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Energiewende Made in GermanyErneuerbare Energien decken 43 Prozent des deutschen Stromverbrauchs

Zwei Windkraftanlagen an einer kurvigen Straße
Um die Klimaziele zu erreichen, führt kein Weg am Ausbau der Erneuerbaren Energien vorbei. (Foto: Pixabay / Free License)

Ökostrom hat im ersten Halbjahr 2021 rund 43 Prozent des Bruttoinlandstromverbrauchs gedeckt. Leichten Zuwachs hatte die Photovoltaik, Windenergie ging jedoch zurück. Branchenverbände mahnen die Politik zu einer deutlichen Kurskorrektur.

29.06.2021 – Mit rund 50 Prozent im Vorjahreszeitraum lag der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch im Vergleich noch höher – das zeigen die vorläufigen Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Das lag einmal am Wetter, heißt es im Bericht. Während im ersten Halbjahr 2020 Rekorde bei der Stromerzeugung aus Solarenergie und Windenergie an Land erreicht wurden, war in diesem Jahr insbesondere das erste Quartal ungewöhnlich windstill und arm an Sonnenstunden. Im zweiten Quartal legten Wind und vor allem Sonnenstunden deutlich zu, so dass der Anteil der Erneuerbaren Energien von April bis Juni bei 45 Prozent lag.

Einen leichten Zuwachs von rund zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gab es bei der Stromerzeugung aus Photovoltaikanlagen, die Erzeugung aus Windenergie – an Land und auf See –ging hingegen um rund 20 Prozent zurück.

Stromverbrauch steigt wieder

Die Werte für das Jahr 2020 waren auch vom deutlich niedrigeren Stromverbrauch im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 beeinflusst. Da die Erneuerbaren-Quote als Anteil am Stromverbrauch ausgewiesen wird, führe ein geringerer Verbrauch allein schon zu einem Anstieg des prozentualen Wertes, erläutern die Branchenexperten. In diesem Jahr liege der Stromverbrauch schon wieder auf einem üblichen Niveau.

Verbrauch und Erzeugung

Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung umfasst indes die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten Strommengen. Die Bruttostromerzeugung lag demnach bei rund 42 Prozent.

Die Erzeugungszahlen im Detail

Im ersten Halbjahr 2021 lag die Bruttostromerzeugung bei 292 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) – das ist ein Anstieg von fast fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum Dem stand ein Stromverbrauch von rund 285 Mrd. kWh gegenüber. Im ersten Halbjahr 2020 waren es 271 Mrd. kWh.

Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2021 rund 122 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt. Davon stammten gut 48 Mrd. kWh aus Wind an Land, 28 Mrd. kWh aus Photovoltaik, gut 22 Mrd. kWh aus Biomasse, fast 12 Mrd. kWh aus Wind auf See und 9 Mrd. kWh aus Wasserkraft. Im ersten Halbjahr 2020 waren es im Vergleich dazu insgesamt 137 Mrd. kWh.

Aus konventionellen Energieträgern wurden in diesem Jahr bislang 170 Mrd. kWh erzeugt. Im Vergleich waren es im Vorjahreszeitraum Januar bis Juni 2020 mit 142 Mrd. kWh deutlich weniger.

Ausbau-Tempo muss deutlich anziehen

Die Zahlen zeigen vor allem auch, dass eine deutliche Kurskorrektur notwendig ist – die politischen Versäumnisse hinsichtlich der Energiewende müssen wieder aufgeholt werden. „Um die ambitionierten Klimaziele im Klimaschutzgesetz und European Green Deal zu erreichen, müssen wir das Ausbautempo deutlich anziehen“, mahnt denn auch die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung Kerstin Andreae.

„Für das höhere CO2-Einsparziel wäre ein Anteil von mindestens 70 Prozent Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bis 2030 erforderlich.“ Das bisherige Ziel der Bundesregierung ist ein Anteil von 65 Prozent. „Neben einer Beschleunigung des Windenergie-Ausbaus an Land durch mehr Genehmigungen und Flächenausweisung brauchen wir auch einen echten PV-Boom mit einem Zubau von mindestens zehn Gigawatt pro Jahr“, so Andreae.

Notwendig sei ein konsistenter Instrumentenmix aus finanziellen Anreizen für Unternehmen sowie Bürger:innen, mehr Flexibilität bei der Wahl der Nutzung des erzeugten PV-Stroms und eine deutliche Entbürokratisierung rund um den Bau und die Nutzung von PV-Anlagen. Bund und Länder müssten zudem mehr Flächen für Photovoltaik-Anlagen bereitstellen, etwa  die diskutierte PV-Pflicht für öffentliche Neubauten, die nun nicht im Sofortprogramm der Regierung steht, aber auch innovative Konzepte wie Agri-PV oder schwimmende Solar-Anlagen.“ Das sind u. a. auch Handlungsempfehlungen, die der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) in der letzten Woche in seinem Positionspapier detailliert ausgeführt hatte.

Die Weichen müssten zeitnah gestellt werden, so Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW und verweist auf Planungsprozesse und Investitionsentscheidungen. „Für die Erneuerbaren Energien erscheinen die Beschlüsse viel zu vage. Denn unbeantwortet bleibt die Frage, durch welche Maßnahmen sichergestellt werden soll, wie der Photovoltaik-Zubau gegenüber 2020 verdoppelt und der Zubau bei der Windenergie an Land sogar verdreifacht werden soll – und zwar nicht am Ende der Dekade, sondern bereits ab dem kommenden Jahr über die ganze Dekade hinweg.“ Schon allein aufgrund der Flächenverfügbarkeit und der langen Vorlaufzeiten bei größeren Projekten müsse hier schnell gehandelt werden. na


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