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Klimaschutz mit GewinnIEA rät der fossilen Industrie zu einer nachhaltigeren Strategie

eSurfer und Ölförderplattform im Meer an Kaliforniens Küste
An Kaliforniens Küste: Die Einen surfen, die Anderen fördern Öl – und die Klimakrise nimmt ihren Lauf. (Foto: Berardo62 / Wikimedia Commons / CC BY-SA)

Jetzt schlägt sogar die Internationale Energieagentur Alarm und rät der fossilen Industrie zu verstärkten Investitionen in nachhaltigen Klimaschutz. Vor allem geht es dabei um die wirtschaftliche Zukunft der Branche in der aufgeheizten Klimadebatte.

22.01.2020 – Die Internationale Energieagentur IEA gilt mithin als Fürsprecher der Öl- und Gasindustrie. Das bleibt sie auch – und rät den fossilen Unternehmen gerade deshalb, vorausschauender in den Klimaschutz zu investieren – und zwar schleunigst. Denn bislang wird laut IEA-Bericht im Durchschnitt kaum ein Prozent ihrer Kapitalausgaben außerhalb des Kerngeschäfts investiert. Doch die Rechnung geht bald nicht mehr auf, warnt die IEA. Ohne verstärkte Investitionen vor allem in Klimaschutz-Maßnahmen rollten bald große Probleme auf die Unternehmen zu. Die Klimakrise müsse auch von dieser Branche aktiver bekämpft werden – sonst wären die Unternehmen in der Zukunft nicht mehr profitabel. Dabei ist weniger von Fördermengen als einer klimafreundlichen Technologie die Rede.

In Zukunft werde kein Energieunternehmen von der Energiewende unberührt bleiben, sagt IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. Nicht zu reagieren sei keine Option mehr. Der Druck von Aktivisten, vorausschauend denkenden Investoren und auch einigen wenigen Regierungen setze die Ölindustrie unter Druck, in Erneuerbare Energien- und Klimaschutztechnologien zu investieren. Die Umweltverpflichtungen der großen Ölkonzerne waren bislang äußerst bescheiden. BP bspw. investierte im Jahr 2018 rund 500 Millionen US-Dollar in Aktivitäten um den CO2-Ausstoß zu senken, das entspreche laut Jahresbericht etwa drei Prozent der jährlichen Investitionsausgaben.

Die erste Aufgabe für die Branche sei die Reduzierung des CO2-Ausstoßes ihrer eigenen Betriebe, rät Birol. Bis heute stammen laut Bericht rund 15 Prozent der weltweiten energiebedingten Treibhausgasemissionen bei der Förderung und dem Transport von Öl und Gas. Ein großer Teil dieser Emissionen könnte laut Birol relativ schnell und einfach gesenkt werden.

Nicht mehr als Greenwashing

Wieviel Emissionseinsparung und Klimaschutz am Ende dabei rauskommt, kann aber ernüchternd sein und nicht viel mehr als ein bisschen Greenwashing der eigentlich verheerenden Klimabilanz. Beispielsweise spricht der börsennotierte Öl- und Gaskonzern Equinor, dessen Mehrheit vom norwegischen Staat gehalten wird, von einer klimafreundlicheren Ölförderung in der Nordsee, denn die Förderung soll mit Ökostrom vom Festland betrieben werden. Das Verhältnis von CO2-Einspraung und Klimaschutz im Hinblick auf die Mengen an gefördertem Öl ist allerdings marginal. So wird Ölförderung plötzlich als Klimaschutzmaßnahme deklariert. 

Geopolitische Interessen

Im Bericht benannt wird die entscheidende Rolle staatlicher Ölunternehmen, wie Saudi Aramco, auf die weit über die Hälfte der weltweiten Produktion und ein noch größerer Anteil der Reserven entfalle. Etliche Länder mit Erdölvorkommen haben ihren Wohlstand fast nahezu vollständig auf Ölreserven aufgebaut. Dazu zählt auch Norwegen.

So denkt die IEA denn auch nicht an die Reduktion von Fördermengen, sondern vielmehr daran, Technologien aus der fossilen Industrie zur Beschleunigung des Einsatzes alternativer Energietechnologien wie Offshore-Wind oder Wasserstoff zu nutzen. Die Finanzierung zur Entwicklung solcher Technologien sei also eine Investition in eine nachhaltige wirtschaftliche Sicherung.

Der IEA-Bericht wurde in dieser Woche auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt. Das Ausmaß der Klimakrise fordere eine breite Koalition aus Regierungen, Investoren, Unternehmen und Klimaschützern, rät Birol. Denn es gehe nicht nur um finanzielle Rentabilität, sondern auch die soziale Akzeptanz – die müsse man zurückgewinnen.

Fossiles Zeitalter muss enden

Klimaschützer und Klimaforscher sehen allerdings nur einen Ausweg: Innerhalb der nächsten zwei Dekaden muss die fossile Industrie ein Ende finden – und gar nichts mehr fördern. Ansonsten ist – auch mit werbewirksamen Klimaschutzmaßnahmen der Öl- und Gasindustrie und ein bisschen Einsparung von Treibhausgasemissionen – die Erderwärmung nicht mehr zu stoppen. na


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