Menü öffnen

Europäische StromerzeugungErneuerbare Energien hängen Kohle und Gas ab

Kohlekraftwerk hinter einer PV-Anlage
Immer öfter wird Kohlestrom in der EU von Solar- und Windenergie verdrängt. (Foto: Science in HD on Unsplash)

Im Jahr 2020 hatten die Erneuerbaren Energien einen Anteil von 38 Prozent am Strommix in der EU – und damit erstmals mehr als Kohle- und Gaskraftwerke. Beflügelt wurde diese Entwicklung vom rasanten Wachstum der Solar- und Windkraft.

28.01.2021 – Zum ersten Mal hat die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in der Europäischen Union jene aus fossilen Brennstoffen abgehängt. Wind- und Solaranlagen kamen gemeinsam mit Wasser- und Biomassekraftwerken auf einen Anteil von 38 Prozent am europäischen Strommix, Kohle- und Gaskraftwerke dagegen nur noch auf 37 Prozent. Das geht aus einer Analyse der beiden Thinktanks Agora Energiewende und Ember hervor.

Ein Treiber dieser positiven Entwicklung war ein starkes Wachstum im Bereich der Solar- und Windstromerzeugung. Seit 2015 hat sich diese in der EU fast verdoppelt und stemmte im vergangenen Jahr insgesamt ein Fünftel der gesamten Erzeugung.

Im Ländervergleich schnitt Deutschland mit einem dritten Platz bei der Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie gar nicht schlecht ab. Dänemark belegte mit 62 Prozent den Spitzenplatz, danach folgte Irland mit 35 Prozent. In der Bundesrepublik stammten immerhin 33 Prozent des erzeugten Stroms aus Solar- oder Windkraftanlagen, in Spanien waren es 29 Prozent.

Kohlestrom-Anteil seit 2015 halbiert

Während die Energiewende in der EU in den letzten fünf Jahren kräftig an Fahrt aufnahm, halbierte sich die Kohleverstromung. Im vergangenen Jahr ging sie um etwa 20 Prozent zurück, die Kohlemeiler hatten nur noch einen Anteil von 13 Prozent am europäischen Strommix. Laut der Analyse der beiden Beratungsunternehmen sei dies vor allem auf den deutlich gestiegenen Preis für Emissionszertifikate zurückzuführen. Im Dezember hatte er mit einem Preis von über 32 Euro einen neuen Höchststand erreicht.

Dagegen gab die Stromerzeugung aus Erdgas nur um vier Prozent nach, blieb also im Vergleich zum Jahr 2019 auf einem relativ ähnlichen Niveau. Gaskraftwerke stoßen weniger CO2 aus als Kohlekraftwerke, weswegen der europäische Emissionshandel ihre Stromproduktion weniger stark verteuert. In Deutschland, Polen und Tschechien haben sie preistechnisch sogar erstmals für einige Monate Braunkohlekraftwerke unterboten, wie aus der Analyse hervorgeht.

Europa hat zu Beginn eines Jahrzehnts globaler Klimaschutzmaßnahmen einen Meilenstein erreicht„Europa hat zu Beginn eines Jahrzehnts globaler Klimaschutzmaßnahmen einen Meilenstein erreicht“, sagt Dave Jones, leitender Stromanalyst bei Ember und Hauptautor des Berichts. „Das rasante Wachstum von Wind- und Solarenergie hat die Kohle zum Niedergang gezwungen.“ Doch das sei erst der Anfang. Europa setze zunehmend auf Wind- und Solarenergie; nicht nur um den Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 sicherzustellen, auch um die Verstromung von Gas auslaufen zu lassen, stillgelegte Kernkraftwerke zu ersetzen und den steigenden Strombedarf von Elektroautos, Wärmepumpen und Elektrolyseuren zu decken.

Rückgang der Stromnachfrage, Zuwachs der Erneuerbaren

Aufgrund der Corona-Krise habe die europäische Stromnachfrage im vergangenen Jahr um vier Prozent nachgegeben, urteilen Agora Energiewende und Ember. Dagegen war der Zuwachs bei den Erneuerbaren trotz der Pandemie äußerst robust. Ein noch stärkerer Einbruch bei der fossilen Stromerzeugung sei nur durch einen Anstieg der Stromnachfrage in der zweiten Jahreshälfte sowie eine unterdurchschnittliche Erzeugung von Atomstrom verhindert worden, urteilen die beiden Denkfabriken.

Die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie darf den Klimaschutz nicht ausbremsenInsgesamt hat die europäische Stromerzeugung im Jahr 2020 fast ein Drittel weniger CO2 ausgestoßen als noch im Jahr 2015, zeigt die Analyse. „Die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie darf den Klimaschutz nicht ausbremsen“, fordert Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Wir brauchen daher eine starke Klimapolitik - wie zum Beispiel den Green Deal -, um einen stetigen Fortschritt zu gewährleisten.“

Auch wenn der Zuwachs von Wind- und Solarstrom im Jahr 2020 mit 51 Terawattstunden deutlich über dem Mittel der letzten zehn Jahre lag, muss auch dieses hohe Niveau noch verdoppelt werden, um die für die Klimaneutralität erforderlichen zusätzlichen 100 Terawattstunden jährlich zu erreichen. Aktuelle Pläne der EU-Mitgliedsstaaten erreichen derzeit im Schnitt nur eine zusätzliche Erzeugung von 75 Terawattstunden pro Jahr. Für die Erreichung der EU-Klimaziele müssen die Strategien deshalb dringend nachgebessert werden. jk


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft