Menü öffnen

„Saubere Energie“Neun Länder gründen neue Atomkraft-Initiative

Kühltürme eines Atomkraftwerks. (Foto: pixabay, CC0 1.0)

Neun Staaten, darunter die USA, Japan und Russland, treiben eine neue Ära der Atomenergie voran. Ziel sind frische Investitionen in die „saubere und zuverlässige“ Energieform sowie die Entwicklung kleiner und günstiger modularer Atomreaktoren.

01.06.2018 – Die Allianz gründete sich in der vergangenen Woche auf dem Clean Energy Ministerial in Kopenhagen, einem Forum zum Austausch über Energiewende und klimafreundliche Energiegewinnung. 24 Staaten und die Europäische Union nehmen an dem jährlichen Treffen teil, das mit seinen Teilnehmern 75 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen abbildet. Neun von ihnen schlagen einen besonderen Klimaschutzweg ein: Unter Federführung der USA wollen Japan, Kanada, Russland, Südafrika, die Vereinigten Arabischen Emirate, Polen, Argentinien und Rumänien der Atomenergie zu neuem Glanz verhelfen.

Die Initiative solle „den Nutzen der Nuklearenergie als eine saubere, zuverlässige Energiequelle hervorheben“, sagte der amerikanische Vize-Energieminister Dan Brouillette laut Nachrichtenagentur Reuters. Ziel seien Investitionen in die Atomindustrie um die Entwicklung neuer Technologien anzukurbeln.

Wundertechnologie SMR?

Gemeint sind neue Typen von Atomreaktoren. Im Fokus stehen insbesondere kleine modulare Reaktoren, sogenannte small modular reactors (SMR). Für das US-Energieministerium spielen SMRs eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung sicherer und sauberer Atomtechnologien. Die Mini-Kraftwerke werden in Fabriken zusammengebaut, vor Ort installiert und können an das Netz angeschlossen oder dezentral in Betrieb gehen. So die Vision. Denn obwohl Atomunternehmen in den USA, Russland, Japan, Südkorea oder Argentinien an verschiedenen Konzepten arbeiten, wurde noch kein SMR fertiggestellt.

Dennoch stecken Nuklear-Fans all ihre Hoffnung in die kleinen Wunderreaktoren: Klein und deshalb sicher, mit verschiedensten Kühlmethoden, variabel in der Größe von einigen wenigen bis zu hunderten Megawatt Leistung. Sie sollen sowohl für die Strom- als auch Wärmeversorgung einsetzbar sein, zur Entsalzung von Meerwasser oder direkt in industrielle Prozesse eingebunden werden. Zudem könnten die kleinen Reaktoren in Regionen eingesetzt werden, die für große Reaktoren unmöglich seien.

Mehr Probleme als Chancen

Die Liste der angeblichen Vorteile ist lang, die Liste der Kritiker aber mindestens genauso. Sie sehen besonders aufgrund von Sicherheitsbestimmungen das Potenzial der SMRs schwinden. Denn jeder noch so kleine Reaktor benötigt mehrfache Kontroll-, Sicherheits- und Kühlsysteme sowie professionelle Betriebsführung. Mehr Reaktoren bedeuten auch eine größere Gefahr für radioaktive Unfälle und mehr Atommüll. Die Frage nach der Endlagerung ist ohnehin ein gewaltiges, ungelöstes Problem.

Es drängt sich außerdem die Frage auf, wie die Atomindustrie komplett neue Reaktortypen entwickeln und bauen will, wenn schon die Errichtung neuer konventioneller Atomreaktoren massive Schwierigkeiten bereitet. Ob in den USA, Frankreich oder Finnland: Aktuelle Bauprojekte von Atomreaktoren verzeichnen gewaltige Konstruktions- und Planungsprobleme mit explodierenden Kosten, während Wind- und Solaranlagen von Jahr zu Jahr günstiger werden. Vor diesem Hintergrund erscheint die neuerliche Atom-Allianz ziemlich rückwärtsgewandt. cw


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Andres 07.03.2021, 11:40:19

Befürworter dieser Tecniken (wie z.B. der Amerikanische Milliardär Bill Gates) geben an, dass die Erneuerbaren, aufgrund fehlender Wirksamkeit bei Speichertechniken aktuell (also bis zum Nullemissionszeil 2050) nicht vollständig zur Co2-Reduktion beitragen können, da Verfügbarkeit noch sehr schwankt.

 

Aus meiner Sicht würde man das Problem schon deutlich entschärfen können, in dem man den Strom zumindest wirtschaftlich speichert, in dem man ihn beispielsweise vor Ort wirksam verbraucht. Powert-to-Gas, Power-to_Heat und Power-to-Wasserstoff kommen da unweiggerlich in den Sinn, haben aktuell aber auch noch ein zu geringe Wirkungskraft, bzw. wären nur für den Preis hoher Anschaffungskosten zu haben.

 

Eine andere Idee die Stromüberproduktion zumindest in Wirtschaftkraft umzuwandel, könnte die momentane Durtstrecke bis zur Entwicklung austreichend startker Speicher- oder Umwandlungstechniken überbrücken helfen.

 

Zwei Wissenschaftler des Ifem - Institut für Energiemanagement an der Hochschule Mittweida haben dazu mal am Beispiel einer Altanlage mal durchgerechnet inwiefern die Nutzung der Überproduktion fürs Mining von Kryptowährungen wirtschaftlich sinnvoll wäre und sind zu sehr positiven Ergebnissen gekommen. Die Gefahr, dass Anlagenbetreiber Verbrauchern auc in Mangelzeiten vorenthalten, besteht meines Erachtens aber nicht, da das Mining aufgrund der hohen deutsch Strompreise hierzulande generell eher nicht wirtschaftlich ist.

 

Würde sich das Ganze auch in der Praxis rechnen, könnte man dem Argument der CO2-Reduktion durch Nuklearanlagen neuen Typs meines Erachtens wirksam den Zahn ziehen, da perfekte Speichertechnik dann nicht unmittelbar notwendig wäre, um den Ausbau der Erneurbaren fortzusetzen.

 

Das Paper der beiden Wissenschftler ist hier zu finden (https://monami.hs-mittweida.de/frontdoor/deliver/index/docId/11856/file/Druckversion_Froehlich_Paper.pdf


Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft