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EntwicklungshilfeWarum Projekte zur Anpassung an den Klimawandel oft scheitern

n Malawi wird eine Solaranlage errichtet
In Malawi wird eine Solaranlage errichtet. (Foto: JonStrand / commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Internationale Projekte zur Bekämpfung der Klimawandelfolgen sind nicht immer erfolgreich. Im Gegenteil: Manche verschlimmern die Situation der Menschen sogar, indem sie Schwachstellen verstärken oder gar neue schaffen. Das zeigt eine Oxford-Studie.

27.01.2021 – Trotz guter Absichten haben international finanzierte Projekte zur Bekämpfung von Klimawandelfolgen in Entwicklungsländern oft negative Folgen für Bevölkerungsgruppen, die ohnehin am Rande der Gesellschaft stehen. Deren Situation wird durch die Verstärkung, Umverteilung oder sogar Schaffung neuer Quellen von Verwundbarkeit oft verschlechtert. Das ergab eine Studie der Norwegian University of Life Sciences (NMBU) und der University of Oxford, die kürzlich im World Development-Journal veröffentlich wurde.

Die Ergebnisse würden weit über unbeabsichtigte negative Konsequenzen hinausgehen, sagt Lisa Schipper vom Oxford-Institut für Umweltveränderungen. Demnach können Anpassungsmaßnahmen zu einem Instrument für Marginalisierung und Machtmissbrauch werden. Die Menschen wären dann sogar schlimmer dran als vorher, was die Folgen des Klimawandels betrifft.

Untersucht haben die Wissenschaftler 33 empirische Studien, in denen entsprechende Fehlanpassungen dokumentiert wurden. Umsiedlungsstrategien gehören dabei zu den extremsten Fällen politischer Eingriffe, da umgesiedelte Menschen häufig unter einer verminderten Ernährungssicherheit und einer starken Entmachtung zu leiden hätten.

Insgesamt haben die Wissenschaftler in der Studie vier Hauptprobleme identifiziert, die bei Projekten zur Anpassung an Klimawandelfolgen oft negative Auswirkungen für die Bevölkerung haben:

  1. Keine Berücksichtigung von lokalen Gegebenheiten in den Entwicklungsländern, die als Treiber der Verwundbarkeit gelten. Beispiele hierfür sind Ungleichheit von Geschlechtern, ethnische Beziehungen oder ein ungleicher Zugang zu natürlichen Ressourcen.
  2. Keine Einbindung der lokalen Bevölkerung in die Konzeption und Durchführung von Projekten.
  3. Keine Anpassung bestehender Entwicklungsprojekte, obwohl diese die Verwundbarkeit der Bevölkerung gegenüber dem Klimawandel in der Vergangenheit nicht beachtet haben.
  4. Ein unzureichendes Verständnis davon, wie eine „erfolgreiche“ Anpassung aussieht.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen und sicherzustellen, dass die Finanzierung auch tatsächlich den Menschen hilft, müsse man sich nun intensiv mit den Treibern lokaler und globaler Verwundbarkeit wie etwa Armut oder einer ungleichen Machtdynamik auseinandersetzen, sagt Siri Eriksen, Professor für Internationale Umwelt- und Entwicklungsstudien an der NMBU.

Die Verringerung der Verwundbarkeit der am stärksten ausgegrenzten Menschen erfordert demnach ein tiefes Verständnis der Geschichte vergangener und aktueller Sozialpolitik von Anpassungsprozessen.

Einfach immer mehr Klimafinanzierung zu fordern sei nicht hilfreich, wenn dadurch Projekte unterstützt werden, durch die eine Elite immer mehr Finanzmittel ansammelt – und an den Rand gedrängte Menschen dem Klimawandel stärker als zuvor ausgeliefert sind. Deshalb müsse die Gemeinschaft der Entwicklungshilfe aus den gemachten Fehlern der letzten Jahrzehnte lernen, sodass neue Projekte nicht dieselben Muster wiederholen und die Verwundbarkeit gegen den Klimawandel verschlimmern. jk


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