Energiewende Baden-Württemberg: Solarausbau top, Windenergie und Biomasse flop
In Baden-Württemberg wurden 2023 rund 1.950 MW Leistung an Erneuerbaren Energien installiert – vor allem Photovoltaik, mit Windenergie tut sich das Ländle schwer. Akteure fordern mehr Tempo, eine Grüngasquote und Flexibilität bei Netzanschlüssen.
02.02.2024 – Mit dem Zubau Erneuerbarer-Energien-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 1.950 Megawatt im letzten Jahr rutscht das Ländle nun auf Platz 5 bundesweit im Bestand. Während der Photovoltaik-Ausbau flott vorangeht – knapp 1.900 Megawatt kamen neu hinzu, das sind rund 140.000 Photovoltaikanlagen – kommt der Ausbau der Windenergie nur schleppend voran. Hier kamen lediglich neun neue Windenergieanlagen mit insgesamt rund 50 Megawatt Leistung hinzu, genauso viel wie schon 2022. Bei der Biomasse waren es vier Megawatt, berichtet die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (PEE BW) und weist damit auf die vorläufigen Zahlen hin, die aus dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur stammen.
Jürgen Scheurer von der PEE BW erhofft sich von der Landesregierung Unterstützung für konkrete Maßnahmen, den Ausbau stärker voranzutreiben und nennt die Zahlen im Bestand. Insgesamt sind demnach in Baden-Württemberg mit dem Jahreswechsel rund 13.000 Megawatt erneuerbare Stromerzeugungsleistung installiert. Die Photovoltaik komme auf knapp 10.200 Megawatt, die Windenergie auf gut 1.800 Megawatt und die Bioenergie auf fast 960 Megawatt. Damit liege das Land im Bestand bundesweit auf Platz fünf. Im Vergleich dazu käme Spitzenreiter Bayern auf das Doppelte, das zweitplatzierte Niedersachsen auf 22.000 Megawatt, berichtet PEE BW.
Sorgenkind Windenergie
Während der Solarausbau gut läuft, erhoffen sich Fachleute jetzt auch einen Schub bei der Windenergie– die gestiegenen Genehmigungszahlen könnten das Blatt vielleicht bald wenden. Um die Klimaziele zu erreichen, benötigt der Südwesten mindestens 100 neue Windenergieanlagen pro Jahr, vermutlich sogar mehr.
Um den Windenergieausbau in die Spur zu bringen, schlägt die PEE BW zur Beschleunigung vor allem schnelle Flächenausweisungen vor und schnellere Genehmigungen beim Repowering von alten Windenergieanlagen. Wenn in der Vergangenheit Anlagen mit einem Megawatt Leistung und 1.000 Vollaststunden gebaut wurden, werden inzwischen Anlagen mit fünf Megawatt oder künftig sieben Megawatt bei 2.000 Vollaststunden geplant. Nach dem Repowering könnte man in der Regel mit halb so viel Windrädern deutlich mehr als doppelt so viel Strom ernten.
Grüngasquote könnte auch Wasserstoff günstiger machen
Bei der Bioenergie kamen zu den gut 950 Megawatt nur vier Megawatt hinzu, berichten die Akteure. Das sind rund zwei bis drei neue Anlagen oder Anlagen, die einem Leistungsausbau unterzogen wurden. Um die Erzeugung grüner Gase sowie die Nutzung der bestehenden Gasnetzinfrastruktur zu fördern, setzt sich die Plattform EE BW für eine über die Jahre steigende Quote für grüne Gase ein. Eine solche Verpflichtung der Gasversorger könnte dazu beitragen, dass das Angebot an grünen Gasen steigt und im Fall von grünem Wasserstoff zugleich die Erzeugungskosten sinken würden.
Verbesserungen beim Netzanschluss nötig
Neben dem Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten hinke vor allem der Ausbau der Netze und der Netzanschlussmöglichkeiten im Land hinterher, mahnt PEE BW. Hier wären Transparenz und Beschleunigung dringend notwendig.
„Fehlende Einspeisemöglichkeiten treiben die Kosten für Wind- und Solarparks in die Höhe. Der Anschluss eines Solar- und eines Windparks an einem gemeinsamen Einspeisepunkt über die vorhandene Nennleistung hinaus sollte generell möglich sein“, sagt Jürgen Scheurer. Da selten beide Parks gleichzeitig die volle Leistung erbringen, könnten sie problemlos gleichzeitig Strom ins Netz einspeisen und durch intelligente Steuerung eine Überlastung vermieden werden.
Die Plattform EE BW rechnet mit einem Bedarf von mehr als 50 Terawattstunden (TWh) Solarstrom und über 30 TWh Windstromanteil in Baden-Württemberg im Jahr 2040. na