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Klimakrise in den StädtenOnline-Tool zur Bewertung von urbanem Grün

Stadtstraße mit Gebäuden, Parkplätzen und Baumreihen
Hohe Flächenkonkurrenz im urbanen Raum: Bäume bringen Abkühlung in den hitzegestressten Städten. (Foto: 652234 / 5348 / Pixabay Free License)

Hitzewellen rollen über Europas Städte und belasten Mensch und Umwelt. Ziel muss sein, möglichst viele Flächen zu entsiegeln und zu begrünen, mahnen Klimaexperten. Forscher haben nun ein Tool für eine Kosten-Nutzen-Rechnung von Stadtgrün entwickelt.

19.07.2022 – Städte sind von Hitzewellen und anderen Wetterextremen besonders betroffen – da sie in großem Maßstab mit Asphalt, Beton und Stein versiegelt sind. Diese Flächen speichern die Wärme langanhaltend, geben sie nachts wieder ab und verhindern so eine Abkühlung. Städte entwickeln sich in Hitzeperioden zu wahren Wärmeinseln. Versiegelte Städte müssen daher an die neuen klimatischen Gegebenheiten angepasst werden – mit entsprechender Planung einer klimaresilienteren Infrastruktur.

Jeder Quadratmeter begrünter Flächen zählt

Es ist keine Neuheit: Pflanzen haben eine positive Auswirkung auf das urbane Mikroklima. Dezentrale Grünflächen, Stadtbäume, begrünte Wege, Dächer und Fassaden speichern Regenwasser, kühlen die Umgebung, nehmen Schadstoffe aus der Luft auf und bieten Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Langfristig müsste es also das Ziel sein, so viele Flächen wie möglich zu entsiegeln, sagen Klimaexperten: Um bei Hitze für Kühlung zu sorgen, aber auch damit die Stadt bei Starkregenereignissen nicht überflutet. Pflanzen mit ihrem Wurzelwerk und Erdreich halten auch Wasser zurück. Zudem sollten bei der Stadtplanung dringend Frischluftschneisen mitgedacht werden, freigehaltene Korridore, um die dringend notwendige Zirkulation mit frischer Luft in den Städten zu ermöglichen.

Die möglichen Maßnahmen, um die Versiegelung der Städte aufzubrechen, sind also eigentlich bekannt – zu teuer, ist jedoch ein häufiges Argument von Politik und Stadtverwaltung, vor allem aber koste es Fläche. Und die ist in den meisten Städten hart umkämpft.

Kosten-Nutzen-Rechnung für das Stadtgrün

Wie also lassen sich solche Leistungen erfassen und in monetäre Werte übersetzen, um Verantwortliche und Akteure zu überzeugen? fragten sich Forschende des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Sie sind der häufig gestellten Frage gemeinsam mit vier Partnerstädten im Projekt „Stadtgrün wertschätzen“ nachgegangen und haben ein Online-Tool zur Bewertung von urbanem Grün entwickelt. Mit dem datenbankgestützten Tool kann der Nutzen von Stadtgrün abgebildet und in Geldwerten ausgedrückt werden, berichten die Forscher. Ausgehend vom Status quo könnten etwa Szenarien zur optimalen Zahl der Straßenbäume und des Anteils von Grünflächen an der gesamten Stadtfläche durchgespielt werden. Die Auswirkungen der Szenarien werden in Bezug auf die unterschiedlichen urbanen Ökosystemleistungen quantifiziert und ökonomisch bewertet.

Aufbauend auf Erkenntnissen und Feedback aus der ersten Projektphase wurde das Bewertungstool in zwei Richtungen erweitert: Zum einen wurde die Anwendung auf Quartiersebene ermöglicht und anhand von Beispielprojekten in Leipzig, Karlsruhe und Berlin erprobt. Zum anderen wurde ein Transfer auf alle deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern geleistet.

Die Datenstruktur des Tools soll dafür auf die gesamte Bundesebene übertragen werden. Diese Datenbank werde noch in diesem Jahr Onlineplattform für Verwaltungen, Politik und interessierte Bürger bundesweit zugänglich sein und verschiedenen Akteuren bei der Entwicklung, Verbesserung oder auch Verteidigung von Stadtgrün als Instrument für Information, Sensibilisierung und Umweltbildung zur Verfügung stehen, berichten die IÖW-Forschenden. Gemeinsam mit der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK e.V.) werde zudem ein Schulungs-Modul erarbeitet, mit dem Auszubildende und Beschäftigte im Garten- und Landschaftsbau über die Ökosystemleistungen und den gesellschaftlichen Wert von Stadtgrün informiert und fortgebildet werden können. na


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