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KohleausstiegLützi lebt

Polizeiauto vor einem von Aktivist:innen besetzten Haus in Lützerath
Die Polizei räumt Lützerath. Einige entschlossene Aktivist:innen hatten das Dorf bis zur Großdemo am heutigen Samstag gehalten. (Bild: Lützi lebt / CC BY 2.0)

Seit Mittwoch räumt die Polizei das Dorf Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler II von RWE. Ein breites Klimabündnis demonstriert heute erneut in ‚Lützi‘ gegen die Zwangsräumung und für Klimagerechtigkeit und Kohleausstieg.

14.01.2023 – Das Klimacamp im Braunkohledorf Lützerath wird seit Mittwoch von der Polizei geräumt. Aktivist:innen hatten den Ort jahrelang besetzt, um gegen Kohleabbau zu demonstrieren. Bei der heutigen Großdemonstration für Klimagerechtigkeit wird auch Fridays-For-Future-Aktivistin Greta Thunberg mitlaufen.

Lützi wird geräumt

Die Bilder aus Lützi aus den letzten Tagen sind herzzerreißend. Zerstörte Barrikaden und Baumhäuser, eingeschlagene Fensterscheiben, überall Schutt. Das Klimacamp, in dem Aktivist:innen jahrelang gelebt und für den Kohleausstieg demonstriert haben, gibt es nicht mehr.

Aktivist:innen hatten angekündigt, das Dorf so lange wie möglich gegen die angekündigte Zwangsräumung zu verteidigen. Nach nur drei Tagen haben Polizeiangaben nach jedoch bereits über 200 Aktivist:innen das ehemalige Klimacamp verlassen. Am gestrigen Freitag gab die Polizei an, das letzte ehemals besetzte Haus zu räumen.

Viele Dörfer bleiben

Die Bundes- und Landesregierung hatte sich im Oktober letzten Jahres mit RWE geeinigt, den Kohleausstieg in NRW auf das Jahr 2030 vorzuziehen. Vor dem Hintergrund der Energiekrise darf RWE kurzfristig mehr Kohle in Garzweiler II fördern – und das Dorf Lützerath abbaggern. Alle anderen Dörfer an der Kante des Braunkohletagebaus bleiben hingegen bestehen. Ob der Kompromiss tatsächlich CO2-Emissionen einspart, ist allerdings umstritten. Greenpeace-Experten kritisieren, dass der vorgezogene Kohleausstieg nach derzeitiger Planung Emissionen kaum reduzieren würde.

In den vergangenen Jahren legten Experten immer wieder Analysen vor, die den Kohlebedarf in Deutschland unterschiedlich bewerteten. Der im Oktober getroffene Kompromiss basiert letztlich wohl stark auf dem damaligen Stand der Energiekrise. Professor Michael Sterner, Leiter der Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher an der TH Regensburg stellt fest: „Der Abbau der Braunkohle unter Lützerath ist für die technische Versorgungssicherheit und Netzstabilität nicht zwingend notwendig und in keinem Gutachten begründet, sondern marktwirtschaftlich getrieben und damit letztlich eine politische Entscheidung.“

Protestieren für das Klima

‚Lützi‘ ist nicht zuletzt ein Symbol der Klimabewegung. Sterner und andere Klimaexperten warnten, dass die Zwangsräumung Lützeraths international ein schlechtes Bild für Deutschland und den Umgang mit den Klimazielen abgibt. Nachdem die Polizei bereits 2018 das Klimacamp ‚Hambi‘ geräumt hatte, geht der Staat hier erneut massiv gegen Menschen vor, die sich für die Klimawende einsetzen.

Ein breites Klimabündnis hatte bereits vor Wochen zur Großdemo am heutigen Samstag aufgerufen. Unterstützung kommt von Fridays-For-Future-Aktivistin Greta Thunberg, die unerwartet bereits am Freitag angereist war. Auf Twitter rief sie zum Klimastreik in Lützerath auf. „Keep it in the ground!” – auf Deutsch: „Lasst es (die Kohle) im Boden” stand auf dem Schild, das sie gemeinsam mit der deutschen Klimaaktivistin Luisa Neubauer in die Kamera hielt. Zur Demo werden tausende Menschen erwartet. Julia Broich


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Juri Hertel 17.01.2023, 12:32:08

Braunkohle und Korruption - EU bietet Hilfsprogramm:

 

https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_22_7801


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