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Flugnavigation und WetterradareImmense Flächen für Windenergie werden frei

Eine runde Konstruktion, frei stehend auf einem Feld
Bald können in der Nähe von solchen Flugnavigationsanlagen – sogenannten Drehfunkfeuern – auch Windräder stehen. (Bild: Tsungam, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Der vorgeschriebene Abstand von mindestens 15 km um Flugnavigationsanlagen und Wetterradare war das größte Flächenhemmnis für den Bau neuer Windenergieanlagen. Dieser soll deutlich verkleinert werden, was immense Windkraftkapazitäten frei macht.

06.04.2022 – Am Montag erst hatten Bundeswirtschafts- und Umweltministerium ein Eckpunktepapier zur besseren Vereinbarkeit von Windenergieanlagen und Artenschutz veröffentlicht, die den Bau neuer Anlagen u.a. in Landschaftsschutzgebieten und trotz kollisionsgefährdeter Vögel erleichtern soll. Ein wichtiger Schritt, wie Umwelt- und Energieverbände betonten und zugleich darauf hinwiesen, dass das größte Flächenhemmnis noch immer in den Abstandsregelungen zu sogenannten Drehfunkfeuern liegt – Navigationsanlagen zur Flugsicherung.

Einen Tag später vermeldete das Wirtschaftsministerium auch hier eine Einigung erzielt zu haben, diesmal mit dem Bundesverkehrsministerium. Dem Maßnahmenpaket der Ministerien zufolge wird bis Mitte 2022 eine signifikante Verkleinerung der Anlagenschutzbereiche angestrebt. Bei Drehfunkfeuern vom in Deutschland vorherrschenden Typ D-VOR soll der Radius von 15 Kilometer auf sechs bis sieben km reduziert werden.

Dieser moderne Typ von Drehfunkfeuern wird durch Windenergieanlagen deutlich weniger gestört als der vorherige Bautyp C-VOR. In diesem Zuge sollen bis 2025 alle verbliebenen C-VORs modernisiert oder abgeschaltet werden. Die Abschaltung kann zum Teil durch die Umstellung von terrestrische auf satellitengestützte Navigation erfolgen. Verkehrsminister Volker Wissing kommentierte die Einigung: „Mit Hilfe neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse können wir künftig geringere Abstände im Umfeld von rund 40 Drehfunkfeuern, die zur sicheren Navigation von Luftfahrzeugen dienen, zulassen.“

Detaillierte Messungen

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse beruhen auf Messungen und Simulationen der Physikalisch-Technische Bundesanstalt und Partnern. Anhand der vorliegenden Daten aus verschiedenen Windparks und deren möglichen Störwirkungen ließen sich Schlussfolgerungen für einen reduzierten Prüfradius des Anlagenschutzbereichs ziehen. Die zu prüfende Fläche könne von 707 km² auf 154 km² reduziert werden, was einem Radius von sechs bis sieben km entspricht.

Elementar für die Untersuchungen war, dass nicht nur Windenergieanlagen, sondern auch andere hohe Gebilde, wie Gebäude, Hochspannungsmasten und Höhenzüge, in die Messungen einbezogen wurden. So wurde ein genaueres Bild möglicher Störungen der Drehfunkfeuer gewonnen, mit der Erkenntnis, dass Windkrafträder deutlich näher an Flugnavigationsanlagen gebaut werden dürfen.

Zudem dürfen Windenergieanlagen künftig auch deutlich näher an den 17 Wetterradaren des Deutschen Wetterdienstes gebaut werden, die Abstände werden von 15 auf fünf km verkleinert, wie Wirtschafts- und Verkehrsministerium mitteilten. Auch wird die Verlagerung von Wetterradaren geprüft, um der Windkraft ein größeres Flächenpotenzial zu erschließen.

Mehr als 1.000 neue Windräder

„Mit dem heute gemeinsam beschlossenen Maßnahmenpaket können wir zusätzliche Potentiale im Umfang von rund fünf Gigawatt zusätzlicher Windenergieleistung erschließen. Das entspricht bei vier bis fünf Megawatt pro Neuanlage mehr als 1.000 neue Windenergieanlagen“, sagte Robert Habeck. Das sei ein wichtiger Push für die Windenergie an Land und helfe sich so schnell wie möglich aus der Klammer russischer Energieimporte zu befreien.

Auch der Bundesverband Windenergie zeigt sich erfreut. „Die heute verkündete Einigung zu Abstandsregelungen ist ein echter Befreiungsschlag für den Zubau der Windenergie. Bislang zwar ausgewiesene, aber praktisch nicht nutzbare Flächen werden damit verfügbar“, so BWE-Präsident Hermann Albers. Auch dass die Regelungen ab sofort gelten sollen und damit auf bereits laufende Verfahren angewendet werden können, sei eine sehr gute Nachricht für den Hochlauf der Erneuerbaren Energien. mf


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