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AutobahnausbauSchnell an den Klimazielen vorbei

Bundesautobahn 10 in Blumberg, Ahrensfelde (Landkreis Barnim), 2022
Der Aus- und Neubau von Autobahnen ist deutlich klimaschädlicher als in der Planung angegeben. Nicht eingerechnete CO2-Emissionen aus der Zerstörung von Wäldern und Mooren würden sich bei Freisetzung auf über 7,6 Millionen Tonnen belaufen (Bild: Lukas Beck / CC BY-SA 4.0 / via Wikimedia Commons).

Die zu erwartenden CO2-Emissionen aus Autobahnerweiterungen sind rund doppelt so hoch wie im Bundesverkehrswegeplan angegeben. Greenpeace fordert eine Revision. Die Verkehrsplanung müsse mit deutschen Klimaschutzzielen in Einklang gebracht werden.

26.01.2024 – Der Verkehrssektor hat bereits 2023 und 2022 seine sektoralen Klimaziele nicht erreicht. Der gültige Bundesverkehrswegeplan (BVWP) stammt noch von 2016 und enthält deutliche Klima-Lücken. Emissionen aus Neu- und Ausbau von Autobahnen seien deutlich zu gering angesetzt, zeigt eine Recherche von Greenpeace.

Verschiedene Emissionsquellen, vor allem die Zerstörung von Wald- und Moorflächen, seien nicht eingerechnet. Der Klimaschaden sei erheblich höher als angenommen. Die NGO fordert eine Revision des BVWP, um die Verkehrsplanung mit geltender Klimaschutzgesetzgebung in Einklang zu bringen.

Nicht alle Emissionen eingerechnet

Greenpeace hat zusammen mit der Naturwald Akademie Geodaten ausgewertet, um zu berechnen, wie viele natürliche CO2-Speicher durch den geplanten Autobahnausbau zerstört werden. Der Ausbau der Fernstraßen um rund 10 000 Kilometer würde demnach mehr als 5600 Hektar Wald- und über 1000 Hektar Moorflächen zerstören. Das würde mindestens 7,6 Millionen Tonnen CO2 freisetzen. Allein die Emissionen aus Projekten der höchsten Priorisierungsstufe beliefen sich auf 5,5 Millionen Tonnen. Der daraus entstehende Klimaschaden, der aus der Freisetzung des natürlich gebundenen CO2 auf diesen Flächen entstehe, fehlt im BVWP vollständig.

Hinzu komme, dass auch bei den untersuchten Projekten ein erheblicher Anteil der zu erwartenden Emissionen nicht einberechnet sei. Dies hatte Greenpeace bereits in einer breit angelegten Analyse der Klimabewertungen im BVWP gemeinsam mit dem BUND und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vor knapp einem Jahr ermittelt. Die Jahresemissionen beliefen sich demnach auf das Doppelte der vom Umweltbericht des BVWP errechneten Klimawirkung. Für 185 Projekte sei zudem gar keine Umweltwirkung berechnet worden. Dementsprechend fließen diese auch nicht in die Emissions-Bilanz ein.

Von der CO2-Senke zur CO2-Quelle

Wälder und Moore zu erhalten sei nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für Biodiversität und Wasserhaushalt notwendig. “Wir brauchen Wälder und Moore dringend als Schutz vor der Klimakrise. Sie dem Autobahnbau zu opfern, ist klimapolitisches Harakiri”, sagt Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat in einer Pressemitteilung. “Die Bundesregierung plant Straßen, ohne den Schaden für das Klima überhaupt zu kennen. Wissings Verkehrswegeplan braucht jetzt einen Klima- und Naturcheck.” 

Im BVWP ebenfalls unbeachtet bliebe die Tatsache, dass die Flächen selbst der Atmosphäre CO2 entziehen. Die Jahresbilanz der so gebundenen Kohlenstoffemissionen belaufe sich auf rund 40 000 Tonnen. Im Vergleich binden die natürlichen Senken somit zehnmal so viel CO2 wie die weltweit größte CO2-Speicheranlage auf Island. Natürliche Kohlenstoffsenken wie diese seien normalerweise die kostengünstigste Klimaschutzmaßnahme.  

Weniger Auto- mehr Schienenverkehr

Greenpeace fordert deshalb eine grundlegende Revision des BVWP. Alle Projekte sollten einer erneuten Umweltprüfung unterzogen werden, bei der festgestellt wird, ob sie mit den deutschen Klimaschutzzielen in Einklang gebracht werden können.

Weiterhin dürfe nicht mehr davon ausgegangen werden, dass die Zunahme von Autoverkehr der Normalfall sei. In den vergangenen Jahrzehnten ist das Autobahnnetz kontinuierlich gewachsen, während das Schienennetz seit 1994 um mehr als 6000 Kilometer geschrumpft ist. Nachhaltige Mobilitätsformen wie der Bahnverkehr müssten endlich auch vom Bundesverkehrsministerium priorisiert und gefördert werden. jb


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Kommentare

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Thomas Bachmann 29.01.2024, 11:06:59

Vielleicht könnte man die CO2 Emissionen reduzieren, indem man Kaltasphalt bei den 10.000km verwendet und ihm die CO2 Senke Pflanzenkohle zusetzt. Z.b. aus Pflanzenreststoffen die bei der Abholzung der Flächen entstehen. Es gibt innovative Asphalthersteller die klimareduzierten bis klimapostiven Asphalt anbieten.


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