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Nachhaltige LieferkettenMenschenrechte auf Plantagen einhalten

Bananenstaude
Oxfam und weitere Organisationen beschuldigen Rewe und Edeka, die Einhaltung der Menschenrechte bei einigen Zulieferern nicht ausreichend zu beachten. Nun haben sie Beschwerde wegen Verstoßes gegen das Lieferkettengesetz eingereicht (Bild: Arminas Raudys / pexels).

Mehrere Hilfsorganisationen berichten von Missständen auf Plantagen, die deutsche Lebensmittelgroßmärkte beliefern. Gegen Rewe und Edeka reichten Oxfam und Co. nun Beschwerden beim BAFA wegen Verstößen gegen das Lieferkettengesetz ein.

07.11.2023 – Mehrere NGOs, darunter Oxfam und Misereor, haben beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Beschwerde gegen die Lebensmittelmärkte Rewe und Edeka eingereicht. Auf den Plantagen mehrerer ihrer Zulieferer werde regelmäßig gegen Menschenrechte verstoßen, lautet der Vorwurf. Die Supermärkte bestreiten dies.

Unwürdige Arbeitsbedingungen

Oxfam berichtet, im Kontakt mit einer Reihe von Arbeitern und Gewerkschaften verschiedener Plantagen zu stehen, die von menschenunwürdiger Behandlung berichten. Die Arbeiter würden nicht ausreichend gegen Pestizide geschützt, die auf den Plantagen versprüht werden. Giftduschen aus dem Flugzeug gäbe es etwa zweimal die Woche, die Arbeiter würden nicht von den Plantagen geholt oder zumindest informiert, Mundschutz oder Schutzkleidung gäbe es auch nicht.

Weiterhin würden die Plantagenarbeiter häufig deutlich unter Mindestlohn bezahlt. Besonders ältere und weibliche Arbeiter würden zusätzlich diskriminiert. Frauen erhielten eine noch geringere Bezahlung. Berichtet wird zudem von mehreren Hundert Arbeitern, die entlassen wurden, kurz bevor sie lange genug für eine Plantage gearbeitet haben, um einen bescheidenen Rentenanspruch zu haben. Gegen Protest werde wiederum hart vorgegangen: Wer sich wehrt, werde misshandelt oder entlassen.

Schwerpunkt der Verstöße seien Ananas- und Bananenplantagen auf Costa Rica und in Ecuador, berichtet die Tagesschau.

Lieferketten nachverfolgen

Oxfam gibt an, mit den großen deutschen Lebensmitteländlern im Austausch zu stehen und sie bereits vor einigen Monaten auf die Vorwürfe aufmerksam gemacht zu haben. Aldi und Lidl seien daraufhin mit den Plantagengewerkschaften vor Ort und den Zulieferern in den Dialog getreten, Rewe und Edeka verließen sich hingegen blind auf zweifelhafte Nachhaltigkeitssiegel. Ob die von Aldi und Lidl eingeleiteten Schritte etwas ändern, ist noch nicht abzusehen.

Rewe und Edeka bestreiten die Vorwürfe und betonen jeweils, sich für nachhaltige Lieferketten einzusetzen. Edeka berichtet, einem entsprechenden Hinweis von Oxfam nachgegangen zu sein. Dieser habe sich jedoch nicht bestätigt.

Die Kritik der Umweltorganisation richtet sich auch gegen Zertifizierungen und Siegel, die ihre Standards vernachlässigen und so Zulieferer und Produkte weiß- bzw. grünwaschen. Der übermäßige oder unsachgemäße Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln ist bereits seit Langem umstritten. Auch fossile Brennstoffe in der Lebensmittelproduktion rückten kürzlich in den Medienfokus.

Verantwortung übernehmen

In Deutschland gilt seit Beginn des Jahres das sogenannte Lieferkettengesetz. Demnach müssen Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern ihre globalen Lieferketten nachverfolgen und für die Einhaltung gewisser Menschenrechts- und Umweltstandards Rechnung tragen.

Die Beschwerde der Hilfsorganisationen ist entsprechend einer der ersten Fälle, dem das BAFA nachgehen muss. Schwere Verstöße können mit einem Bußgeld von bis zu acht Millionen Euro oder zwei Prozent des Jahresumsatzes geahndet werden. Weiterhin ist es möglich, Unternehmen von öffentlichen Ausschreibungen auszuschließen.

Ein länderübergreifendes Lieferkettengesetz wird auf EU-Ebene noch diskutiert. Mehrere NGOs hoffen auf schärfere Richtlinien, die dann auch für Deutschland gelten würden. jb


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