diesem Punkt deutlich, da er die Machbarkeit in seinem Gutachten explizit bestätigt.

Argumentationskette stürzt wie ein Kartenhaus zusammen

„Für die Dieselkonzerne ist das Wachtmeister-Gutachten ein Debakel, da ihre gesamte Argumentationskette nun wie ein Kartenhaus einstürzt“, sagt Resch. So seien die Ergebnisse der Studie „eine ‚schallende Ohrfeige‘ für Andreas Scheuer, den Vertreter der Für die Dieselkonzerne ist das Wachtmeister-Gutachten ein DebakelDieselkonzerne im Bundeskabinett“, da dieser aktuell die Argumentation von BMW, Daimler und VW vertrete, dass eine technische Nachrüstung unverhältnismäßig teuer und insgesamt nicht nötig sei.

In dem Gutachten heißt es wörtlich: „Somit ist davon auszugehen, dass durch die Fahrzeughersteller das größte Potenzial einer schnellen und soliden Hardware-Nachrüstung gegeben ist.“ Je nach Automarke würden die Kosten für Upgrades zwischen 1.190 und 1.990 Euro rangieren. Aus Sicht von Wachtmeister sei dies ein weiterer Beleg dafür, dass entsprechende Abgasnachbehandlungssysteme für Hardware Nachrüstungen vorhanden sein sollten.

Damit liegt es nun an der Bundesregierung, beim Dieselskandal endlich einen Schritt weiter zu kommen und die Autoindustrie zu technischen Nachrüstungen zu zwingen. Die Frage der Machbarkeit wurde durch das Gutachten beantwortet, weswegen die betroffenen Diesel-Pkw nun auf Kosten der Hersteller nachgerüstet werden müssten. Dadurch könnten nicht nur Fahrverbote in den Innenstädten vermieden, sondern auch die Luftqualität deutlich verbessert werden. jk


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