Menü öffnen

Globale EnergiewendeErneuerbare Energien bereits wirtschaftlicher als fossile Energieträger

Windkraftanlagen und Kohlekraftwerk
Erneuerbare Energien unterbieten zunehmend auch die Betriebskosten bestehender Kohlekraftwerke. (Foto: Frank Bothe / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0)

Laut einem neuen Bericht könnten Erneuerbare Energien den Schwellenländern Kosteneinsparungen in Höhe von 156 Mrd. US-Dollar einbringen. Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien fordert Länder daher auf, zügig aus der Kohle auszusteigen.

23.06.2021 – Der Anteil der Erneuerbaren Energien, deren Kosten unter der wettbewerbsfähigsten fossilen Brennstoffoption liegen, verdoppelte sich im Jahr 2020 – der neue Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) macht einmal mehr den Weg in eine saubere und gerechte Energiezukunft deutlich. 162 Gigawatt (GW) bzw. 62 Prozent der gesamten Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, die im letzten Jahr zugebaut wurden, wiesen niedrigere Kosten als die billigste neue fossile Brennstoffoption auf, haben die Studienautoren errechnet.

Der Bericht Renewable Power Generation Costs in 2020 zeigt, dass die Kosten für erneuerbare Technologien im Vergleich zum Vorjahr weiter deutlich gesunken sind: Solarthermie um 16 Prozent, Windenergie an Land um 13 Prozent, Windenergie auf See um 9 Prozent und Solarenergie um 7 Prozent. Damit unterbieten die Erneuerbaren Energien zunehmend auch die Betriebskosten bestehender Kohlekraftwerke.

Grünes Wachstum, Jobs und Klimaziele

Kostengünstige Erneuerbare Energien stellen für Industrie- und Entwicklungsländer ein starkes Geschäftsargument dar, um aus der Kohle auszusteigen und eine Netto-Null-Wirtschaft anzustreben. „Erneuerbare Energien sind heute die billigste Energiequelle“, kommentiert der Generaldirektor von IRENA Francesco La Camera die erfreulichen Zahlen. „Erneuerbare Energien bieten Ländern, die an Kohle gebunden sind, einen wirtschaftlich attraktiven Ausstiegsplan, der einerseits die Deckung des wachsenden Energiebedarfs sicherstellt und gleichzeitig Kosten spart, Arbeitsplätze schafft, das Wachstum ankurbelt und die Erreichung der Klimaziele ermöglicht.“ Er blicke optimistisch in die Zukunft, dass sich immer mehr Länder dafür entscheiden würden, ihre Wirtschaft mit Erneuerbaren Energien zu versorgen – um das Ziel Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen.

G20-Länder müssen jetzt Farbe bekennen

„Nach dem jüngsten Bekenntnis der G7 zu Netto-Null und dem Stopp der globalen Kohlefinanzierung im Ausland liegt es nun an den G20 und den Schwellenländern, diesen Maßnahmen zu folgen“, mahnt der IRENA-Chef, denn eine zweigleisige Energiewende könne sich die Welt nicht erlauben, „bei der einige Länder schnell grün werden und andere im fossilen System der Vergangenheit gefangen bleiben.“ Er fordert zu globale Solidarität auf –von der Technologieverbreitung bis hin zu Finanzstrategien und Investitionsunterstützung. Alle sollten und könnten von der Energiewende profitieren, so La Camera.

Von den 20 großen Industrie- und Schwellenländern der G-20-Gruppe, die den größten Teil der weltweiten CO2-Emissionen verursachen, haben sich laut aktuellem Renewables Global Stauts Report nur fünf Staaten ohnehin wenig ambitionierte Ziele für den Ausbau Erneuerbarer Energien gesetzt – und nur drei davon haben ihre Ziele erreicht. Deutschland gehört zwar dazu, konterkariert aber mit seiner aktuellen Klimapolitik und dem gerade vorgelegten Klimaschutzgesetz die Umsetzung der Energiewende und blockiert weiterhin den notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien. 15 Ländern der G20 fehlten im Jahr 2020 die Zielvorgaben für den Ausbau Erneuerbarer Energien in allen Sektoren.

