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Klimakrise? Klimaschutz!Münchens Bürger wollen ihr urbanes Grün schützen

Münchens Klimaschützer gehen auf die Straße, hier beim Klimastreik 2019
Münchens Klimaschützer gehen auf die Straße, hier beim globalen Klimastreik 2019. Das Bürgerbegehren Grünflächen erhalten sammelt aktuell Unterschriften für den Erhalt urbaner Grünflächen für eine klimaresiliente Stadt. (Foto: Rufus46, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Der Erhalt von Grünflächen in den Städten ist im Zuge von Erderwärmung und Wetterextremen längst kein Nice-to-Have mehr, sondern Voraussetzung für ein gesundes Klima. In München sammelt ein Bürgerbegehren Stimmen für eine klimaresiliente Stadt.

29.07.2022 – Klimaforscher weisen seit Jahren darauf hin, wie wichtig Grünflächen und Bäume in urbanen Räumen sind, um Städte hitzeresilient zu machen und das Mikroklima für die Bewohner erträglich zu halten. „Wir müssen unsere Städte umbauen, um mit dem Klimawandel leben zu können“, sagte vor kurzem auch der Präsident des Umweltbundesamtes Dirk Messner gegenüber dpa. Dazu zähle vor allem viel mehr Grün in den Städten, was deutliche Abkühlung bringe. Wenn es regne, müsse die Stadt das Wasser aufsaugen und speichern können, damit es bei Hitze verdunste und einen weiteren Kühlungseffekt bringe.

Der Umbau der Städte als wichtige Veränderung zum Gesundheitsschutz sollte jetzt beginnen. Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal sowie Temperaturen von 40 Grad in Deutschland und Europa seien erst der Anfang der Krise, so Messner. Dies zeige erneut, dass der Klimawandel die Gesundheit vieler Menschen und hiesige Infrastrukturen bedrohe.

München braucht eine Abkühlung

Auch München heizt sich auf: Seit Jahren lieg laut Klimatabellen die Durchschnittstemperatur in der Innenstadt bei über 11°C, im Jahr 2018 waren es sogar 12,4°C. Die Anzahl der Tage mit Temperaturen über 30°C nimmt stetig zu, zeigen die Messwerte des Meteorologischen Instituts an der Ludwigs-Maximilians-Universität.

Doch die Stadtpolitik im stark versiegelten München setze andere Prioritäten, kritisiert eine Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt städtischer Grünflächen in der Stadt engagiert. Anstatt ihre öffentlichen Grünanlagen für die Gesundheit der Stadtbewohner zu erhalten, folgten Politik und Verwaltung meist den Begehrlichkeiten von Investoren, die dem Grünflächenerhalt entgegenstehen.

Gewinnmaximierung versus Klimaschutz

Die Flächenkonkurrenz in München ist groß. Wohnungsnot und enorme Kauf- und Mietpreise treiben viele Stadtbewohner in die Vororte, wo es schon genauso eng ist. Ein Eldorado für Immobilienkonzerne und Spekulanten. Weniger für die Bürger. Die verlieren immer mehr Grünflächen – dabei müsste der Trend gegenläufig sein, angesichts der klimakrisenbedingten Erwärmung der Städte.

Das Bürgerbegehren Grünflächen erhalten sammelt nun gegen die klimaschutzfeindliche Versiegelungspolitik Unterschriften – über 47.000 Menschen haben Stand heute bereits unterzeichnet. Denn die starke Versiegelung verstärkt Hitzeinseln, „Kaltluftentstehungsgebiete gehen verloren, im Sommer staut sich die Hitze über dem asphaltierten Boden und es fehlen immer mehr Bäume, die zur Kühlung und einem erträglichen Mikroklima beitragen“, sagt Stefan Hofmeier, Initiator des Bürgerbegehrens Grünflächen erhalten. Bereits 44 Prozent der Fläche Münchens seien versiegelt, berichtet die Initiative, mehr als in jeder anderen deutschen Stadt. Zum Vergleich dazu wären es in Berlin 35 Prozent, in Freiburg nur 20 Prozent.

Hitzewellen sind gefährlich

Die zunehmende Hitze sei eine ernst zu nehmende Gefahr für die Gesundheit, mahnen die Akteure, zwischen 2018 und 2020 wären laut Ärzteblatt in Deutschland 20.000 Menschen aufgrund von Hitze gestorben. „Moderne Stadtplanung erkennt, dass der Erhalt von Grünflächen kein Nice-to-Have, sondern eine Voraussetzung für die Gesundheit der Menschen, vor allem in dicht bebauten Städten, ist“, sagt Mit-Initiatorin Christine Burger.Mit stetig zunehmenden Hitzetagen und Tropennächten sei die Klimakrise in München deutlich spürbar.

Besonders Innenstadtlagen mit Wärmeinseln, also Flächen ohne urbanes Grün und Bäume, seien stark betroffen. „Kühlende Oasen in der Stadt können durch nichts ersetzt werden – je mehr wir davon haben, desto besser geht es den Menschen, gerade vulnerable Gruppen, wie in Städten lebende ältere Menschen und Kinder brauchen Schutz vor Hitze. Den stellen Grünanlagen mit ihrem Kühlungseffekt sicher. Dieser natürliche Gesundheitsschutz und die damit verbundene Lebensqualität muss erhalten und erweitert werden“, mahnt Beate Merkel von Parents4Future München.

Über 50.000 Unterschriften will das Bürgerbegehren sammeln, um sicher zu gehen, dass genügend Gültige dabei sind. Für eine Einreichung bei der Stadt werden die Unterschriften von drei Prozent der Kommunalwahlberechtigten benötigt, das wären etwa 34.000.

Auch in Berlin sammelte ein Bürgerbegehren für den Erhalt des Tempelhofer Feldes, das als große Frischluftschneise, Naherholungsgebiet, Urban Gardening Areal, Fahrradweg und vieles mehr dient. Und kaum Geld kostet – denn die Bürger achten auf die Freifläche als kostbares Gut mitten in der Stadt: „Wie ein Ausflug aufs Land“, heißt es auf der Homepage.

Das Unterschriftensammeln ist ein bisschen Arbeit – denn der Gesetzgeber schreibt vor, dass Unterschriften für ein Bürgerbegehren nicht online gesammelt werden dürfen, sondern nur physikalische Unterschriften gültig sind. „Menschen, die beim Unterschriften-Sammeln unterstützen möchten, sind herzlich willkommen“ betonen die Münchner Initiatoren: Aktuelle Sammeltermine finden sich auf der Website, wo auch Unterschriftenlisten angefordert werden können. na


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