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PortugalKohleausstieg vollzogen

Wald, Stadt und zwei Kühltürme eines Kraftwerks
Das Kraftwerk Pego befindet sich neben der gleichnamigen Stadt in der Landesmitte Portugals. (Bild: CorreiaPM, Wikimedia Commons, Public Domain)

Der ursprüngliche Plan Portugals hieß Kohleausstieg 2030, dann wurde dieser auf 2023 vorgezogen. Nun ist er bereits erfolgt. Im Kraftwerk Pego wurde die Energiegewinnung aus Kohle beendet. Doch die Zukunft des Kraftwerks stößt auch auf Kritik.

25.11.2021 – 2017 noch, bei der Klimakonferenz in Bonn, wurde das Jahr 2030 als Ziel zum Ausstieg aus der Kohleenergie genannt. Anfang 2020 dann verkündete der portugiesische Premierminister António Costa, dass bei den beiden letzten verbliebenen Kohlekraftwerken Sines und Pego, Anfang 2023 beziehungsweise November 2021 die Energiegewinnung aus Kohle beendet wird. Dies ging einher mit der Planung eines neuen riesigen Wasserkraftwerks im Norden des Landes.

Schon ein halbes Jahr später wurde die Abschaltung des Kraftwerks Sines vom Betreiber EDP auf Januar 2021 vorgezogen. Gestiegene Preise im europäischen Emissionshandel und höhere Steuerbelastungen, sowie die zu diesem Zeitpunkt billigere Nutzung von Gas und langfristige Dekarbonisierungsstrategie, hin zu Erneuerbaren Energien, hatten EDP zu diesem Schritt veranlasst.

Nachdem nun auch im Kraftwerk Pego, zehn Tage früher als geplant, Anfang der Woche die Kohleverbrennung zur Fernwärmeerzeugung beendet wurde, ist Portugal das vierte Land in Europa, das den Kohleausstieg vollzogen hat. Belgien war 2016 das erste europäische Land. 2020 folgten Schweden und Österreich. 2022 wird es in Frankreich so weit sein, 2024 dann in Großbritannien und 2025 in Italien, Irland, Ungarn und Griechenland. Das geht aus einer Auflistung der Nichtregierungsorganisation Europe Beyond Coal zurück.

Energiewendevorreiter

Kathrin Gutmann von Europe Beyond Coal sieht Portugal als perfektes Beispiel dafür, wie mit einem angekündigten Kohleausstieg dieser zwangsläufig beschleunigt wird. „Die Vorteile eines Umstiegs auf Erneuerbare Energien sind so groß, sobald der Umstieg eingeleitet wurde, macht es nur noch Sinn so schnell wie möglich aus der Kohle auszusteigen“, so Gutmann.

Nach Norwegen produziert inzwischen kein Land so viel Strom aus Erneuerbaren Energien wie Portugal. Im Ersten Quartal dieses Jahres produzierte das Land 79,5 Prozent des benötigten Stroms aus Erneuerbaren Energien, allen voran der Wasserkraft (44 Prozent) und Windenergie (28 Prozent). Die Solarenergie spielte in diesem Zeitraum mit zwei Prozent eine untergeordnete Rolle.

Doch das Beispiel eines Solarparks an der portugiesischen Algarve zeigt, dass auch dieser Bereich ausgebaut wird und lukrativ ist. Der Park mit seinen 700.000 Modulen und 219 Megawatt Leistung ist die größte Solaranlage Europas, die ohne staatliche Förderung auskommt. Der Ausbau der Photovoltaik ist wichtig, vor allem angesichts wiederkehrender Dürreperioden, die die Energiegewinnung aus Wasserkraft beeinträchtigen.

Falsche Umrüstung

Nach Wasserkraft und Windenergie war im ersten Quartal 2021 Erdgas wichtigster Energielieferant zur Stromerzeugung. Gutmann warnt davor weiter auf diese Energieform zu setzen und auszubauen. Es bestehe die Gefahr, dass Kohlekraftwerke umgerüstet werden für den Einsatz mit Gas oder nicht-nachhaltige Biomasse.

Tatsächlich plant der Betreiber des Pego Kraftwerks, die spanische Endesa, die Umrüstung auf die Verbrennung von Holz-Pellets. Francisco Ferreira, Präsident der portugiesischen Organisation ZERO, zeigt sich bestürzt über die Pläne. „Der Abschied vom größten Treibhausgasverursacher Kohle ist ein besonderer Tag für Portugal. Aber dieser ist versauert mit dem Plan in dem Kraftwerk Wälder zu verbrennen“, so Ferreira.

Es besteht die Gefahr der Verbrennung von Holz aus vormals intakten Ökosystemen, da für die umgerüsteten Biomassekraftwerke viel Energie benötigt wird, die allein aus Holz-Abfallprodukten nicht gestemmt werden kann. In Deutschland konnten beim Hamburger Kohlekraftwerk Tiefstack entsprechende Pläne nach Protesten von Umweltverbänden erst einmal abgewendet werden. mf


Kommentare

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Gudula Bischoff 27.11.2021, 12:49:19

Super, das sollte sich Deutschland mal eine Scheibe von abschneiden

Ruth 08.02.2022, 09:08:25

Hört sich gut an, aber ich erinnere sehr gut, dass schon in zurückliegenden Jahrzehnten die weltweit boomenden Wasserkraftwerke leider alllzuoft auch wieder reichlich Umweltprobleme erzeugten, sodass mit Recht gegen sie protestiert wurde. Ist das hier nicht der Fall ?

Wenn schon Wassermangel die Stromproduktion einschränkt, dann bleibt die Frage, wie diese Probleme nachhaltig zu lösen seien!

Wasser Kreisläufe benötigen Agrar Ökologie und Böden die stabilisiert werden von Wäldern, oft gibt es ungeklärte Fragen zu diesen Ökosystemfragen. Ich täte hoffen, dass das Wissen hierzu mit wächst, anstatt, dass die Wälder, die für ausgeglichene Wasser Kreisläufe auch gebraucht werden,einfach verfeuert werden, das wäre kein Fortschritt!

 

solidarisch

Ruth


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