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Globale EnergiewendeEnormes Potenzial Erneuerbarer Energien, G20 in der Pflicht

Blick aus der Luft auf Felder und Windkraftanlagen
Die G20-Staaten verfügen über ausreichend Potenzial für eine weltweit erneuerbare Energieversorgung. (Foto: Mark König on Unsplash)

Das größte Klima-Netzwerk internationaler Stiftungen hat einen Bericht zum Potenzial Erneuerbarer Energien der G20 vorgelegt. Die Staatengemeinschaft verfüge über ausreichend Ausbaukapazitäten für eine weltweit erneuerbare Energieversorgung.

26.08.2022 – Die internationale Stiftungsplattform F20, ein Netzwerk von 80 Stiftungen mit Fokus auf die G20-Staaten im Hinblick auf die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele, die vor dem G20- Gipfel 2017 in Hamburg ins Leben gerufen wurde, hat in dieser Woche von den Staats- und Regierungschefs der G20 Länder ein klares Ziel für den Ausbau der Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030 gefordert. Basierend auf Wind- und Solarenergie als die zwei wichtigsten erneuerbaren Energieträger seien 70 Prozent Stromerzeugung weltweit aus Erneuerbaren Energien machbar. Das große Potenzial bliebe unzureichend genutzt bei einem aktuellen Anteil von durchschnittlich mageren 28 Prozent.

Angesichts des diesjährigen G20-Gipfels in Indonesien und der offensichtlichen Dringlichkeit einer nachhaltigeren Energieversorgung sowie der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen ruft die internationale Stiftungsplattform F20 die Staats- und Regierungschefs der G20 auf, die Energiewende voranzutreiben und die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens einzuhalten.

Denn hinsichtlich einer sich dramatisch zuspitzenden Klima- und Energiekrise reichen die bestehenden energiepolitischen Maßnahmen bei weitem nicht aus, um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen und die Energieeffizienz und die Erzeugung Erneuerbarer Energien weiter voranzutreiben, mahnen die Autoren der Studie Limiting Global Warming to 1.5 ° C: Renewable Target Mapping for the G20 der Universität von Sydney, die von der F20 Plattform in Auftrag gegeben und der Organisation One Earth unterstützt wurde. Darin beleuchten die Wissenschaftler evidenzbasierte erneuerbare Energieziele für die G20 Staaten sowie konkrete Empfehlungen für deren Umsetzung bis zum Jahr 2030.

G20 müssen Versprechen einlösen

Die G20 Staaten, die für rund 80 Prozent der globalen energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich sind, spielten eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel und für die Dekarbonisierung der globalen Wirtschaft. Alle G20 Staaten haben sich mit der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens zu dessen Umsetzung verpflichtet. Dennoch seien die nationalen Klimastrategien zum Ausbau Erneuerbarer Energien und der Reduktion von CO2-Emissionen unzureichend, um das verbleibende Kohlenstoffbudget zur Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 ° C nicht zu überschreiten.

Klimarealistische Zielsetzung

Um den Klimaschutzplänen der G20 Glaubwürdigkeit zu verleihen, seien drastische Änderungen in der bestehenden Energiepolitik zur Förderung von Energieeffizienz und Nutzung Erneuerbarer Energien notwendig. Dies beginne mit einer ambitionierten und „klimarealistischen“ Zielsetzung. Bis 2050 haben sich die Staaten zur Klimaneutralität verpflichtet und 100 Prozent Erneuerbaren Energien. Das ist in dem bisherigen Tempo nicht realistisch.

Die Folgen sind klar, werden aber immer noch verdrängt

„Wir werden es nicht schaffen, unter den 1.5°C Temperaturanstieg zu bleiben. Irreversible Schäden und erhebliche Einschränkungen für die Nahrungssicherheit sind nicht mehr aufzuhalten. Es sei denn, die G20 beschließen endlich gemeinsam gegenzusteuern und die Verbrennung fossiler Rohstoffe für thermische und strombasierte Energiedienstleistungen einzustellen und durch die Nutzung Erneuerbarer Energien zu ersetzen", warnen die Wissenschaftler.

Die Studie mache deutlich, dass dies sowohl technisch als auch wirtschaftlich möglich wäre. „Nicht auf Erneuerbare Energien zu setzten ist auch eine klare politische Handlung, eine die die dramatischen Folgen der Klimakrise noch weiter verschlimmert“, mahnt der F20-Generalsekretär Stefan Schurig.

70 Prozent Erneuerbare Energien bis 2030

Basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Studie fordert die Stiftungsplattform F20 die G20 Staaten auf, sich auf ein Stromziel von 70 Prozent aus Erneuerbaren Energien bis 2030 zu einigen.

Die Entwicklung des Anteils der Erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch sowie am Gesamtenergieverbrauch ist aufgrund unzureichender Fortschritte bei der Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren Energien im Wärme- und Verkehrssektor viel zu langsam, verdeutlichen die Studienautoren einmal mehr anhand von Zahlen und Fakten. Basierend auf den Erkenntnissen der Studie fordert F20 die Staats- und Regierungschefs der G20 auf, ein Ziel für den Anteil Erneuerbarer Energien an der Endenergie von 60 Prozent, sowie ein Ziel für den Anteil Erneuerbarer an der Wärmeerzeugung von 55 bis 60 Prozent für 2030 festzulegen.

