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Klimaklage





KlimaschutzzieleEU könnte mehr Treibhausgase einsparen als bisher geplant

Menschen auf einem Berggipfel
Ein anstrengender, aber machbarer Weg für alle: Die Klimaziele der EU bis 2030 könnten angehoben werden. (Foto: Pxhere / CCO 1.0)

Die Länder der Europäischen Union könnten ihre Emissionen stärker senken als vorgesehen, bis 2030 sogar um 55 Prozent gegenüber 1990. Derzeit sind 40 Prozent die vereinbarte Zielmarke. Maßnahmen in allen Wirtschaftsbereichen wären dafür notwendig.

26.08.2020 – Technisch und wirtschaftlich machbar: 55 Prozent weniger klimaschädliche Emissionen in der EU bis 2030. Das ist das Ergebnis einer Studie von Agora Energiewende und dem Öko-Institut Freiburg. Demnach kann die EU ihre Klimaschutzziele kräftig nach oben anheben. Allerdings müssen dafür geeignete Maßnahmen ergriffen werden.

Bislang haben sich die Länder der EU zum Ziel gesetzt, ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Dabei gelten unterschiedliche Ziele für die verschiedenen Sektoren. Unternehmen der Energiewirtschaft und rund 11.000 energieintensive Industrieanlagen gehören zum Kreis derer, für das das Emissionshandelssystem greift. Diese unter der Abkürzung EU ETS oder EU EHS zusammengefassten Wirtschaftseinheiten müssen ihre Emissionen nach bisherigen Plänen bis 2030 um 43 Prozent senken. Andere Sektoren wie Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Abfall, sowie die nicht im Emissionshandel erfassten Industrieanlagen sollen 30 Prozent einsparen. Diese Sektoren verursachen knapp 60 Prozent der Gesamtemissionen in der Europäischen Union und werden mit dem Begriff Effort Sharing Regulation (ESR) zusammengefasst.

Kohleausstieg beschleunigen, schärfere Grenzwerte für Pkw

Die Studie von Öko-Institut und Agora Energiewende hat das Zusammenspiel beider Klimaschutzmechanismen untersucht und für jeden Bereich eine Vielzahl von Optionen betrachtet. Im Ergebnis halten die Forscherinnen und Forscher für beide Bereiche eine Anhebung der Ziele für machbar. Die dem Emissionshandel unterliegenden Sektoren könnten statt 43 Prozent 59 bis 63 Prozent weniger Emissionen erreichen. Die ESR-Sektoren könnten den Ausstoß von Treibhausgasen um 45 bis 49 Prozent reduzieren, statt den bisher angepeilten 30 Prozent. Die Gesamtemissionen in der Europäischen Gemeinschaft würden damit um 55 Prozent sinken.

Notwendig dafür wäre ein Mix aus Maßnahmen auf EU-Ebene und in den Mitgliedsstaaten. Der Kohleausstieg müsste EU-weit beschleunigt und die Standards für den CO2-Ausstoß von Pkw angehoben werden. Aufforstung und ökologische Landnutzung sind weitere Vorschläge. Ein neuer Markt für nationale Emissionsberechtigungen in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft sowie ein eigener europaweiter Emissionshandel für diese Sektoren wären neu einzuführende Instrumente.

Mehr Zusammenhalt auf dem Weg zum Klimaschutz

Betrachtet wurden auch die Minderungsbeiträge der einzelnen Mitgliedsstaaten. Besonders die skandinavischen Länder seien auf einem guten Kurs. „Das ist ein Beleg dafür, dass eine durchdachte Klimaschutzpolitik nicht zu Lasten von Wohlstand und Lebensqualität geht – ganz im Gegenteil“, sagte Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Jakob Graichen, Co-Autor der Studie und Forscher am Öko-Institut, fügt hinzu: „Andere Länder müssen einen größeren Klimaschutzbeitrag als bisher leisten. Dafür brauchen sie Unterstützung, um ihre Volkswirtschaften auf Klimakurs zu bringen, auch hierfür schlägt unsere Studie Solidaritätsmechanismen vor.“ 

Die Studie wurde vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um die Erhöhung der Klimaschutzziele erstellt. Zur Klimakonferenz COP26, die 2021 in Glasgow stattfinden wird, will die EU der internationalen Staatengemeinschaft ihre neu gesteckten Ziele vorstellen.

Alle Analysen der Studie beziehen sich erstmalig auf die EU nach dem Austritt Großbritanniens. pf

Kommentare

Michael Struve am 27.08.2020

Die Situation mit der Einsparung von sofort 30% durch gezielte H2 Produktion direkt während der Fahrt habe ich verschiedenen Firmen und dem Minister Scheuer angeboten. Es ist nicht gewollt und die Idee wird im Keim erstickt, da man das dumme Modell der E-Mobilität als politische Vorgabe in den Raum gestellt hat. Die Autoindustrie ist auf dem Weg in diese Sackgasse und vergisst dabei, dass mehr als 70% der Fahrzeuge exportiert warden. Diesen Elektoschrott kann man doch kaum exportieren, da das Ladesystem in z,B. Nigeria nie funktionieren wird.

 

Die CO2 Einsparung durch das Nutzen von Abfällen durch die Thermolyse und dann als Kraftstoff ist für mich Stand der Technik und die Verteufelung von Plastik muss endlich aufhören. Plastik ist garantiert biologisch abbaubar und durch Depolymerisation werden aus 1 Tonne Plastik dann bis zu 6 Barrel Öl mit Diesel oder Cerosin Qualität. Die Thermolyse kann mit grünem Strom betrieben werden.

 

Es gibt heute schon Lösungen im Sinne des Green Deal, aber man will es überhaupt nicht und man versucht den Bürger mit zusätzlichen Abgaben zu belasten. Die Ignoranz und Arroganz ist schon beachtlich.

AWolf am 02.09.2020

«Die Studie wurde vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um die Erhöhung der Klimaschutzziele erstellt. Zur Klimakonferenz COP26, die 2021 in Glasgow stattfinden wird, will die EU der internationalen Staatengemeinschaft ihre neu gesteckten Ziele vorstellen.»

 

Ist die EU nach dem Pariser Abkommen nicht zur Anpassung ihres NDC bis zum Ende dieses Jahres verpflichtet? Gibt es Pläne, diese Frist wegen Corona bis zur COP26 zu verlängern? Hat jemand dazu genauere Informationen?

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