Wind und Solar sind nachhaltige Kostenbremser

Die im letzten Jahr zugebauten Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien – vor allem Wind und Solar – werden die Stromkosten in den Schwellenländern um mindestens 6 Mrd. USD pro Jahr im Vergleich zum Zubau der gleichen Menge an fossil befeuerten Kraftwerken senken, berichtet IRENA. Zu Kosteneinsparungen kämen wirtschaftliche Vorteile und niedrigere CO2-Emissionen hinzu. Die 534 Gigawatt an Erneuerbaren Kapazitäten, die seit 2010 in den Schwellenländern zu niedrigeren Kosten als die billigste Kohleoption zugebaut wurden, senkten die Stromkosten um rund 32 Mrd. USD pro Jahr.

In den Jahren 2010 bis 2020 habe sich die Wettbewerbsfähigkeit von Solar- und Windenergietechnologien dramatisch verbessert: Innerhalb von zehn Jahren sanken die Kosten für Strom aus Solarenergie um 85 Prozent, aus Solarthermie um 68 Prozent, aus Windenergie an Land um 56 Prozent und aus Windenergie auf See um 48 Prozent. Mit rekordtiefen Auktionspreisen von aktuell 1,1 bis 3 US-Cent pro Kilowattstunde (kWh) unterbieten Solarenergie und Windenergie an Land durchweg selbst die billigste neue Kohleoption ohne jegliche finanzielle Unterstützung.

Kohlekraft ist nicht nur klimaschädlich, sondern auch unwirtschaftlich

Kohlekraft erweise sich hinsichtlich der Betriebskosten zunehmend als unwirtschaftlich. In den USA kosten etwa 149 GW bzw. 61 Prozent der gesamten Kohlekapazität mehr als die Kapazität der neuen Erneuerbaren Energien. Die Stilllegung und der Ersatz dieser Kraftwerke durch Erneuerbare Energien würde die Kosten um 5,6 Mrd. USD pro Jahr senken und 332 Mio. Tonnen CO2 einsparen, wodurch sich die Kohleemissionen in den USA um ein Drittel reduzieren würden. In Indien sind laut Bericht 141 GW an installierter Kohlekapazität teurer als die Kapazität der neuen Erneuerbaren Energien. Und auch in Deutschland gibt es kein bestehendes Kohlekraftwerk mit niedrigeren Betriebskosten als neue Solarenergieanlagen oder Windenergieanlagen an Land.

Weltweit kosten über 800 GW Strom aus bestehenden Kohlekraftwerken mehr als neue Solarenergieprojekte oder Windenergieprojekte an Land, die 2021 in Betrieb genommen werden. Die Stilllegung dieser Anlagen würde die Stromerzeugungskosten um bis zu 32,3 Mrd. USD pro Jahr senken und rund 3 Gigatonnen CO2 pro Jahr vermeiden. Dies entspreche 9 Prozent  der globalen energiebedingten CO2-Emissionen im Jahr 2020 oder 20 Prozent der Emissionssenkung, die bis 2030 für den im World Energy Transitions Outlook von IRENA skizzierten Fahrplan zum 1,5°C-Ziel erforderlich wäre.

Gute Prognose: Stromkosten aus Erneuerbaren Energien werden weiter sinken

Die Prognose von IRENA bis 2022 zeigt, dass die Kosten für Strom aus Erneuerbaren Energien weltweit weiter sinken werden: Windenergie an Land wird um 20 bis 27 Prozent günstiger als die billigste neue kohlebefeuerte Stromerzeugungsoption. 74 Prozent aller neuen Solarenergieprojekte, die in den nächsten zwei Jahren in Betrieb genommen werden und die im Rahmen von Auktionen und Ausschreibungen wettbewerbsfähig beschafft wurden, werden einen niedrigeren Zuschlagspreis als neue Kohleverstromung haben. „Der Trend bestätigt, dass kostengünstige Erneuerbare Energien nicht nur das Rückgrat des Stromsystems sind, sondern auch die Elektrifizierung von Endanwendungen wie Verkehr, Gebäude und Industrie ermöglichen und eine wettbewerbsfähige indirekte Elektrifizierung mit Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien erschließen werden“, sind sich die Energieexperten von IRENA sicher. na


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft