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Steigender MeeresspiegelDie Westantarktis könnte schon bald kollabieren

Satellitenbild der Antarktis.
Die Westantarktis (links im Bild) ist besonders fragil, da das Festland nur eine Art Halbinsel bildet umgeben von kilometerweiten Eisschilden. (Foto: Dave Pape auf Wikimedia / CC0 Public Domain)

Der Zustand der westlichen Antarktis ist besorgniserregend. Riesige Eismassen könnten sich vom Festland lösen und der Meeresspiegel über drei Meter ansteigen. Millionen Menschen wären betroffen. Für die Ostantarktis hingegen besteht noch Hoffnung.

17.06.2019 – Die Westantarktis stellt, anders als die Ostantarktis, eine riesige Halbinsel dar. Bislang verbunden mit dem Festland sind riesige Eisschilde, vor allem im Norden und Süden der Halbinsel – aber auch an der Westküste ziehen sich kilometerlange Schelfeisregionen entlang. Und dort sind vor allem der Pine-Island-Gletscher und der Thwaites-Gletscher akut bedroht, wie Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) anhand neuer Untersuchungen zeigen.

Laut Anders Levermann vom PIK und Hauptverantwortlicher der Untersuchung belegen Computersimulationen eine Instabilität der auf dem Meer aufschwimmenden Eismassen. „Unsere Berechnungen zeigen nun, dass diese Instabilität viel schneller voranschreitet als ähnliche Prozesse in anderen Teilen der Antarktis, die vergleichbar große Eismassen enthalten“, so Levermann weiter.

Warme Meeresströmungen höhlen die Eismassen aus

Zwar liegen die Oberflächentemperaturen in der Region konstant unter dem Gefrierpunkt, doch der menschengemachte Klimawandel führt auch zu wärmeren Meeresströmungen, die bis in die Antarktis vordringen und den Schmelzprozess unter Wasser in Gang setzen. Die Berechnungen zeigen, dass sich dadurch die sogenannte Aufsetzlinie immer weiter zurückzieht. Damit ist die Linie gemeint, die am Rande des Kontinents das noch auf Felsboden ruhende Eis von dem Eis trennt, das bereits auf dem Wasser aufschwimmt. So brechen die ausgehöhlten Eisschilde ab und treiben ins Meer, wo sie schneller schmelzen und zum Meeresspiegelanstieg beitragen.

Und es sind nicht nur die Eisschilde die schmelzen. Auch das Eis vom Festland kann bei fehlenden Barrieren schneller schmelzen, wenn der Felsboden sich zum Landesinneren hin absenkt – ein sich selbst beschleunigender Eisverlust wird so in Gang gesetzt. Wissenschaftler sehen diese Teile der Antarktis daher auch als eine der sogenannten Kippelemente des Erdsystems. Und es könnte schon bald und sehr rasch kippen, warnt Levermann.

Der Prozess könnte bereits unumkehrbar sein

Die Folge wäre ein zusätzlicher globaler Meeresspiegelanstieg von drei Metern. Und dieser Prozess könnte bereits unumkehrbar in Gang gesetzt worden sein. Ob dies so ist, werden die Forscher nun weiter untersuchen. Sicher ist jedoch: Mit einer schnellen Begrenzung der globalen Treibhausgasemissionen und Begrenzung der Erderwärmung könnten vor allem die Eismassen in der Ostantarktis gerettet werden.

Doch durch die Klimakrise ist auch die Ostantarktis immer stärker gefährdet. Während früher der Zuwachs an Eismasse im Osten des Kontinents noch die Verluste im Westen ausgleichen konnte, wächst der Eisschild in der Ostantarktis inzwischen nur noch leicht und kann die großen Verluste in der Westantarktis nicht mehr kompensieren. mf


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