Südpol: Schelfeis in der Westantarktis schmilzt

25.10.2023 – Die Eisschilde in der Antarktis sind stärker bedroht, als Forscher lange dachten. Selbst wenn die globale Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzt wird, schmilzt das Schelfeis in der westantarktischen Amundsenseer. Das zeigt eine neue Studie, die im Fachjournal Nature Climate Change veröffentlicht wurde.

Als Schelfeis werden Ausläufer von Gletschern im Meer bezeichnet. Sie verlangsamen das Abfließen von Schmelzwasser ins Meer und bilden sogenannte Eisschilde, die die Eismassen schützen und stabilisieren. Rund drei Viertel der antarktischen Küste sind von Schelfeis bedeckt.

Eisschilde in der Antarktis

Die antarktischen Eisschilde gelten zudem als Kipppunkt im globalen Klimasystem. Unter Kollaps des Westantarktischen Eisschilds verstehe man oft den Durchbruch zwischen Amundsenseer und Wedellmeer, was einen Meeresspiegelbeitrag von rund drei Metern verursachen würde, erklärt Ingo Sasgen, vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

„Simulationen zeigen: Der Rückzug und Kollaps des Westantarktischen Eisschilds wird vorrangig durch den Thwaites- und den Pine Island-Gletscher ausgelöst. Die Entwicklung des Gebiets der Amundsensee ist entscheidend für die Stabilität des Westantarktischen Eisschilds“, so Sasgen.

Schelfeis schmilzt auch bei 1,5 Grad Klimaerwärmung

In einer neuen Studie untersuchten Forscher das Schmelzverhalten der Eisschilde in der Westantarktis. Die Schelfeise der Amundsenseer schmelzen dabei mit großer Wahrscheinlichkeit in allen untersuchten Szenarien, also auch, wenn die globale Erwärmung auf 1,5 begrenzt werden kann.

Grund ist, dass sowohl bei 1,5 Grad wie auch bei 2 Grad oder 2,6 Grad eine rasche Erwärmung des unter dem Eis liegenden Ozeans erwartet wird. Dies führt unweigerlich zum Abschmelzen des Schelfeises, das neben der Lufttemperatur auch stark von der Meerestemperatur beeinflusst wird.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch eine Untersuchung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) 2019, in der wärmere Meeresströmungen in der Westantarktis simuliert wurden.

Ans neue Klima anpassen

Die Reduzierung von Emissionen könne deshalb nur noch begrenzt dazu beitragen, den Anstieg des Meeresspiegels zu verhindern, folgern die Autoren. Sie empfehlen, Klimaanpassungsstrategien im Bereich des Küstenschutzes entsprechend vorzunehmen.

Die aktuelle Studie zeige, dass es geringe Unterschiede zwischen den Temperaturen im Ozean in der Amundsensee für die verschiedenen Erwärmungsszenarien gebe, bestätigt Ronja Reese vom Department Geography and Environmental Sciences an der Northumbria University in Newcastle.

„Doch sie findet auch, dass niedrige oder sehr hohe Erwärmungsszenarien einen Unterschied im Anstieg der Schmelzraten am Ende des Jahrhunderts bedeuten würden.“ Emissionen weiter zu begrenzen, sei deshalb für das Ausmaß des Meeresspiegelanstiegs weiterhin entscheidend. jb