Energiewende gerecht gestalten

Alle G20-Ziele für Erneuerbare Energien müssten durch verbindliche Energieeffizienzziele ergänzt werden, wobei diese Ziele je nach lokalen Faktoren wie der Ausgestaltung nationaler Klimaschutzbeitrage (Nationally Determined Contributions-NDCs) variieren können.

Der Pfad zur Klimaneutralität 2050 könne aber nur umgesetzt werden, wenn die Entwicklung, Speicherung und Versorgung durch erschwingliche, zuverlässige und klimafreundliche Energiequellen sichergestellt wären. Die G20 Staaten müssen dazu beitragen, die Energiewende auch gerecht und inklusiv zu gestalten, fordert das Klima-Netzwerk.

„Neben rechtlich verbindlichen nationalen Zielen für Erneuerbare Energien sollten die G20 Partnerschaften für eine gerechte Energiewende fördern, um einen gerechten Übergang von einer auf fossilen Brennstoffen basierenden Wirtschaft zu Erneuerbaren Energien zu beschleunigen“, betont der F20-Vorsitzende Klaus Milke. „Die heute veröffentlichte Studie kommt gerade rechtzeitig angesichts einer sich zuspitzenden geopolitischen Krise, die die globalen Abhängigkeiten von Gas, Öl und Kohle offenbart, die es zu überwinden gilt.“

Wind- und Solarenergie könnten die Welt versorgen

Dabei wären die kombinierten Solar- und Windpotenziale der G20 ausreichend, um mehr als das 50-fache des derzeitigen globalen Verbrauchs zu generieren, heißt es in der Studie. Etwa zwei Prozent der möglichen Solar- und Windausbaugebiete könnten den weltweiten Strombedarf decken. Das Solarpotenzial der G20 reiche aus, um schätzungsweise 37 Mal den weltweiten Strombedarf – bezogen auf das Jahr 2019 – zu decken; das wären bezogen auf den benötigten Flächenverbrauch rund 2,7 Prozent der potenziell geeigneten Flächen. Somit gebe es kein fehlendes Solarpotenzial zur Deckung des gesamten Strombedarfs der G20, auch unter der Annahme, dass die Nachfrage in den nächsten 30 Jahren deutlich steigen werde.

Das Onshore-Windpotenzial der G20 sei etwas kleiner als das Solarpotenzial, könnte aber immer noch das 18-fache der aktuell weltweiten Stromnachfrage erzeugen. Dazu käme auch noch die Offshore-Windkraft.

Umsetzung möglich, allein der politische Wille fehlt

Die Politikempfehlungen konzentrierten sich daher zunächst auf die Ziele der G20-Staaten. National festgelegte Beiträge, die Entwicklung langfristiger Strategien zur Sicherstellung niedriger Treibhausgasemissionen, ein verlässlicher und sicherer Rahmen für den Energiesektor und die Verbesserung der Klimaresilienz und Anpassungsbemühungen wären notwendige Maßnahmen, ebenso wie eine gezielte Ausrichtung der Finanzströme auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Beteiligung der gesamten Gesellschaft ermöglichen

Dazu gehörten zudem ein laufender Dialog mit Akteuren der Zivilgesellschaft, dem öffentlichen und Unternehmenssektor sowie NGOs und Hochschulen.

Die Empfehlungen und Richtlinien sollten zu künftigen G20-Debatten beitragen, wünschen sich die Studienautoren. Ziele dabei wären die Rationalisierung von Genehmigungsprozessen zur Beschleunigung des Ausbaus Erneuerbarer Energien und eine rasche Massenelektrifizierung etwa im Verkehrs- und Gebäudesektor zur Erhöhung der Reichweite von erneuerbarem Strom. Zudem eine Verbesserung der Politik- und Investitionssicherheit bei gleichzeitiger Skalierung; auch Mechanismen wie Einspeisevergütungen oder standardisierte Stromabnahmeverträge.

Wichtiger Aspekt: Die Entwicklung qualifizierter Arbeitskräfte und eine bessere Verwaltung zur raschen Umsetzung von Zielen, mehr finanzielle Anreize und politische Unterstützung. Vereinfachte und schnellere Baugenehmigungen für Erneuerbare Energien, die Implementierung von Richtlinien, die es ermöglichen, private sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wirtschaftlich an Erneuerbare-Energien-Projekten zu beteiligen. Programme wie gute Einspeisevergütungen hätten sich bewährt, so die Studienautoren, mehr Akzeptanz für Erneuerbare-Energien-Projekte in Gemeinschaften und der Zivilgesellschaft zu schaffen, während der Ausschluss von KMUs oft zu einem Rückgang der gesellschaftlichen Akzeptanz für Erneuerbare geführt hätte. na

Hier geht’s direkt zur Studie


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