Menü öffnen

Wälder in DeutschlandWaldbesitzer für klimagerechtes Wirtschaften belohnen

gestapelte Baumstämme, im Hintergrund junger Wald
Jahrelang war er einfach da. Jetzt steht er im Rampenlicht – unser Wald und seine Bewirtschaftung. (Foto: PIRO4D auf Pixabay)

Landwirtschaftsministerin Klöckner will beim Waldumbau viele Interessen unter einen Hut bringen und erstmals die Klimaschutzleistungen des Waldes honorieren. Bundesumweltministerin Schulze will vor allem die Biodiversität stärken.

12.08.2021 – Die Wälder in Deutschland leiden unter den vergangenen Dürrejahren. Zusätzlich zum Hitzestress macht der Borkenkäfer vor allem den Fichtenbeständen den Garaus. Der diesjährige Waldbericht konnte in dieser Hinsicht keine Entwarnung geben. Vielmehr schreitet der Verlust unserer Wälder weiter voran. Diese Entwicklung hat viele Experten auf den Plan gerufen. Der Wald ist Thema, seine vielen Funktionen und seine wichtige Rolle für unser Klima.

Den Wald gleichzeitig nutzen und schonen

Ein Dilemma ohne einfachen Ausweg: Wir brauchen den Wald doppelt – als unverzichtbaren Teil unserer natürlichen Lebensgrundlagen und als Rohstofflieferant. Wollen wir den Wald als Klimaretter nicht verlieren, sollten wir ihn schonen. Wollen wir zukünftig Stahl und Beton mehr und mehr durch Holz ersetzen, weiter Bücher auf Papier drucken und Möbel nicht ein ganzes Leben mit uns herumschleppen, dürfen wir die Holzwirtschaft nicht einfach übersehen.

Die verschiedenen Interessengruppen haben gerade erst begonnen, in diesem Konflikt eine Balance zu finden. Vieles ist noch nicht ausgehandelt, Gegenstand widersprüchlicher Einschätzungen und Meinungen.

Land- und Forstwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) lud zu zwei Waldgipfeln 2019 und 2021 und formulierte eine Waldstrategie 2050. 1,5 Milliarden Soforthilfen wurden den Waldbesitzern für die Beseitigung der Schäden aus drei Dürrejahren und dem Borkenkäferbefall zugesagt. Es sind Gelder für die Beräumung von Totholz, für die Fällung und Beräumung von schädlingsbefallenen Bäumen in Umgebungen mit gesunden Bäumen, und es sind Gelder für die Wiederaufforstung, dann allerdings hin zu widerstandsfähigeren Mischwäldern.

Neuer Fördertatbestand: klimaresilienten Wald erhalten und entwickeln

Auf dem Waldgipfel im Juni dieses Jahres kam dann der bereits erwartete große Schritt. Klöckner selbst bezeichnet ihn als größtes ökologisches Umbauprogramm für den Wald. Das Novum: Auch die Klimaschutzleistungen des Waldes sollen zukünftig honoriert werden.

Das vorgestellte Modell „Klimaschützer Wald“ besteht aus zwei Elementen: einem Sockelbetrag und einem möglichen Aufschlag. Voraussetzung für die Zahlung des Sockelbetrages ist eine Zertifizierung des Waldes nach FSC oder PEFC-Standards. Diese Standards zielen auf den Erhalt und die Bewirtschaftung eines klimaresilienten Waldes und machen unter anderem auch Vorgaben zum Holzeinschlag – Kahlschläge auf großen Flächen sind in solchen Wäldern nicht erlaubt. Wer durch weitere Maßnahmen die CO2-Speicherleistung des Waldes erhöht oder sicherstellt, dass sein geerntetes Holz in langlebigen Holzprodukten verwendet wird, soll eine zusätzliche Prämie erhalten.

Dieser Vorstoß wird nun diskutiert – auch die EU hat ein Wörtchen mitzureden, da es sich hier um Beihilfen handelt. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat in einem Positionspapier die Vorstellungen ihres Hauses für die Förderung von Klimaschutzleistungen des Waldes formuliert. Ihr geht es vor allem darum, die Förderung mit einer ambitionierten Biodiversitätsstrategie zu verknüpfen.

Drei Punkte sieht Schulze für ein Umsteuern in der Waldpolitik als zentral an: Erstens müsse der Waldumbau hin zu naturnahen Mischwäldern mit überwiegend heimischen Baumarten gezielt gefördert und vorangebracht werden. Zweitens müssten weitere Waldflächen aus der Nutzung genommen werden. Das Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie sieht vor, fünf Prozent der Waldfläche Deutschland für die natürliche Entwicklung zu sichern. Bisher sind 3,1 Prozent erreicht. Drittens sei für die Bewirtschaftung der Wälder eine zusätzliche finanzielle Förderung notwendig, die eine Lenkungswirkung hin zu mehr Naturnähe und Biodiversität entfalte.

Stadtbäume nicht vergessen

Nicht nur unsere Wälder leiden – auch unsere Stadtbäume und damit unser Stadtklima. Immer mehr Bäume werden gefällt, weil Starkwinde die geschwächten Bäume zur Gefahr werden lassen oder die Bäume eingehen. Deshalb suchen auch die Gärtner der Städte nach Lösungen, wie sie die wertvollen Schattenspender in unseren Stadtlandschaften erhalten können. Beispielsweise fahnden Forscher im Genmaterial von Bäumen nach geeigneten Arten, die mit den veränderten Bedingungen klarkommen: heißen und trockenen Sommern, aber auch Spätfrösten im Frühjahr. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete, gab es dabei nun einen aufsehenerregenden Zufallsfund.

Genproben von alten, im Laufe der Jahrhunderte mehrfach geschundenen Linden aus Mecklenburg-Vorpommern waren zufällig im Labor und wurden in eine breit angelegte Studie aufgenommen. Ausgerechnet diese Probe von den Königslinden am Bothmerschen Schloss schnitt beim Stresstest als beste ab – und könnte als Ausgangsmaterial für widerstandsfähige Bäume in Städten dienen. Petra Franke


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft