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Rheinisches RevierDie 1,5 Grad Grenze verläuft vor Lützerath

Westlicher Ortseingang Lützerath aus Richtung Landstraße 277 im Januar 2023
Lützi bleibt! (Bild: Afranz1982 / CC BY-SA 4.0 / via Wikimedia Commons)

Aktivist:innen stellen sich in Lützerath weiter den Baggern von RWE entgegen. Am kommenden Mittwoch soll laut Polizei mit der Räumung des Dorfes begonnen werden. Für Samstag wird zu einer Großdemonstration an den Abrisskanten aufgerufen.

10.01.2023 – Ein breites Bündnis von Aktivistinnen fordert einen mit den Pariser Klimazielen kompatiblen Kohleausstieg in Deutschland. Das Dorf Lützerath und die darunter befindliche Kohle müssten dazu bleiben, wo sie sind. Derzeit wird damit gerechnet, dass RWE am kommenden Dienstag mit der Räumung des Dorfes Lützerath beginnt.

Aktivist:innen haben angekündigt, die Räumung des Dorfes so lange wie möglich zu verzögern. Alle Dörfer Bleiben, BUND, Campact, Fridays For Future, Greenpeace, Klima-Allianz Deutschland, Lützerath Lebt! und NAJU NRW, rufen deshalb zur Großdemonstration am kommenden Samstag, 14. Januar im Rheinischen Revier auf.

Ein fauler Kompromiss

Bundes- und Landesregierung hatten im vergangenen Oktober einen Kompromiss mit dem Energiekonzern RWE geschlossen, der den Tagebau im Rheinischen Revier betreibt. Demnach soll der Kohleausstieg im Rheinischen Revier und damit in NRW bereits 2030 erfolgen – acht Jahre früher als bundesweit festgelegt. RWE hält allerdings vorerst Kohlekraftwerke als Netzreserve bereit und darf dafür Garzweiler-Dörfer, zu denen auch Lützerath gehört, abbaggern.

Die Folgen der Aufgabe von Lützerath wären fatal. Ist das Dorf erst einmal abgebaggert, könnte der Tagebau Garzweiler deutlich erweitert und etwa 280 Millionen Tonnen Braunkohle zusätzlich gefördert werden. Für Deutschland würde das Verbrennen dieser Menge Kohle das Aus für die Pariser Klimaziele bedeuten.

Vorgezogener Kohleausstieg spart kein CO2 ein

Ob der vereinbarte frühere Kohleausstieg hingegen einen Klimanutzen mit sich bringt, wird von Experten bezweifelt. “Das symbolische Vorziehen des Kohleausstiegs auf das Jahr 2030 bringt nichts, solange sich nicht auch die Kohlemengen verringern”, sagt Karsten Smid, Energieexperte von Greenpeace. Durch den früheren Ausstieg werde nach derzeitiger Planung kaum CO2 eingespart.

Politiker betonen immer wieder, dass die Kohle unter den Garzweiler-Dörfern notwendig sei, um die Energieversorgung in Deutschland zu sichern. Mehrere Studien aus den vergangenen Jahren kamen jedoch zu einem anderen Ergebnis. Eine Analyse vom Novmeber 2022 von Energieexpert:innen der Aurora Energy Research beziffert den Braunkohlebedarf deutlich niedriger als von Landesregierung und RWE vertraglich vereinbart. Anders ausgedrückt: „Die 1,5 Grad Grenze verläuft vor Lützerath“, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung bereits 2021 in einer Studie feststellte.

Kampf gegen die Klimabewegung anstatt gegen die Klimakrise

Der Protest im Rheinischen Revier hat eine lange Vorgeschichte. Protestcamps um Lützerath und den Hambacher Wald gibt es inzwischen seit Jahren. Immer wieder kam es zu Eskalationen zwischen RWE, Aktivist:innen und der Polizei. Der Lützerather Landwirt Eckhardt Heukamp hatte über die vergangenen zwei Jahre mit Unterstützung von Aktivist:innen gegen seine Enteignung und die Zerstörung seines Gutshofs geklagt – und verloren. Mieter:innen eines Hauses in Lützerath wurde von RWE trotz eines laufenden Vertrags mit dem Ökoenergieversorger naturstrom Mitte Dezember 2022 ohne Vorwarnung der Strom gekappt. naturstrom sprang spontan mit Autobatterien, Wechselrichter und Powerbanks ein – doch auch das ist kein Ersatz für ein Stromnetz.

Äußerungen von RWE zeigten zudem, dass Lützerath schon lange nicht mehr aus Notwendigkeit abgebaggert werden soll. Zum einen müsste RWE schlicht die Planung des Tagebaus ändern, was einen Aufwand darstellt, den der Konzern nicht leisten will. Wichtiger scheint jedoch zu sein, die Aktivist:innen endlich loszuwerden. Lützerath sei Kern des Widerstands gegen den Tagebau und gefährde den täglichen Betrieb, so RWE. Es scheint beinahe so, als sei der Kampf gegen die Klimabewegung wichtiger als der gegen die Klimakrise. jb


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Kommentare

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Juri Hertel 10.01.2023, 21:15:03

Deutsche Braunkohle wird als umweltfreundlich ("smokeless fuel") im abgelegen Irland von Aldi verkauft, aktuell diesen Winter aber schon seit Jahren:

 

Deutsche Braunkohle, abgepackt in Irland.

Hier landet die BK meist im offenen Kamin.Der dreckigste Brennstoff der Welt ist lt. Aldi umweltfreundlich.

Juri Hertel 10.01.2023, 21:17:05

Natuerlich beluegt Aldi die Kundschaft nach Strich und Faden:

 

https://www.aldi-sued.de/de/nachhaltigkeit/klima-und-umwelt.html

Juri Hertel 17.01.2023, 12:18:23

Juri Hertel 17.01.2023, 12:20:10

Betr. Aldi Irland:

 

Recherchen bei diversen Aldimaekten uebers Wochenende haben ergeben das die Braunkohle aus Deutschland im Moment aus den Laeden verschwunden ist.

Juri Hertel 17.01.2023, 19:48:44


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