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PlastikkriseUN verhandelt Globales Plastikabkommen

Plastikmüll an einem Strand
Die UN verhandelte vergangene Woche in zweiter Runde über ein globales Plastikabkommen (Bild: H. Hach / pixabay).

Die UN will die Plastikflut einschränken. Die zweite Verhandlungsrunde über ein weltweites Abkommen verlief jedoch schleppend. Recycling allein wird nicht reichen, es muss auch weniger produziert werden.

06.06.2023 – Im März vergangenen Jahres beschlossen 175 Länder der UN, etwas gegen die globale Plastikkrise zu tun. Bis Ende 2024 soll ein Abkommen geschlossen werden, um Plastikmüll einzuschränken. Vergangene Woche tagte die zweite Verhandlungsrunde.

Weniger produzieren, mehr recyceln

Die zweite von fünf Verhandlungsrunden ging schleppend voran. Dabei ist Eile geboten, denn die Kunststoffproduktion und damit auch der Müll steigt seit Jahren rasant an. Nur wenig wird wiederverwertet, der Großteil wird verbrannt, in Deponien gelagert oder einfach ins Meer gekippt.

Mehr Recycling könnte Müll wie auch die mit der Kunststoffproduktion verbundenen CO2-Emissionen mindern. „Um die Plastikmengen in der Umwelt zu reduzieren, wird eine Drosselung der Herstellung unumgänglich sein. Hierauf zielt letztlich auch das von der Industrie geforderte verbesserte Recycling ab. Die Verwendung von Sekundär-Rohstoff – also recyceltem Plastik – soll die Produktion von neuem Plastik verringern“, sagt Sina Leipold, Professorin für Umweltpolitik, Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Plastikflut einschränken

NGOs wie Forscher sind jedoch skeptisch, ob besseres Recycling allein ausreicht. Die derzeitigen Möglichkeiten der Wiederverwertung würden oft überschätzt. „Recycling allein wird die globale Verschmutzung durch Plastikabfälle nicht lösen können: Längst nicht alle Kunststoffprodukte lassen sich sinnvoll recyceln, auch das Recycling braucht erhebliche Mengen an Energie. Kunststoffe lassen sich zudem nicht beliebig oft recyceln“, merkt Henning Wilts, Abteilungsleiter Circular Economy, am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie an. Die Notwendigkeit eines systemischen Wandels sei leider noch längst nicht bei allen Akteuren angekommen.

So stehen auch einflussreiche Staaten nicht hinter einer Reduktion von Primärplastik. „Die Länder der High Ambition Coalition wie die EU, Ruanda und Peru und neuerdings erfreulicherweise auch Japan sind für ehrgeizige Ziele. Staaten wie Saudi-Arabien, China, Russland und Brasilien sind bislang leider eher als Bremser aufgetreten“, erklärt Melanie Bergmann, Senior Research Fellow am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), und Mitglied der deutschen Delegation bei den Verhandlungen zum UN-Plastikabkommen. Industrievertreter aus Amerika zeigten sich weniger kooperativ als die Europäischen, so Bergmann.

Immer mehr Plastikmüll

Im Jahr 2019 wurden 460 Millionen Tonnen Kunststoff produziert. Die Produktion ist über die Jahrzehnte rasant gestiegen und hatte sich seit 2000 verdoppelt. Der OECD zufolge hält der Trend an. Prognostiziert wird eine erneute Verdopplung der Kunststoffproduktion bis 2050, und eine weitere bis 2060.

Zusammen wiegt alles Plastik, das jemals produziert wurde, schon heute mehr als doppelt so viel wie die Gesamtmasse aller Land- und Meerestiere. Über die Hälfte davon ist bereits zu Müll geworden. Dieser zersetzt sich über die Jahre zu Mikroplastik, dessen Bestandteile teils giftig sind und die Organismen über Nahrung, Luft oder Wasser aufnehmen.

Die dritte Verhandlungsrunde soll Ende des Jahres stattfinden. jb


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