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Europäischer EmissionshandelPreis für CO2-Zertifikate erreicht Allzeithoch

Über den Europäischen Emissionshandel muss die Industrie für ihren CO2-Ausstoß zahlen
Der Preis für CO2-Zertifikate im europäischen Emissionshandel hat mit über 32 Euro einen neuen Höchststand erreicht. (Foto: Petter Rudwall on Unsplash)

Für Klimaverschmutzer wird es teurer: Der Preis für CO2-Zertifikate im europäischen Emissionshandel steigt immer weiter und hat jetzt mit über 32 Euro einen neuen Höchststand erreicht. Neben dem neuen EU-Klimaziel gibt es dafür noch weitere Gründe.

17.12.2020 –  In der vergangenen Woche hatte die Europäische Union verkündet, ihr Klimaziel für 2030 von 40 Prozent auf 55 Prozent anzuheben. Der Ausstoß der Treibhausgase soll in den kommenden Jahren also viel drastischer reduziert werden als bisher geplant. Die Ankündigung sorgte sogleich für einen deutlichen Anstieg des Preises für CO2-Zertifikate im europäischen Emissionshandel (EU-ETS). In der vergangenen Woche kletterte der Zertifikatspreis bereits auf über 31 Euro und erreichte am Dienstag mit über 32 Euro ein neues Allzeithoch.

Mit einem Zertifikat erlangen die Betreiber von Kraftwerken zur Stromerzeugung, der Fertigungsindustrie und der Luftfahrt die Berechtigung für den Ausstoß von einer Tonne Kohlenstoffdioxid. Anfang 2018 dümpelte der Preis für CO2-Zertifikate noch bei unter zehn Euro herum, bevor er dann im Laufe des Jahres auf bis zu 25 Euro stieg. Durch eine Verknappung des Angebots an Zertifikaten sollte der Preis deutlich erhöht, der Ausstoß von Treibhausgasen bestraft und klimafreundliche Technologien stimuliert werden.

Aufgrund der Corona-Krise kam es jedoch erneut zu einem Einbruch beim europäischen Zertifikatehandel. Im März fiel der Preis auf 15 Euro zurück – und erholte sich zunächst nur sehr langsam. Seit Anfang November – der Preis lag noch bei unter 24 Euro – ging es jedoch stetig bergauf. Am 4. Dezember knackte der Zertifikatspreis dann die Marke von 30 Euro.

Corona-Krise scheint überwunden

Damit scheint die Corona-Krise für den europäischen Emissionshandel keine allzu große Rolle mehr zu spielen – obwohl viele Länder gerade erst einen ähnlich strikten Lockdown wie im März beschlossen haben, der ebenfalls mit starken wirtschaftlichen Einbußen verbunden sein wird. Für die Marktteilnehmer steht jedoch die erwartete Knappheit an Zertifikaten im Vordergrund – und nicht die aktuelle Schwäche der Wirtschaft.

Damit ist die Situation sehr ähnlich zu der aktuellen Entwicklung an den Aktienmärkten, wo die schwere Krise des Frühjahres ebenfalls längst vergessen zu sein scheint. Der DAX erreicht schon wieder Werte von über 13.500 Punkten und bleibt nur knapp hinter den Rekordwerten aus dem Februar zurück. Der US-amerikanische Dow Jones knackte im Dezember erstmals die 30.000-Punkte-Marke, der japanische Leitindex Nikkei 225 notiert inzwischen mit über 26.700 Punkten – fast 3.000 mehr als vor der Corona-Krise.

Weitere Gründe für das Allzeithoch beim Emissionshandel

Doch neben der allgemeinen Zuversicht an den Aktienmärkten und der geplanten Anhebung des EU-Klimaziels für 2030 gibt es noch weitere Gründe für den starken Anstieg des Preises für CO2-Zertifikate im europäischen Emissionshandel. Bis Ende Januar wird die EU keine Emissionsrechte versteigern, was das Angebot an Zertifikaten deutlich begrenzt – und den Preis steigen lässt.

Außerdem haben Streiks in Frankreich von Arbeitern in Atomkraftwerken zu einer größeren Stromnachfrage aus CO2-intensiveren Kraftwerken geführt, berichtet die FAZ. Zusätzlich wurde die Nachfrage nach Zertifikaten durch Ausfälle von Gaslieferungen in Norwegen sowie die allgemeine Brexit-Unsicherheit angeheizt.

Gestartet wurde der europäische Emissionshandel im Jahr 2005 mit gravierenden Konstruktionsfehlern. So wurden großzügig kostenlose Zertifikate an die Industrie verteilt, was zusammen mit der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 zu einem riesigen Überangebot am CO2-Markt führte. Die Schwemme an Zertifikaten löste einen regelrechten Preisverfall aus, der viele Jahr nicht beendet werden konnte.

Erst 2013 wurden mehrere Maßnahmen beschlossen, die den Überschuss auf dem Markt eindämmen sollten. Durch das sogenannte Backloading wurde die Versteigerung von Zertifikaten viele Jahre nach hinten verschoben und durch die Marktstabilitätsreserve (MSR) überschüssige Emissionszertifikate aus dem Markt genommen. Im November 2017 wurden weitere Maßnahmen vorgenommen, um den Überschuss zu reduzieren und den Preis für Zertifikate endlich zu erhöhen. Offensichtlich mit Erfolg, wie die aktuelle Entwicklung zeigt. jk


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