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TiefseebergbauStrahlende Manganknollen

Ein Tiefseekrake sitzt auf einer Manganknolle am Grund des Peru-Beckens (Pazifik).
Ein Tiefseekrake sitzt auf einer Manganknolle am Grund des Peru-Beckens im Pazifik (Bild: Alfred-Wegener-Institut / OFOS-Team).

In der Diskussion um Tiefseebergbau wird oft der Schutz des Meeresgrunds industriellen Rohstoffinteressen gegenübergestellt. Neben der Umwelt könnten die Knollen jedoch auch Menschen schädigen. Denn die vermeintlichen Schätze strahlen – radioaktiv.

30.05.2023 – Manganknollen sind seit einiger Zeit im Fokus vieler Unternehmen. Ein Abbau könnte gefragte Rohstoffe liefern, wäre aber mit ungewissen ökologischen Kosten und Klimaschäden verbunden. Doch nicht nur das: Forscher fanden nun heraus, dass die Manganknollen radioaktiv strahlen und somit die Gesundheit der Menschen gefährden könnte, die sie abbauen und verarbeiten würden.

Rohstoffe aus der Tiefsee

Polymetallische Knollen, auch Manganknollen genannt, sind etwa so groß wie Kartoffeln und bedecken den Boden verschiedener Gebiete der Tiefsee. Das größte Vorkommen befindet sich in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) im Nordostpazifik, in etwa zwischen Mexiko und Hawaii. Die Knollen liegen in 4000 bis 6000 Metern Tiefe und sind über Millionen von Jahren durch Ablagerungen entstanden. Sie enthalten wertvolle Metalle, zu denen Kupfer, Nickel, Kobalt und Seltene Erden in unterschiedlichen Mengenanteilen gehören.

Industrie und Politik liebäugeln bereits seit einigen Jahren mit dem Abbau der Rohstoffe in der Tiefsee. Das steigende Interesse hat auch mit der grünen Wende zu tun. Denn für die neuen Technologien werden andere Rohstoffe in größeren Mengen benötigt als bisher. In einer Studie zeigte Greenpeace allerdings erst kürzlich, dass die Rohstoffe aus der Tiefsee nicht notwendig sind, um den steigenden Bedarf zu decken.

Strahlende Schätze

Im Rahmen des Projekts untersuchten Forschende in einem internationalen Konsortium von über 30 Partnerinstitutionen, wie sich der Tiefseebergbau auf die Ökosysteme im Pazifik auswirken würde. Dabei stellten sie unter anderem fest, dass die Knollen radioaktive Strahlung abgeben. Neben den Folgen für maritime Ökosysteme könnte der Tiefseebergbau deshalb auch für die Menschen gefährlich werden, die ihn betreiben und die Knollen weiterverarbeiten.

Die äußere Schicht der Knollen enthält natürliche radioaktive Stoffe, deren Strahlungswerte deutsche Grenzwerte um das Hundert bis Tausendfache überschreiten. Bereits bei geringfügig höheren Werten werde in Deutschland eine Gefahrenprüfung durchgeführt, erklären die Forschenden und betonen, dass der Strahlenschutz dringend mitgedacht werden müsse.

„Obwohl wir aus früheren Studien wussten, dass wir in den Knollen mit einer beträchtlichen Radioaktivität rechnen müssen, hat uns die tatsächlich gemessene Höhe doch überrascht“, erklärt Walter Geibert, Forscher am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, der die Studie mitverfasst hat, in einer Pressemitteilung. Besonders die hohe Bildungsrate des radioaktiven Edelgases Radon sei ein neuer Befund. Der ungeschützte Umgang mit Manganknollen stelle so ein potenzielles Gesundheitsrisiko dar.

„Auch in den angestrebten Produkten aus Manganknollen dürften sich einige radioaktive Stoffe anreichern, so zum Beispiel Actinium-227 in den Seltenen Erden“, sagt Geibert. Die Befunde beziehen sich bisher ausschließlich auf Manganknollen aus der CCZ.

Tiefseebergbau regulieren

Bisher wird Tiefseebergbau noch nirgendwo kommerziell betrieben. Die internationale Meeresbehörde ISA entscheidet im Juli über konkrete Regelungen des Abbaus. Die Zeit drängt, denn bestehende Anfragen um Lizenzen müssen innerhalb einer zwei Jahresfrist bearbeitet werden.

Da bisher keine Rahmenbedingungen für den Tiefseebergbau existieren, besteht die Gefahr, dass Lizenzen für den Abbau ohne spezielles Regelwerk und somit wohl nicht ausreichenden Umwelt- und Gesundheitsauflagen genehmigt werden.

Noch ist unklar, in welchem Rahmen es Lizenzen geben wird. Umwelt- und Klimaschützer hoffen auf eine klare Regulierung des Tiefseebergbaus, viele fordern auch ein Moratorium. jb


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