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Erneuerbare ausbauenChina dominiert den globalen Solarmarkt

Wehende chinesische Flagge an Mast
China hat das Monopol auf dem Solarmarkt. Um die globale Energiewende zu sichern, müssen Lieferketten diverser werden. (Bild: Chen~1026 / CC BY-SA 4.0 / via Wikimedia Commons)

Die globale Energiewende ist abhängig von chinesischen Lieferketten. Denn Solarmodule werden heute vor allem in China hergestellt. Um die Klimaziele zu sichern, sollten Länder mehr vor Ort produzieren, bestätigt nun die Internationale Energieagentur.

12.07.2022 – Erneuerbare Energien müssen schnell ausgebaut und fossile Abhängigkeiten überwunden werden, um die Klimakrise einzudämmen. In Deutschland und Europa geht die Energiewende endlich wieder voran. Doch es drohen neue Abhängigkeiten. Während der Krieg Russlands gegen die Ukraine die Abhängigkeit von russischem Gas, Öl, und atomarem Brennmaterial deutlich aufgezeigt hat, ist die Solarbranche fast ausschließlich auf China angewiesen. Die Internationale Energieagentur (IEA) bestätigte das Monopol Chinas auf dem Solarmarkt kürzlich in einem Bericht und forderte dazu auf, Lieferketten für den Solarmarkt zu diversifizieren.

Weltweite PV-Produktion in China konzentriert

Deutschland war einst Energiewendeland – doch heute werden weder hier noch in anderen europäischen Ländern noch in größerem Stil Teile für PV-Module gefertigt. Dabei ist Europa kein Einzelfall: Auch die Produktion in den USA und Japan verlagerte sich über die letzten zehn Jahre nach China.

Die chinesische Politik hat laut IEA viel dazu beigetragen, dass PV inzwischen in vielen Teilen der Welt zur kostengünstigsten Form der Stromerzeugung geworden ist. China schaffte günstige Bedingungen, um in PV zu investieren und Innovation voranzubringen. Auf dem Solarmarkt hat China inzwischen die alleinige Vormachtstellung. Rund 80 Prozent aller essenziellen Fertigungsstufen für Solarmodule werden heute in China produziert. Da China seine Produktionskapazitäten weiter ausbaut, nimmt die IEA an, dass der Anteil für Schlüsselelemente wie Polysilizium und Wafer in den kommenden Jahren sogar auf über 95 Prozent steigen wird.

Das Monopol aufbrechen

Diese Abhängigkeit ist gefährlich für die globale Energiesicherheit und -souveränität. Denn der Übergang zu einer klimaneutralen, auf Erneuerbaren Energien basierenden Wirtschaft ist nur mit einem massiven und rasanten Ausbau Erneuerbarer möglich. Dafür müssen Lieferketten verlässlich und widerstandsfähig sein. Die Produktion der wichtigsten Bestandteile von Solarmodulen – Polysilizium, Ingots, Wafer und Zellen – müssen bis 2030 sogar fast verdoppelt werden.

Die Corona-Pandemie hat bereits gezeigt, wie einzelne Engpässe Preise in die Höhe treiben können. So stieg der Preis für Solarmodule im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent, da Rohstoffe knapp wurden und es Engpässe bei den chinesischen Lieferketten gab. Derartige Probleme könnten deutlich reduziert werden, wenn Lieferketten weniger geographisch konzentriert wären.

Wettbewerbsfähig mit Erneuerbaren

China ist allerdings zurzeit der kostengünstigste Produzent für den Solarmarkt, was andere Länder vor erhebliche Herausforderungen stellt. Die Herstellungskosten für PV-Anlagen in China sind 20 Prozent niedriger als in den Vereinigten Staaten und 35 Prozent niedriger als in Europa. Da die Fertigung von PV-Modulen sehr stromintensiv ist, könnte ein niedriger Strompreis anderen Länder zur Wettbewerbsfähigkeit verhelfen, so die IEA.

China produziert seine Solaranlagen mit fossilem Strom. Gerade in den Regionen, in denen die PV-Produktion konzentriert ist, wird fossiler Strom deutlich unter den Welthandelspreisen zur Verfügung gestellt. Auch, wenn sich die Module laut den Berechnungen der IEA bereits innerhalb von vier bis acht Monaten amortisieren, könnte die Produktion also auch noch deutlich klimafreundlicher gestaltet werden.

Die IEA schlägt deshalb vor, sowohl für die Energieunabhängigkeit als auch für die Klimawende Erneuerbare Produktionsanlagen mit eigenem PV-Strom zu versorgen. Das würde Produktionskosten und Emissionen senken. So könnten auch andere Standorte wettbewerbsfähig werden und eine langfristige Versorgungssicherheit für die Klimawende schaffen.

Heimische Produktion wieder ankurbeln

Der Solarmarkt bietet zudem ein immenses Wertschöpfungspotenzial. Bis 2030 könnte die PV-Produktion weltweit Investitionen in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar anziehen und die Zahl der Arbeitsplätze auf eine Million verdoppelt werden, kalkuliert die IEA. Potenzial und Nachfrage wären da – die Frage ist, ob Regierungen schnell genug handeln.

Die fossile Energiekrise und jüngst rasant gestiegenen Preise für PV-Module lenkten zumindest die Aufmerksamkeit der deutschen Politik auf solare Lieferketten. So beabsichtigt Bundeskanzler Olaf Scholz, weitere Abhängigkeiten im Energiesektor einzudämmen. Auf dem Sommerfest des Bundesverbands Erneuerbare Energien bekräftigte der Bundeskanzler, heimische Produktionskapazitäten Erneuerbarer wieder stärker fördern zu wollen. jb


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