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Costa RicaEin endgültiger Bann von Öl und Gas ist nah

Vulkan und Dschungel in Costa Rica
Die in vielen Teilen des Landes unberührte Natur könnte für immer vor der Förderung von Öl und Gas geschützt werden. (Bild von Michal Dziekonski auf Pixabay)

Bereits seit 2002 liegt in Costa Rica ein Bann auf der Förderung von Öl und Erdgas. Doch jede neue Regierung könnte diesen aufheben. Daher kämpfen Umweltschützer für ein neues Gesetz, das fossilen Energien im Land endgültig einen Riegel vorschiebt.

06.08.2021 – Bislang ruhen die Öl- und Gasressourcen Costa Ricas im Boden. 2002 wurde von der damaligen Regierung sogar ein offizieller Bann für die Erkundung von Öl- und Gasressourcen ausgesprochen. Dieser gilt noch bis 2050. Doch jede Regierung hat die Möglichkeit, den Bann zu kippen, und das Land zur Förderung von Öl und Gas freizugeben.

Vor dem Hintergrund einer schwächelnden Wirtschaft im Land liebäugeln viele Firmen und einige Politiker mit dem fossilen Geschäft. Im Zuge der Corona-Pandemie erlitt das Land 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 8,7 Prozent. Der Tourismus ist seit Jahren der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes, der im letzten Jahr, wie in vielen anderen Teilen der Welt, einen deutlichen Rückgang erlebte. Politiker und Firmen argumentieren, dass die Förderung von Öl und Gas Costa Rica wieder zum wirtschaftlichen Aufschwung verhelfen könnte.

Endgültig den Riegel vorschieben

Doch diesen Ambitionen stellen sich Umweltschützer mit Unterstützung von Politikern entschieden entgegen. Christiana Figueres, ehemalige Chefin des UN-Klimasekretariats und frühere Parlamentarierin in Costa Rica, erklärte gegenüber Reuters: „Unser Anliegen ist es nun, dem möglichen Abbau einen endgültigen Riegel vorzuschieben, damit keine jetzige oder zukünftige Regierung der Versuchung erliegen kann, dass fossile Brennstoffe eine gute Idee für das Land sein könnten.“

Die costa-ricanischen Reserven seien ohnehin nicht kommerziell nutzbar, so Figueres weiter. Tatsächlich werden die Öl- und Gasvorkommen unter Costa Ricas Boden als vergleichsweise gering eingeschätzt. Unterstützung erhalten Figueres und ihre Mitstreiter, wie die Umweltschutzbewegung „Movimiento Costa Rica Libre de Perforacion“, von vielen Parlamentariern.

Das Redaktionsnetzwerk Deutschland zitierte die Parlamentarierin Paola Vega, die glaubt, dass der Vorstoß, die klima­freundliche Politik gesetzlich zu verankern, mit dem Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung übereinstimme. Darüber hinaus sei ein permanenter Bann eine starke Botschaft an die Welt. Parlamentarier wollen diese Woche über den endgültigen Bann beraten. Die entsprechende Abstimmung wird wohl nicht vor Oktober erfolgen, wie ein Verantwortlicher gegenüber Reuters mitteilte.

Rolle als Klimaschutzvorreiter festigen

Andere Staaten haben bereits das Ende der Förderung fossiler Brennstoffe festgelegt. Dänemark etwa kündigt dies für 2050 an. Dänemark ist mit der Ölförderung reich geworden und innerhalb der Europäischen Union der größte Ölproduzent. Vor diesem Hintergrund ist der Austritt als ambitioniert und deutliches Signal zu werten.

Costa Rica hingegen hat nie Öl und Gas gefördert, könnte aber mit einem endgültigen Bann seine Rolle als Klimaschutzvorreiter in der Welt festigen. Seit einigen Jahren versorgt das Land seine Bevölkerung zu fast 100 Prozent mit Strom aus Erneuerbaren Energien. Wichtigster Stromlieferant ist die Wasserkraft, mit 78 Prozent der landesweiten Erzeugung.

Wasserkraft sorgt für Spannungen

Doch die dafür nötigen riesigen Staudämme sorgen auch für Kritik, da tausende Hektar Land geflutet werden müssen und dies zu sozialen Spannungen und ökologischen Problemen führt. Auch könnte der Klimawandel künftig zu geringeren Wasserressourcen und damit zu einer verminderten Stromproduktion führen.

Daher soll der steigende Energiebedarf des Landes zunehmend über Offshore-Windanlagen und die Kraft des Meeres – wie Meeresströmungskraftwerke und Wellenkraftwerke – gewonnen werden.

Während jedoch bei der Stromproduktion die CO2-Emissionen gen Null gehen, steigen sie beim Autoverkehr unaufhörlich an. Der ist inzwischen für 40 Prozent des landesweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Ursprünglich wollte man schon in diesem Jahr Klimaneutral sein, nun wird spätestens das Jahr 2050 angepeilt. Dafür soll bis 2035 ein Viertel der Fahrzeugflotte elektrisch sein. Es gibt Steueranreize und weitere Vergünstigungen. Bei öffentlichen Bussen und Taxis soll dieser Wert bis dahin sogar bei 70 Prozent liegen. mf


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