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DGNB System ZukunftsprojektZielbild einer ganzheitlichen Bauwende vermitteln

DGNB System Zukunftsprojekt
Insgesamt liegen dem System zehn Kriterien in den Bereichen ökologische, soziale und ökonomische Qualität zugrunde. (Bildquelle: DGNB)

Wie sieht der Maßstab für zukunftssichere, nachhaltige Gebäude im Jahr 2030 aus? Dieser Frage will die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit ihrem jetzt veröffentlichten DGNB System Zukunftsprojekt nachgehen.

17.04.2024 – Die notwendige gesellschaftliche Transformation in Richtung Klimaschutz und Nachhaltigkeit in konkrete, gebäudebezogene Zielstellungen und Aktivitäten zu übersetzen – das soll das hochgesteckte Ziel des DGNB System Zukunftsprojekts sein. Es solle herausragende gebaute Beispiele sichtbar machen und damit allen, die sich neu auf den Weg machen, Impulse und Orientierung bieten. „Gebäude, die das Prädikat ‚DGNB Zukunftsprojekt' erhalten, sind umgesetzte Vorbilder für die Transformation“, erläutert Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB, den Plan. „Sie beschützen und stärken unsere Lebensgrundlage, sichern den sozialen Zusammenhalt und transformieren unsere Wirtschaftssysteme zukunftssicher.“

Solche beispielgebenden „Projekte aufzuspüren und im Sinne eines offenen Wissenstransfers zu begleiten, damit andere von den gemachten Erfahrungen profitieren können“ – darum geht es der DGNB laut eigenen Angaben bei ihrem neuen Angebot. Zudem sollten Bauschaffende und Planende eine verlässliche Orientierung bekommen, auf was es in Zukunft in besonderem Maße ankommt. „Als Kompass für nachhaltige, zukunftssichere Gebäude vermittelt das DGNB System Zukunftsprojekt ein Leitbild und zeigt gleichzeitig auf, in welche Richtung sich die DGNB Zertifizierung in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird“, erklärt der Verein. Das neue Angebot stehe nicht im Wettbewerb mit anderen Zertifizierungssystemen, sondern könne alternativ oder ergänzend angewandt werden.

Zehn Kriterien mit hohem Anspruch

Inhaltlich fuße das DGNB System Zukunftsprojekt auf den zehn Kriterien Klima, Wasser, Biodiversität, Boden, Vielfalt, Umfeld, Region, Suffizienz, Zirkularität und Resilienz. Den einzelnen Kriterien zugeordnet seien jeweils vier oder fünf konkrete Zielstellungen, erläutern die Macher. Diese sollten Entscheidungen in allen Lebenszyklusphasen eines Gebäudes unterstützen – von der Bewertung oder Modernisierung bestehender Gebäude bis zur Konzeptionierung, dem Bau und einer nachhaltigen Nutzung.

Zu einigen dieser Zielstellungen werden Mindestanforderungen formuliert, heißt es weiter, die der grundlegenden Qualitätssicherung der Projekte dienen sollten, die das Prädikat DGNB Zukunftsprojekt anstrebten. „Die Mindestanforderungen unterscheiden sich je nachdem, ob es sich um ein bestehendes oder neu gebautes Gebäude handelt. Statt einer Vielzahl von technischen Einzelindikatoren beinhalten die Kriterien des DGNB Systems Zukunftsprojekt konkrete Hilfestellungen, sowohl zur methodischen Umsetzung als auch zur Dokumentation im Rahmen der Prüfung.“

Vorher bewerben

Anders als bei anderen Varianten der bereits bekannten DGNB Zertifizierung müssten sich Projekte, die den Zertifizierungsprozess mit dem DGNB System Zukunftsprojekt durchlaufen wollen, zunächst bewerben. Erst nach erfolgreicher Vorprüfung wäre eine Teilnahme möglich. Die erfolge durch die Zertifizierungsstelle der DGNB in Zusammenarbeit mit einer neu einberufenen Kommission Zukunftsprojekt – diese werde in Kürze vorgestellt.

