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EU-KlimazieleDänemark will Öl- und Gasförderung bis 2050 einstellen

Offshore-Windpark vor Dänemarks Küste
Klar zur Wende? Dänemark ist auf Energiewende-Kurs – vor allem mit Offshore-Windkraft. Jetzt hat das Land den Ausstieg aus der Ölförderung in der Nordsee angekündigt. (Foto: Arnoldius / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0)

Wie Norwegen gilt Dänemark als Klimaschutz-Musterland – dabei verdanken beide Länder ihren Wohlstand der Öl-Förderung. Dänemark will das ändern und hat angekündigt, seine Öl- und Gasförderung bis 2050 schrittweise auf null herunterzufahren.

09.12.2020 – Während Norwegen in Europa als größter Ölförderer und Exporteur gilt, ist Dänemark seit dem Austritt Großbritanniens aus der EU der größte Ölproduzent innerhalb der Europäischen Union. In der letzten Woche beschloss das dänische Parlament nun den Ausstieg aus der Öl- und Gasförderung in der Nordsee. Bis zum Jahr 2050 will das Land seine gesamte Öl- und Gasförderung in der Nordsee einstellen. Dänemark wolle dem fossilen Zeitalter ein endgültiges Ende setzen, verkündete Klima- und Energie-Minister Dan Jørgensen in den dänischen Medien. Es sollen auch die geplante nächste Lizenzierungsrunde und alle künftigen Ausschreibungen für die Förderung gestrichen werden.

30 Jahre sind eine lange Zeit, das Vorhaben klingt aber dennoch ambitioniert – vor allem verglichen mit anderen Ölförder-Regionen wie etwa Norwegen – die sich aktuell mit einer Klage von Klimaschützern wegen der Vergabe neuer Ölbohr-Lizenzen in der Arktis auseinandersetzen müssen.

Mit den enormen Einnahmequellen durch den Ölexport können sich die skandinavischen Länder mit viel guten Klimaschutz vor der eigenen Haustür profilieren. Kopenhagen gilt nicht nur europaweit als Vorbild für nachhaltige Mobilität, sondern plant auch den Umbau zur ersten klimaneutralen Hauptstadt der Welt.

Größter Ölproduzent in der EU

Nach dem Brexit ist Dänemark zum größten Produzenten von Öl in der EU avanciert, auch der Export von Erdgas spielt eine große Rolle. Dänemark gehört deshalb auch zu den wohlhabendsten Ländern in Europa, das Bruttoinlandsprodukt liegt knapp 80 Prozent über dem EU-Durchschnitt.

Im eigenen Land ist der Energiewende-Kurs schon gesetzt. Dänemark verfolgt eines der weltweit ehrgeizigsten Klimaziele. Das Land will seine Treibhausgas-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 70 Prozent senken und 2050 klimaneutral sein. Ohne einen Ausstieg aus der Ölförderung wäre dieses Ziel nicht zu erreichen.

Strategische Planung mit Offshore-Windenergie

Beim Anteil Erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch gehört Dänemark bereits zu den EU-Spitzenreitern, vor allem der Ausbau der Windkraft auf See an den langen Küstenabschnitten geht stetig voran. Das dänische Energieunternehmen Ørsted zählt heute zu den Weltmarktführern bei der Planung und dem Betrieb von Offshore-Windparks. Das sah vor zehn Jahren noch ganz anders aus. Damals galt das Unternehmen unter dem Namen Dong Energy firmierend als Dänemarks größter Fernwärme- und Stromproduzent – und dabei auch als einer der größten CO2-Emittenten in der Branche. 85 Prozent der Strom- und Wärmeversorgung stammten damals noch aus Kohlekraft, lediglich 15 Prozent aus Erneuerbaren Energien.

Den Ausstieg aus der Kohlekraft hat die dänische Regierung bis 2030 geplant. Dänemark hat nur noch drei Kohlekraftwerke, deren Schließung für 2023, 2028 und 2030 vorgesehen ist.

Europas Energie verbinden

In diesem Jahr wurde zwischen Dänemark und Deutschland eine Stromleitung in Betrieb genommen, die den im Bau befindlichen dänischen Offshore-Windpark Kriegers Flak mit dem deutschen Meereswindpark Baltic 2 verbinden soll. Das Projekt ist einmalig – nirgendwo sonst gibt es eine derartige länderübergreifende Stromverbindung.

Auch im erneuerbaren Wärme-Markt gilt Dänemark mittlerweile als Vorbild in der EU und setzt seit vielen Jahren auf Solarthermie. Es sind bereits über 100 dänische Kommunen und Städte, die einen Solaranteil in den Nahwärmenetzen aufweisen. Teilweise übernehmen Solarthermieanlagen im Sommer sogar die gesamte Wärmeversorgung der Kommune. Der Anteil der Fernwärme liegt in Dänemark bei 64 Prozent der Wärmeversorgung, wovon 49 Prozent aus Erneuerbaren Energien generiert werden. Bereits seit 2013 sind in Dänemark keine Öl- und Gasheizungen mehr in neuen Gebäuden zulässig.

Mehr Akzeptanz durch Beteiligung

Die Akzeptanz der Dänen für die Energiewende ist hoch, zumal es eine gesetzlich garantierte Beteiligung der Anwohner und Gemeinden an den Gewinnen der Wind- oder Solaranlagen gibt – möglich auch bei Offshore-Windkraftanlagen. Bürger können Anteile erwerben und profitieren mit. Auch die Produktion von Erneuerbarer Energie in Eigenregie wird gefördert – statt wie in Deutschland ausgebremst. Entsprechende Projekte werden mit staatlichen Bürgschaften unterstützt. na


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