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GüterverkehrIn die falsche Richtung

Ein Güterwaggon an einem Hafen, beladen mit Containern. Im Hintergrund stapeln sich weitere Container.
Für den Klimaschutz müssten deutlich mehr Güter auf die Schiene verlagert werden. (Bild: Manuela, pixabay, Public Domain)

Für den Klimaschutz soll der Anteil des Güterverkehrs auf der Schiene wachsen. Doch neueste Zahlen zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist. Der Handlungsdruck für die Ampel-Koalition steigt.

22.12.2021 – Über 4,5 Milliarden Tonnen an Gütern wurden 2020 in oder über Deutschland bewegt. Besonders klimafreundlich gelingt das per Schiene. Laut Berechnungen des Umweltbundesamtes transportiert ein Güterzug im Vergleich zum Lkw Waren pro Tonne und Kilometer mit einem Siebtel des CO2-Ausstoßes.

Doch klimafreundlich ist der Warenverkehr in Deutschland nicht. Denn 72,6 Prozent der Verkehrsleistung im Gütertransport erfolgte 2020 per Lkw, deren Anteil damit um fast eineinhalb Prozentpunkte stieg. Das geht aus einem noch unveröffentlichten Bericht „Verkehr in Zahlen“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) vor, der dem Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene vorliegt.

Nur 18 Prozent des Güterverkehrs dagegen fand auf der Schiene statt. Und damit sogar 0,6 Prozentpunkte weniger als noch 2019. In absoluten Zahlen sank die beförderte Menge auf der Schiene um mehr als 40 Millionen Tonnen. „Der Güterverkehr in Deutschland steuert in die völlig falsche Richtung. Nirgends sind die Altlasten im Klimaschutz für die neue Bundesregierung so hoch wie im Verkehr“, kritisiert Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. Dabei hatte schon die alte Regierung deutlich mehr Investitionen in den Schienenverkehr und das Ziel eines Anteils des Güterschienenverkehrs von 25 Prozent am gesamten Warenverkehr 2030 als Ziel ausgegeben.

Zu wenig von der alten Regierung

Immerhin stiegen die Investitionen in die Schieneninfrastruktur seit 2014 fast jedes Jahr an, von 49 Euro pro Kopf auf 88 Euro pro Kopf im Jahr 2020. Doch im europäischen Vergleich ist das noch immer wenig, insbesondere für ein wirtschaftsstarkes und zentrales Land in Europa. Neun andere europäische Länder investieren zum Teil deutlich mehr, gemessen an ihrer Bevölkerung. Noch eklatanter: die Prioritäten bei den Investitionen lagen in Deutschland auch 2020 bei Fernstraßen. 52 Prozent staatlicher Investitionen auf Bundesebene flossen in Erhalt, Neu- und Ausbau von Straßen.

Wie der Bundesrechnungshof kürzlich kritisierte, flossen sogar Mittel, die eigentlich für die Stärkung des Schienengüterverkehrs gedacht waren, in klimaschädliche Verkehrsinfrastruktur. Zwischen 2007 und 2020 standen dem Bundesverkehrsministerium demnach 268 Millionen Euro für das Förderprogramm „Gleisanschlüsse“ zur Verfügung. Doch davon flossen gerade mal 38 Prozent, also 110 Millionen Euro tatsächlich in Gleisanschlüsse. Mit 124 Millionen Euro dagegen finanzierte das Ministerium unter der Leitung der CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer und seiner Vorgänger Ramsauer, Schmidt, und Dobrindt Autobahnen, Landstraßen und Flughäfen.

Die neue Regierung will es anders machen

Die neue Bundesregierung kündigt in ihrem Koalitionsvertrag zumindest an, es anders zu machen. Es soll „erheblich mehr in die Schiene als in die Straße“ investiert werden. Auch sollen die Milliarden Einnahmen aus die Lkw-Maut künftig nicht nur für die Straße, sondern den ganzen Mobilitätssektor eingesetzt werden. „Von dieser Öffnung der Finanzkreisläufe wird die Schiene stark profitieren“, sagt Martin Burkert, Vorstand der Allianz pro Schiene.

An einem Anteil von 25 Prozent Güterverkehr auf der Schiene bis 2030 will die neue Bundesregierung festhalten. Zumindest in den kommenden zwei Jahren ist die Prognose laut Bundesministerium für Digitales und Verkehr deutlich besser. Demnach wird die Eisenbahn im Güter- und auch im Personenverkehr 2022 und 2023 stärker wachsen als alle anderen Verkehrsträger.

Dass ein Anteil von 25 Prozent Güterschienenverkehr oder sogar deutlich mehr machbar ist, zeigen derweil andere europäische Staaten. Vor allem die baltischen Staaten agieren auf einem anderen Niveau. In Lettland kommt die Schiene im Güterverkehr auf Marktanteile von 70 Prozent, In Litauen sind es 67 Prozent und in Estland 42 Prozent. Deutschland befindet sich hierbei im europäischen Vergleich im Mittelfeld. In weiteren Staaten wie Frankreich und Spanien ist der Anteil deutlich niedriger. mf


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