Das neue Prädikat könne von Gebäuden oder Gebäudekomplexen jeder Nutzungsart erreicht werden, die mindestens ein Jahr in der Nutzung sind. Sanierungs- oder Neubauprojekte, die sich noch in der Planungsphase befinden, könnten sich für die Teilnahme bewerben und die Zielstellungen als Richtschnur nutzen. Maßgeblich für die Auszeichnung sei die Erfüllung sämtlicher Mindestanforderungen sowie Nachweise darüber, inwieweit es eine Auseinandersetzung mit den 45 Zielstellungen der zehn Kriterien gegeben habe.

Falls bei einem Projekt nachvollziehbar begründbar ist, warum einzelne Zielstellungen nicht erreicht werden könnten, wolle die DGNB die Gründe plausibel dargestellt bekommen. Auch sollte dargelegt werden, mit welchen Bemühungen dies in Zukunft gelingen kann. Wesentlicher Bestandteil der Zertifizierung sei zudem eine Vor-Ort-Begehung, gemeinsam mit Vertretenden der Kommission Zukunftsprojekt. Dies solle dazu beitragen, Planungsentscheidungen nachvollziehen und die Gebäudequalität im gebauten Kontext besser einordnen zu können.

Monitoring der Zukunftsprojekte

Und was hat man nun davon? Für jedes teilnehmende Projekt solle es einen eigenen Bereich auf der DGNB-Website geben. „Auf diesen Seiten möchten wir in regelmäßigen Abständen Interviews mit den verschiedenen Beteiligten veröffentlichen, um planungs- oder nutzungsbegleitend Entscheidungen transparent zu machen“, sagt Lemaitre. „Zusätzlich sollen hier die wichtigsten Nachhaltigkeitskennzahlen für jedes Gebäude transparent dargestellt werden. Außerdem werden die teilnehmenden Projekte motiviert, Tag-der-offenen-Tür-Veranstaltungen oder andere Formate zur Wissensvermittlung anzubieten.“

Um die Exzellenz-Auszeichnung fortlaufend nutzen zu dürfen, gibt es für die DGNB Zukunftsprojekte eine Reihe von wiederkehrenden Anforderungen. So werden Projektverantwortliche in regelmäßigen Abständen aufgefordert, aktuelle Informationen zum Status des Gebäudes zur Verfügung zu stellen. „Wir wollen dranbleiben an den Zukunftsprojekten, um sicherzustellen, dass die Versprechen eingehalten werden“, erklärt Anna Braune, Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung bei der DGNB. „Wir wollen verstehen, wie weitere Verbesserungen umgesetzt werden können und wie es den Menschen geht, die mit den Projekten zu tun haben.“

Zertifizierungssysteme hinterfragen

Einen Lerneffekt erhoffe sich die DGNB auch für sich selbst und die Weiterentwicklung ihrer eigenen Zertifizierungssysteme. „Als DGNB erhoffen wir uns unter anderem Antworten auf die Frage, was wir von Bestandsgebäuden an Nachweisen überhaupt sinnvoll einfordern können, wenn der Luxus einer vollständigen Neubau-Dokumentation fehlt“, sagt Lemaitre: In diesem Sinne habe sich die DGNB dazu entschlossen, keine fest definierten Zertifizierungsgebühren festzulegen. Stattdessen werden die Antragstellenden nach erfolgreicher Vorprüfung im Rahmen der Vertragserstellung gebeten, die Gebühren für die Zertifizierung ihres Projektes nach eigenem Ermessen selbst festzulegen.

Weiterführende Informationen zum DGNB System Zukunftsprojekt, das offiziell vom Rat für Nachhaltige Entwicklung unterstützt wird, gibt es online unter www.dgnb.de/zukunftsprojekt. Dort gibt es auch den vollständigen Kriterienkatalog kostenlos als Download.

Zusätzlich bietet die DGNB in den kommenden Wochen eine Reihe von digitalen Informationsveranstaltungen zu dem neuen Angebot an. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist über die DGNB Website unter www.dgnb.de/veranstaltungskalender möglich.


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