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Dezentral ErneuerbarWie die Energiewende die Gemeinschaft stärkt

Bild eines Dorfes, mit Windkraftanlagen im Hintergrund.
Auch in Wahlbach im Rhein-Hunsrück-Kreis profitieren die Bewohner von den umliegenden Windkraftanlagen. (Foto: giggel / Wikimedia Commons, CC BY 3.0)       

Die Erfolgsgeschichte aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz zeigt: eine dezentrale Energiewende schafft wirtschaftlichen Aufschwung und stärkt die Gemeinschaft. Dabei haben Erneuerbare Energien Mehrwert für viele Bereiche.

14.09.2019 – Noch bis 2011 gab der Rhein-Hunsrück-Kreis, südlich von Koblenz gelegen, 290 Millionen Euro jährlich für den Import von Energie aus – hauptsächlich fossiler Energie. Der Kreis galt als strukturschwach. Um dagegen vorzugehen, setzten die Verantwortlichen zunehmend auf dezentrale Erneuerbare Energie und mehr Energieeffizienz. Mit Erfolg: Der Kreis produziert inzwischen drei Mal mehr regenerativen Strom als er verbraucht. Die Agentur für Erneuerbare Energien zeichnete den Kreis vergangenes Jahr als Energiekommune des Jahrzehnts aus. Entscheidend für den sukzessiven Ausbau der Erneuerbaren Anlagen ist die hohe Bürgerbeteiligung.

So wurde bei den Flächen für den Bau von Windkraft- und Solaranlagen darauf geachtet, dass diese überwiegend den Gemeinden gehören. So können die Einnahmen aus den Pachtverträgen zum größten Teil an die Gemeinden zurückfließen, wie Marlon Bröhr, Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises erklärt. Bis zu 80.000 Euro würden einzelne Gemeinden dadurch jährlich generieren. Im ganzen Kreis bleiben aktuell 8 Millionen Euro im Jahr durch die Pachtverträge. Geld, dass die Gemeinden zum Wohle ihrer Bürger einsetzen können. Ein sogenannter Solidarpakt regelt zugleich, dass auch Nachbargemeinden, die in der Nähe von Windparks liegen, aber nicht im Besitz der Grundstücke sind, finanziell beteiligt werden.

Die regionale Wirtschaft brummt

Mit Pacht, Bau, Betrieb und Wartung der regenerativen Anlagen, die im Besitz verschiedenster regionaler bis überregionaler Energieerzeuger sind, generiert der Kreis inzwischen 50 Millionen jährlich. Dazu kommen weitere Einnahmen in der Region, die dank der finanziellen Spielräume durch die Energiewende ermöglicht werden. Besonders der Tourismus spielt eine immer stärkere Rolle.

Denn die Gemeinden im Rhein-Hunsrück-Kreis investieren ihre Einnahmen unter anderem in den Tourismus. Als Leuchtturmprojekt gilt die Hängeseilbrücke Geierley. Die Gemeinde Mörsdorf baute mit den Pachteinnahmen aus einem Windpark eine 360 Meter lange Fußgängerbrücke, bis zu hundert Meter über einem Tal gelegen. Ein Touristenmagnet: Über eine Millionen Besucher konnte die Brücke in den letzten vier Jahren verzeichnen und war einige Zeit die längste Hängeseilbrücke Deutschlands.

„Die Energiewende ist ein Konjunkturprogramm“

Und während Windparks vor allem den Gemeindekassen zugutekommen, profitieren viele Bürger auch direkt von Solaranlagen auf ihren Dächern. Etwa 4.500 solcher Anlagen gibt es im ganzen Kreis, schätzen die Verantwortlichen. Zahlen, die unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht mehr möglich wären, warnt die Umweltministerin von Rheinland-Pfalz Ulrike Höfken. „Die Energiewende ist ein Konjunkturprogramm“, so Höfken. Doch nur wenn die Energiewende nicht politisch abgewürgt wird.

Ausbaudeckel und weitere regulatorische Hemmnisse bremsen den Ausbau von Wind- und Solaranlagen aktuell jedoch. „Auch bei uns ist die Energiewende massiv ins Stocken geraten“, so Höfken. Dabei zeige doch der Rhein-Hunsrück-Kreis, wie die dezentrale Energiewende in den vergangenen Jahren die Region belebt habe. Statt typischer Abwanderung aus ländlichen Regionen, hätten vor allem Familien die Gemeinden wiederbelebt. Ein mögliches Zukunftsmodell auch für die deutschen Braunkohlereviere. mf


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