Menü öffnen

Pkw-NeuzulassungenRückläufige Zahlen trügen

Viele Autos stehen auf einer großen Straße
Trotz rückläufiger Neuzulassungen, mehr Autos bedeuten mehr Blechlawinen auf den Straßen. (Bild: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons))

Weniger Neuwagen und weniger Verbrenner wurden im letzten Jahr in Deutschland neu zugelassen. Das klingt nach guten Nachrichten für Klima- und Umweltschutz, doch Lieferengpässe, SUVs und umstrittene Plug-in-Hybride schmälern den Blick.

07.01.2022 – Um 10 Prozent brach der Verkauf von Pkws in Deutschland 2021 gegenüber dem Vorjahr ein. Das geht aus dieser Woche veröffentlichten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes hervor. Gut 2,62 Millionen Neuzulassungen registrierte das Bundesamt im vergangenen Jahr. Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), zeigt sich betrübt: „Der Pkw-Markt hat im vergangenen Jahr alle überrascht, leider nicht positiv. Statt einer Erholung nach dem Einbruch in der Corona-Krise sanken die Neuzulassungen weiter ab. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 verzeichnen wir insgesamt eine Million Neuzulassungen weniger.“

Doch für Klima- und Umweltschutz ist jeder nicht neu zugelassene Wagen, besonders wenn es sich um diesel- oder benzinbetriebene Pkws handelt, einer weniger, der für CO2, Stickoxide und Feinstaub sorgt. In diesem Sinne sind auch der Rückgang an Neuzulassungen von Benzinern um 28,6 Prozent und 36 Prozent weniger Neuzulassungen von Dieseln gegenüber dem Vorjahr grundsätzlich positiv zu bewerten. Demgegenüber stieg der Anteil alternativer Antriebe bei den Neuzulassungen. E-Autos erreichten einen Zuwachs von 83,3 Prozent gegenüber 2020. Plug-in-Hybride verzeichneten ein Plus von 62,3 Prozent.

Förderung für Plug-in-Hybride strittig

Das liegt vor allem an den großzügigen Fördermitteln, die auch unter der neuen Bundesregierung für den Kauf eines elektrisch betriebenen Pkw vergeben werden. Bei reinen E-Autos gibt es bis zu 9.000 Euro Förderung, bei Plug-in-Hybriden bis zu 6.750 Euro. Gefördert wurden die teils mit Verbrenner, teils elektrisch betriebenen Wagen im letzten Jahr, wenn diese höchstens 50 Gramm CO₂ pro Kilometer emittieren oder eine rein elektrische Mindestreichweite von 40 Kilometern haben.

Ab diesem Jahr gilt eine elektrische Mindestreichweite von 60 Kilometern. Ab 2023 plant die Ampel-Koalition eine Mindestreichweite von 80 Kilometern und dafür den Wegfall des CO2-Ausstoßes als Maßstab. Doch Expert:innen bezweifeln den Nutzen der Plug-in-Hybride für Klima und Umwelt.

Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclub VCD, fordert im Gespräch mit der energiezukunft: „Die derzeitige Förderung von Plug-In-Hybriden muss schnellstens beendet werden. So fahren diese Fahrzeuge im Schnitt überwiegend nicht elektrisch und wird der Doppelantrieb vor allem in SUV angeboten. Das ist nicht ökologisch und darf nicht weiter gefördert werden.“

Auch der Absatz von SUVs insgesamt legte im letzten Jahr zu. 7,5 Prozent mehr Geländelimousinen wurden im letzten Jahr gegenüber 2020 neu zugelassen. SUVs machen damit inzwischen ein Viertel aller Neuwagen aus. Dabei nehmen sie deutlich mehr Platz in Anspruch, der vor allem in Städten rar ist, stoßen pro gefahrenen Kilometer erheblich mehr Abgase aus und sind in der Herstellung sehr viel ressourcenintensiver.

Engpässe in den Lieferketten

2022 indes könnten die Zulassungen von Neuwagen wieder deutlich zulegen. Denn der verringerte Absatz im vergangenen Jahr war laut Angaben des VDIK größtenteils unfreiwillig. „Der Auto-Markt lief 2021 mit angezogener Handbremse. Die Kunden wollten Gas geben und mehr Autos kaufen. Aber die Hersteller konnten wegen der Produktionsengpässe nur teilweise liefern“, so Reinhard Zirpel. Vor allem der weltweite Mangel an Halbleiterprodukten für die Elektronik im Auto führte zu Produktionsengpässen. Die Auftragsbücher der Automobilkonzerne hingegen seien voll.

Der VCD weist zudem daraufhin, dass sich der 2021 vollzogene Rückgang der Neuzulassungen vor dem Hintergrund hoher Milliardengewinne von Autokonzernen wie Volkswagen, BMW und Daimler abgespielt habe. „Finanzieller Spielraum für notwendige Innovationen in umweltfreundlichere Mobilität ist in der Autoindustrie mehr als genug vorhanden. Jetzt gilt es, alle Potenziale der Elektromobilität zu heben“, so Michael Müller-Görnert, der zugleich deutlich macht: „Für ein Gelingen der Verkehrswende brauchen wir aber nicht mehr, sondern viel weniger Autos.“ mf


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft