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Vereinigte Arabische EmirateDie arabische Welt erhält ihr erstes Atomkraftwerk

Das Atomkraftwerk Barakah am Persischen Golf während der Bauarbeiten im Jahr 2017.
Das Atomkraftwerk Barakah am Persischen Golf während der Bauarbeiten im Jahr 2017. (Foto: © Wikiemirati / Wikimedia.Commons, CC BY-SA 4.0)

Bisher ist die arabische Welt frei von Atomkraftwerken, Scheich bin Said Al Nahjan will das ändern. In den Vereinigten Arabischen Emirate entsteht ein riesiges AKW mit vier Reaktoren. Der erste geht nun in Betrieb, gebaut von Südkorea.

20.02.2020 – Eigentlich dürften die Vereinigten Arabischen Emirate kein Energieproblem haben, schließlich gehört die Föderation von sieben Emiraten zu den ölreichsten Staaten der Erde. Dennoch möchte Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan die schnell wachsende Stromnachfrage nicht allein durch fossile Kraftwerke decken, sondern die Stromerzeugung diversifizieren. Atomkraft spielt für den Kronprinz von Abu Dhabi neben Solarparks eine entscheidende Rolle. Die von den Behörden nun erfolgte Betriebserlaubnis für den ersten kommerziellen Betrieb eines Atomreaktors in der arabischen Welt stellt deshalb einen Meilenstein dar.

Längere Bauzeit, höhere Kosten

Experten rechnen damit, dass Reaktor 1 des im Westen des Landes gelegenen Atomkraftwerks Barakah in einigen Monaten ans Netz gehen wird. Vorausgegangen waren langwierige und teure Bauarbeiten. Der ursprüngliche Zeitplan sah eine Inbetriebnahme schon 2017 vor, auch die Kosten dürften um mehrere Milliarden über den veranschlagten 20 Milliarden für Bau, Betrieb und Ausbildung von Mitarbeitern liegen. Wie in anderen Teilen der Welt ist die Atomkraft in den Vereinigten Arabischen Emiraten wohl die teuerste Art der Stromerzeugung. Zusätzlichen müssen die Emirate eigene Experten ausbilden und Aufsichtsbehörden aufbauen.

Die Betriebsgenehmigung markiere ein „neues Kapitel auf unserem Weg zur Entwicklung der friedlichen Kernenergie“, schrieb der Kronprinz am Montag auf Twitter. Die Atomkraft sei ein Baustein, um den Energiebedarf für die nächsten 50 Jahre zu sichern.

Südkorea liefert die Atomtechnologie

Gebaut hat den Druckwasserreaktor vom Typ APR-1400 mit einer Leistung von 1,4 Gigawatt der staatliche südkoreanische Atomkonzern KEPCO. Er soll auf dem AKW-Gelände am Persischen Golf bis 2023 drei weitere Atomreaktoren errichten. Alle Atommeiler weisen zusammen eine Leistung von 5,6 Gigawatt vor, was einem Fünftel der derzeitigen Erzeugungskapazitäten des Landes entspricht. In den nächsten 20 Jahren könnten bis zu 16 Reaktoren in dem Staat mit zehn Millionen Einwohnern entstehen.

Kritik an dem Einstieg in die Atomenergie kommt von Energieexperten. Mycle Schneider, Herausgeber des „World Nuclear Industry Status Reports“ und unabhängiger Berater, sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg: „Die Kernenergie ist heute eindeutig die teuerste Form der Stromerzeugung.“ Die Kosten für Kernenergie sind laut Schneider in den vergangenen zehn Jahren um 26 Prozent gestiegen, während Strom aus großen Photovoltaikanlagen heute 90 Prozent günstiger ist.

So verwundert es kaum, dass Dubai, das wirtschaftliche Zentrum der Vereinigten Arabischen Emirate, seinen Strombedarf bis 2050 zum 75 Prozent mit Solarenergie decken möchte. In den sonnenreichen Regionen der arabischen Welt wird sicherlich vieles gebraucht, Atomkraft aber nicht. cw


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