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Energiewende verhindern„Wir wollen den Markt nicht überreizen“

Auf der Zeit-Konferenz in Berlin diskutierten Experten zum Thema Klimaschutz und Energie. Die Ergebnisse waren eher bescheiden. (Foto: Finja Seroka)

Über Energie und Klimaschutz diskutierten Teilnehmer der Zeit-Konferenz in Berlin. Von Regierungsseite kamen kaum konkrete Vorschläge um die Klimaziele zu erreichen. Fahrlässig, keinen konkreten Fahrplan zu haben – findet nicht nur die Opposition.

07.09.2018 – „Klimaschutz – jetzt aber richtig!“ So der Appell, die Ausrichtung des Programms der 5. ZEIT-Konferenz „Energie und Klimaschutz“ am Dienstag dieser Woche in Berlin. Eröffnet hat die erste Session Thomas Bareiß, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. „Wir haben schon viel geschafft“, gab Bareiß sich optimistisch und selbstbewusst. „Wir wollen den Markt nicht überreizen. Für Wind haben wir ja beispielsweise bereits Ausschreibungsregelungen und unbegrenzt Platz haben wir auch nicht.“ Buhrufe aus dem Publikum. Konkrete Maßnahmen, um die Klimazeile 2030 zu erreichen? Die blieb der Staatssekretär schuldig – oder behielt sie zumindest für sich.

Wir bräuchten Sonne, Wind, Wasser und Biomasse, keine Frage. Aber 100 Prozent, das ginge nicht so einfach, die Versorgungssicherheit müsste zu jedem Zeitpunkt gesichert sein. Damit spielte Bareiß auf die Angst vor einem Blackout an. Dabei gibt es für letztere keinen Grund – die Qualität der Strom- und Gasversorgung befindet sich in Deutschland auch im internationalen Vergleich auf einem konstant hohen Niveau, das twittert die Bundesnetzagentur. Und sprach sich in einem Bericht erst kürzlich dafür aus, die Kohleverstromung zu reduzieren: Die Versorgungssicherheit würde dann sogar steigen.

Julia Verlinden, Bundesabgeordnete für die Grünen, nahm den Staatssekretär gleich in die Verantwortung: „Ich finde es fahrlässig, keinen konkreten Fahrplan aufzustellen. Auch die Industrie hat so keine Planungssicherheit. Sie bekommt so das Signal: Es ist noch Zeit.“ Dabei sei es nach wie vor möglich, die gesteckten Klimaziele zu erreichen.

Mit welchen Technologien das möglich sein könnte – darum ging es im zweiten Teil der Konferenz. Zunächst stand dabei Flüssiggas für LKW im Fokus. Kritisch vom Publikum oder der Moderation infrage gestellt wurden die Thesen in der Runde allerdings leider nicht. Die Impulsvorträge vor der Mittagspause ließen dafür mehr Raum. Zum Beispiel der zu einer Anlage, die CO2 aus der Luft saugt – und anschließend der Getränkeindustrie zur Verfügung stellt. Die nutzt das Gas, um Wasser und Softdrinks mit Kohlenstoff zu versehen. Da wird CO2 plötzlich zum gefragten Rohstoff.

Mit dem Auftritt der ZEIT-Redakteurin Petra Pinzler rückte auch das Publikum in den Mittelpunkt, wurde es konkret. Denn sie berichtete von dem Selbstversuch ihrer Familie, CO2-neutral zu leben. Nach dem Motto: Frag nicht, was die Welt tun kann. Sondern was du für die Welt tun kann. Zumindest zuerst. Und das ist eine ganze Menge.

Mal etwas anderes waren die Beiträge der letzten Runde. Dort warfen Experten aus dem Ausland einen Blick auf Deutschland – und berichteten von internationalen Beispielen. Mal positiven, mal negativen. Da durfte Trumps Amerika natürlich nicht fehlen. Aber es kamen auch weniger prominente Case studies und entfachten eine lebhafte Diskussion. Die viel zu schnell zu Ende war – wie die gesamte Konferenz. Was natürlich ein gutes Zeichen ist – und trotzdem schade. Finja Seroka


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